Benzinsparender Routenplaner

Neuartige Satellitennavigationssysteme helfen Fahrern beim umweltfreundlichen Vorwärtskommen.

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Von
  • Duncan Graham-Rowe

Neuartige Satellitennavigationssysteme helfen Fahrern beim umweltfreundlichen Vorwärtskommen.

Klassische Navis wandeln sich – vom einfachen Routenplanungsgerät, das dem Fahrer den schnellsten Weg an sein Ziel weist, hin zur ausgefeilten Benzinsparhilfe. Das deutsche Zulieferunternehmen Bosch hat nun eine Technik entwickelt, die das noch deutlich besser können soll als simple Systeme zur Stauumgehung: Sie kalkuliert auch das Gewicht des Fahrzeuges, die Aerodynamik, Motorgröße, Getriebe und sogar das Fahrverhalten des Menschen hinter dem Lenkrad mit ein. "ECO2" genannt, soll das Verfahren den Benzinverbrauch im Schnitt um neun Prozent senken, die durchschnittliche Reisezeit gleichzeitig aber nur um maximal neun Prozent erhöhen.

Herkömmliche Navis wie die von TomTom oder Garmin berechnen ihr Benzinsparverhalten anhand der auf einer Strecke vorhandenen Geschwindigkeitsbegrenzungen und der Anzahl und Art der Abzweigungen und Kreuzungen auf der Strecke. Doch eine Route muss für Fahrzeug und Fahrer nicht immer gleich sein, sagt Stefan Meyer von der Bosch-Abteilung Car Multimedia in Hildesheim. Beispielsweise beschleunigen einige Fahrzeuge effizienter als andere.

Außerdem kann eine bestimmte Strecke für einen umsichtigen Fahrer zwar benzinsparend sein, wer jedoch gerne etwas flotter unterwegs ist, erreicht nicht unbedingt sein Sparziel. Bei ECO2 kann der Fahrer deshalb vorab seinen Fahrstil auswählen: "schnell", "normal" oder "wirtschaftlich". Der Algorithmus wählt dann anhand dieser Vorgabe die richtige Route.

Das neue Bosch-System wird mit dem Bordcomputer des Fahrzeugs verbunden, um alle notwendigen Details abzufragen – Motorgröße, verwendeter Treibstoff, Getriebe sowie auch Luft- und Rollwiderstand. Daraus bestimmt ECO2 geschwindigkeitsabhängige Verbrauchskurven – wie viel Treibstoff ein Fahrzeug unter verschiedenen Fahr- und Straßenbedingungen verbraucht. "Wenn man sich von A nach B bewegt, berechnet der Algorithmus also all die kleinen Distanzen einer Strecke, die den geringsten Spritverbrauch versprechen", sagt Meyer.

Das garantiert natürlich nicht, dass der Fahrer unterwegs an jedem Stau vorbeikommt. ECO2 ist deshalb mit bestehenden Navifunktionen verbunden, die solche Daten liefern. Es ist daher entweder als Standalone-Gerät oder als eine Software-Ergänzung für andere Navis gedacht.

Die Konkurrenz von Bosch konzentriert sich unterdessen ebenfalls verstärkt auf Spritsparfunktionen. Econav, ein direkter ECO2-Konkurrent, wurde im letzten Jahr von der spanischen Firma Vexia vorgestellt. Es nutzt neben dem Fahrzeugtyp auch die Anzahl der Passagiere, um besser ermitteln zu können, welches Fahrverhalten auf der gewünschten Strecke angebracht wäre. Während der Fahrt gibt das System dann Tipps, wann geschaltet und wann weniger stark beschleunigt werden sollte.

David Elder, britischer Country-Manager bei Vexia, ist skeptisch, ob die zusätzlich vom Bosch-System gesammelten Infos wirklich viel helfen werden. "Ich würde eher annehmen, dass die optimale Route sich nicht von Fahrzeug zu Fahrzeug unterscheidet." Bei kurzen Reisen könne das stimmen, entgegnet Bosch-Mann Meyer. Bei längeren Strecken sei aber eine Anpassung sinnvoll. ECO2 soll noch im Sommer in Produktion gehen und dann in Einbau-Navis integriert werden. Welche Modelle das sein werden und in welchen Stückzahlen, verrät Bosch derzeit noch nicht.

John Holland, Chef des britischen Telematikspezialisten Journey Dynamics, hält die Auswertung von Verkehrsdaten ebenfalls für wichtig beim Spritsparen. "Kann man Staus und Langsamfahrstellen umgehen, muss man auch nicht so viel bremsen und wieder beschleunigen." Allerdings habe das Fahrerverhalten den insgesamt größten Einfluss. Bekomme dieser ein Feedback, wenn er zu stark aufs Gas trete, spare das am meisten. Meyer sieht das ähnlich: Deshalb arbeite Bosch auch daran.

Holland kritisiert allerdings, dass die von ECO2 im Durchschnitt vorausgesetzten 9 Prozent Reisezeiterhöhung zu hoch sind. "Es gibt starke Indizien dafür, dass wirtschaftliches Fahren die Route nicht verlängern muss. Es bedeutet nämlich nicht, dass man künftig wie eine Oma über die Autobahn kriecht." (bsc)