"0% Bürokratie, 100% digital": Estland digitalisiert die letzte Behördenleistung

In Estland kann man jetzt digital eine Scheidung beantragen und abschließen. Damit hat das Land alle Behördengänge digitalisiert und "Bürokratie eliminiert".

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Tasten auf einer Tastatur, eine zeigt die estnische Flagge, eine weitere ist blau und hat die Beschriftung "digital"

(Bild: xtock/Shutterstock.com)

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Estland hat es nach eigenen Angaben geschafft, alle Behördenleistungen zu digitalisieren und ist damit "endlich 100 Prozent digital". Das teilte die Regierung des baltischen Staats jetzt mit und erklärte, dass zuletzt Scheidungen digitalisiert wurden. Ehepaare, die sich trennen wollen, können demnach seit Dezember die dafür nötigen Anträge digital einreichen, vorausgefüllte Formulare einsehen und die Scheidung "mit minimalem Stress" abschließen. Das Angebot sei ein großer Erfolg, mehr als die Hälfte der seitdem eingereichten Scheidungsanträge sei bereits digital eingegangen. Mit der Digitalisierung aller Behördengänge habe Estland "die Bürokratie eliminiert" und für die Welt ein Vorbild geschaffen.

Verantwortlich für die erfolgreiche Digitalisierung ist die Regierungsinitiative E-Estonia. Die hat eine mehr als 20-jährige Geschichte und beruht auf den Erfahrungen, die das kleine Land nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 gemacht hat. Mit wenig Ressourcen wollte die Regierung möglichst schnell zum Westen aufholen und setzte dabei ganz auf alles Digitale. Im Laufe der Jahre hat sich das Land dabei einen Ruf als Pionier der digitalen Verwaltung erarbeitet und die Bundesregierung schon 2017 mit den Errungenschaften beeindruckt. Deutschland könne viel von Estland lernen, meinte damals Bundesaußenminister Sigmar Gabriel, während Bundeskanzlerin Angela Merkel diesbezügliche Erwartungen dämpfte.

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In Estland selbst hat man unbeirrt weitergemacht und kann nun einen wichtigen Meilenstein verkünden. Für die Bürgerinnen und Bürger bringe die Digitalisierung Vorteile, erläutert die Regierung. Dass man sich digital scheiden lassen könne, mache eines der schwierigsten Ereignisse im Leben leichter und zugänglicher, heißt es aus dem Innenministerium: "Es geht nicht nur um Technologie, es geht darum, Dienstleistungen zu entwickeln, die den Anforderungen von Menschen in schwierigen Zeiten genügen". Der Prozess umfasst unter anderem einen 30-tägigen Zeitraum zum Überdenken. In Estland werden demnach auch bereits bei 56 Prozent der Eheschließungen die Formalitäten digital erledigt und 85 Prozent der Eintragungen von Geburten erfolgen online.

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(mho)