Bis zu 3000 Dollar pro VM: Analysten warnen vor teurem Umstieg von VMware

Die gestiegenen Lizenzkosten für VMware drängen vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen zum Wechsel. Der ist allerdings auch nicht günstig.

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Server in einem Rechenzentrum

(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Umstieg von VMware auf andere Virtualisierungsplattformen kann Unternehmen bis zu 3000 US-Dollar pro virtueller Maschine kosten. Das ergab eine Untersuchung des IT-Marktforschers Gartner. Eine vollständige Migration von Broadcoms Plattform dauert zwischen 18 und 48 Monaten und bindet Personal aus den Bereichen Systemarchitektur, Sicherheit und Datenbanken sowie der Beschaffungsabteilung. Mit einem Wechsel gehen auch Risiken und weitere Kosten einher.

Bei einer Migration mit Unterbrechung des Betriebs rechnen die Analysten fĂĽr jede VM mit Kosten zwischen 500 und 1000 US-Dollar. Live-Migrationen sind zwei- bis dreimal so teuer. Pro Terabyte Speicherplatz kommt ein Betrag von 50 bis 150 US-Dollar hinzu. Noch nicht eingerechnet sind die Kosten fĂĽr neue Hard- und Software sowie das Testen von Anwendungen und Equipment. Als Grundlage fĂĽr die Berechnungen gehen die Analysten von einem Unternehmen aus, das ĂĽber einen externen Dienstleister mehr als 2000 virtuelle Maschinen auf ĂĽber 100 Servern betreibt.

In der Summe ebenfalls nicht berücksichtigt ist eine geringere Produktivität durch veränderte Prozesse im Unternehmen und Schulungen für den Umgang mit neuer Software. Außerdem müssen Führungskräfte damit rechnen, dass die Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit der virtuellen Maschinen zunächst geringer ist. Bestehende Verträge mit Kunden, denen etwa geringe Ausfallzeiten zugesichert wurden, lassen sich schwieriger erfüllen.

Wollen Unternehmen den Umfang der benötigten Aufgaben ermitteln, müssen sie im ersten Monat zwischen sieben und zehn Vollzeitangestellte abstellen. In den folgenden neun Monaten brauchen sie bis zu sechs Leute zur Evaluation der VMware-Alternativen. Der übrige Personalbedarf hängt von der Anzahl der VMs und der Komplexität des Wechsels ab. Bei mittelgroßen Unternehmen rechnen die Analysten mit einem Zeitraum von etwa zwei Jahren, um die Abhängigkeiten von Broadcom aufzulösen und den Wechsel zu vollziehen.

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Obwohl Unternehmen einen Umstieg von VMware in Betracht ziehen, ist bisher wenig passiert. "Jeder fragt, was andere tun, aber letztlich tut niemand wirklich etwas", so Gartner-Analyst Michael Warrilow gegenüber The Register. Differenzierter betrachtet Senior Director Tony Harvey die Situation: "Es gibt Kunden, die VMware verlassen. Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um kleine und mittelgroße Betriebe", stellt er fest. Ihre Infrastruktur sei weniger komplex als bei größeren Firmen. "Für sie ist der Umstieg aufwendiger und teurer."

Warrilow begründet den schwierigen Wechsel mit der Wahrnehmung von VMware. Kunden sähen Broadcom primär als Zulieferer einer Virtualisierungsplattform. Das Unternehmen versorgt seine Kunden aber auch mit Netzwerkdienstleistungen, Speicher und Verwaltungsanwendungen. Der Umstieg sei bei diesen Komponenten schwieriger als der Wechsel des Hypervisors und müsse deshalb zuerst berücksichtigt werden.

Darüber hinaus rät Warrilow den Unternehmen, einen geplanten Umstieg auf Alternativen wie die OpenShift-Virtualisierung von Red Hat möglichst zeitnah anzugehen. Weil Broadcom inzwischen Zwei- oder Dreijahresverträge vergibt, sei ein neues Lizenzabkommen für die meisten Kunden unumgänglich, bis der Wechsel abgeschlossen ist. Obwohl die weitere Preisgestaltung von VMware-Produkten noch unklar ist, sehen die Analysten eine Tendenz: "Ich kenne die Pläne von Broadcom nicht, aber es würde mich nicht überraschen, wenn es künftig zu weiteren Preiserhöhungen käme", meint Harvey.

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Broadcom-CEO Hock Tan zeigt sich angesichts der Wechselbereitschaft unbeeindruckt. Die Kunden, die sich beschwert hätten, seien in der Minderheit, sagt er gegenüber der Financial Times. Stattdessen wirft er ihnen kurzsichtiges Handeln vor und erwartet eine Rückkehr. "Wenn der anfängliche Ärger verflogen ist und die Kunden darüber nachdenken, welche Leistungen sie von uns bekommen, werden sie zurückkehren", meint Tan. "Wir sind mit den aktuellen Ergebnissen recht zufrieden", ergänzt er.

(sfe)