Interlune: Helium-3 vom Mond fĂĽr Quantencomputer auf der Erde

Das Isotop Helium-3 soll in der Kernfusion und in Quantencomputern eingesetzt werden. Das US-Unternehmen Interlune will es auf dem Mond abbauen.

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KĂĽnstlerische Darstellung eines Helium-3-Abbaufahrzeugs von Interlune

KĂĽnstlerische Darstellung eines Helium-3-Abbaufahrzeugs von Interlune: Erkundungsmission im Jahr 2027

(Bild: Interlune)

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Rohstoffe vom Mond fĂĽr Computer auf der Erde: Das US-Startup Interlune will Helium-3 auf dem Mond abbauen und zur Erde transportieren. Trotz hoher Preise fĂĽr Helium-3 halten Experten das ein schwierigeres Unterfangen.

Helium-3, das aus zwei Protonen und einem Neutron besteht, gilt als möglicher Treibstoff für Fusionsreaktoren der Zukunft. Auf der Erde kommt das Isotop jedoch kaum vor. Es ist Bestandteil des Sonnenwindes, der wegen des Erdmagnetfelds nicht die Erdoberfläche erreicht. Da der Mond jedoch kein Magnetfeld hat, das den Sonnenwind abhält, hat sich dort das Helium-3 angelagert.

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Interlune will das Isotop auf dem Mond abbauen und dann zur Erde transportieren. Das Unternehmen, zu dessen Management der Geologe und Apollo-17-Astronaut Jack Schmitt gehört, hält das für machbar: Der Preis liege derzeit stabil bei 20 Millionen US-Dollar pro Kilogramm, sagte Interlune Chef Rob Meyerson dem US-Onlinemedium Spacenews.

Er geht davon aus, dass das Unternehmen in Zukunft mehrere Dutzend Kilogramm Helium-3 pro Jahr abbauen und zur Erde zurückbringen kann. "Wir denken, dass das bei dem Preis und den Mengen, die wir produzieren können, nachhaltig ist", sagte Meyerson.

Allerdings hat sich der Fokus geändert: Anfangs wollte Interlune das Isotop als Brennstoff für Kernfusionskraftwerke vermarkten – das war die Idee von Mondfahrer Schmitt. Das Interesse war aber nicht so groß. Inzwischen gibt es aber eine wachsende Nachfrage aus der Computerindustrie: "Jedes Quantencomputerunternehmen, mit dem wir sprechen, erkennt den Bedarf und die zukünftige Nachfrage. Diese Nachfrage wird in einem Zeitraum von drei bis sieben Jahren entstehen."

Laszlo Keszthelyi hingegen glaubt, dass Helium-3 weniger gut verfügbar ist als Interlune sich das vorstellt. Der Geologe und Experte für Mondressourcen am Astrogeology Science Center der US-Behörde United States Geological Survey (USGS). In den von den Apollo-Missionen mitgebrachten Regolith-Proben seien nur geringe Konzentrationen festgestellt worden, zwischen 2,4 und 26 Teilen pro Milliarde, sagte er Spacenews.com.

Es gebe zu wenige Messungen, um sagen zu können, ob sich ein Abbau lohnt. In einer von Keszthelyi geleiteten Untersuchung des USGS zum Abbau lunarer Rohstoffe wird Helium-3 als vermutlich nicht abbaubare Ressource klassifiziert.

Der Geologe schätzt, dass für die Gewinnung von einem Kilogramm Helium-3 zwischen 100.000 und 1 Million Tonnen Regolith verarbeitet werden müssten. Das entspricht auf der Erde einem Verhältnis, das im Kupferbergbau vorkommt.

"Als Behörde möchten wir zuverlässige Informationen liefern und überlassen es anderen, was sie mit diesen Informationen machen", sagte Keszthelyi. "Es gibt Rohstoffe auf dem Mond. Es ist eine Frage, wie man diese nutzen will."

Interlune plant für das Jahr 2027 eine Erkundungsmission, um die Helium-3-Konzentration am vorgesehenen Abbauort am Mondäquator zu untersuchen. Zum Start will das Unternehmen nur geringe Mengen des Rohstoffes gewinnen und zur Erde bringen. 2029 soll der Bau einer Pilotanlage auf dem Mond beginnen, mit der der ganze Ablauf von der Gewinnung bis zu Lieferung an die Kunden auf der Erde getestet werden soll.

In der näheren Zukunft wollen Menschen wieder zum Mond fliegen und dort auch eine dauerhafte Präsenz etablieren. Dafür müssen Rohstoffe abgebaut werden. Dabei geht es aber in erster Linie um die Gewinnung von Wasser, als Trinkwasser oder, seine Bestandteile zerlegt, als Raketentreibstoff.

(wpl)