Chinesischer Fusionsforschungsreaktor hält 18 Minuten lang 100 Millionen Grad

Am Fusionsforschungsreaktor EAST ist ein neuer Rekord bei Einschlussdauer und Temperatur des Plasmas aufgestellt worden. Davon soll auch der ITER profitieren.

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Chinesischer Fusionsforschungsreaktor EAST

Chinesischer Fusionsforschungsreaktor EAST: entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem funktionsfähigen Fusionsreaktor

(Bild: HFIPS)

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In China ist ein neuer Rekord in der Kernfusionsforschung aufgestellt worden: Am Fusionsreaktor Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) ist es gelungen, knapp 18 Minuten lang ein Plasma mit einer Temperatur von ĂĽber 100 Millionen Grad Celsius zu erhalten.

Der Plasmabetrieb sei fĂĽr 1.066 Sekunden aufrechterhalten worden, berichtet die chinesische Akademie der Wissenschaften. Das Plasma habe dabei eine Temperatur von etwa 104 Millionen Grad erreicht.

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Temperatur und Einschlusszeit sind zwei wichtige Faktoren fĂĽr den Einsatz der Kernfusion fĂĽr die Erzeugung von elektrischem Strom. Ein dritter ist die Plasmadichte. DarĂĽber machte die Akademie der Wissenschaften keine Angaben.

"Eine Fusionsanlage muss über Tausende Sekunden hinweg einen stabilen Betrieb mit hohem Wirkungsgrad erreichen, um eine sich selbst erhaltende Plasmazirkulation zu ermöglichen, die für die kontinuierliche Stromerzeugung in künftigen Fusionskraftwerken unerlässlich ist", sagte Song Yuntao, Direktor des Instituts für Plasmaphysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (Institute of Plasma Physics, Chinese Academy of Sciences, ASIPP). Der jetzt aufgestellte Rekord sei ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem funktionsfähigen Fusionsreaktor.

EAST ist ein experimenteller Fusionsreaktor in Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui. Dort arbeiten Wissenschaftler seit 2006 an der Umsetzung der Kernfusion, bei der Kerne der Wasserstoffisotope Deuterium (D) und Tritium (T) verschmolzen werden.

Um die Abstoßung der Kerne zu überwinden, sind sehr hohe Temperaturen von über 100 Millionen Grad Celsius erforderlich. Die Bedingungen werden in einer ringförmigen Reaktorkammer, der Tokamak, erzeugt, in der das Plasma in einem Magnetfeld gehalten wird. Kollidieren in dem Plasma Ionen, stoßen sie sich nicht gegenseitig ab, sondern verschmelzen. Dabei wird ein Neutron sowie viel Energie freigesetzt.

Am EAST wurde bereits mehrere Rekorde aufgestellt: Ende 2021 wurde ein Plasma 1.056 Sekunden lang bei einer Temperatur von 70 Millionen Grad Celsius erhalten. 2023 gelang es, ein 100 Millionen Grad Celsius heiĂźes Plasma 403 Sekunden lang stabil zu halten.

Von den Erkenntnissen, die am EAST gewonnen werden, soll auch der Forschungsreaktor International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) profitieren. An dem Projekt in Cadarache in SĂĽdfrankreich sind 35 Nationen beteiligt, darunter auch China.

(wpl)