Trump redet sich in Rage: Enorme Chipzölle gegen Taiwan
Peitsche statt Zuckerbrot: Trump droht Chipauftragsfertigern wie TSMC mit Zöllen, Leidtragende wären die US-Kunden.
(Bild: c't)
US-Präsident Donald Trump schießt gegen den US Chips Act seines Vorgängers Joe Biden. Statt asiatische Chipauftragsfertiger mit Subventionen in die USA zu locken, will er Strafzölle auf Halbleiter. Strafzölle von 25, 50 oder gar 100 Prozent wären genug Anreiz, dass Chipauftragsfertiger Werke in den USA bauen wollen, meint Trump.
In seiner Kongressrede adressiert Trump ausschließlich Taiwan. Er zielt offensichtlich auf den weltweit wichtigsten Chipauftragsfertiger TSMC, der unter anderem für die US-Riesen AMD, Apple, Nvidia, Intel und Qualcomm produziert. TSMC und andere taiwanische Fertiger wie UMC produzieren aber auch jedes Jahr Milliarden von Chips mit älteren Fertigungsprozessen, etwa für Autos und Haushaltsgeräte.
Sollten die Zölle wirklich kommen, würden dadurch unzählige Produkte, vor allem Computer-Hardware, Konsolen und Smartphones, noch teurer als ohnehin mit anderen angedachten Zöllen. Strafzölle sind beim Import zu bezahlen und werden üblicherweise an die Kunden weitergereicht.
Trump-Tirade
"Sie haben uns verlassen und gingen nach Taiwan. […] Wir wollen, dass sie zurückkommen. Und wir wollen ihnen nicht Milliarden von Dollar geben", sagt Trump. Daraufhin redet er sich in Rage: "Sie wissen gar nicht, was sie [mit dem Geld] machen sollen. Leute haben mir gesagt: 'Wir haben keine Ahnung. Wir brauchten kein Geld.' Sie nutzen das Geld wahrscheinlich, um Werke in anderen Orten, in anderen Ländern zu bauen. Es ist ein lächerlicher Plan, sehr teuer und lächerlich."
Belege dafür gibt es keine. Üblicherweise sind Subventionen strikt an Bedingungen geknüpft, sodass die Gelder nicht zweckentfremdet werden können. Die Rede hat das Weiße Haus auf Youtube hochgeladen – um die Halbleiter geht es ab Minute 51:35.
Kurze Zeit später sagt Trump dann aber doch, dass Firmen, die ihre Werke in den USA bauen, Hilfe erhalten sollen. Wie die dann aussieht, bleibt offen.
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Taiwan bleibt diplomatisch
TSMC hat derweil den Bau seines ersten US-Halbleiterwerks abgeschlossen und fährt die Produktion mit 4-Nanometer-Strukturen an. Bis 2030 will die Firma noch zwei weitere Werke bauen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 65 Milliarden US-Dollar – im Rahmen des US Chips Act hat die vorherige Biden-Administration Subventionen in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar zugesagt. Solche Förderungen sind notwendig, weil die Firmen in Asien günstiger fertigen können und auch dort Finanzspritzen erhalten.
Der US-Nachrichtenagentur Reuters liegt derweil eine Stellungnahme des taiwanischen Wirtschaftsministeriums vor: "Taiwan und die US-Halbleiter- sowie andere Technologieindustrien ergänzen sich in hohem Maße, insbesondere das von den USA designte Taiwan-Chipauftragsfertigungs-Modell, das ein Win-Win-Business-Modell für Taiwan und US-Industrien schafft."
Das Ministerium "wird auch in Zukunft die Politik der USA aufmerksam verfolgen, und es wird einen engen Kontakt und eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten geben, um sicherzustellen, dass sich die Industrien und nationalen Interessen Taiwans und der USA angesichts der globalen Herausforderungen zum beiderseitigen Vorteil entwickeln können."
(mma)