Meta macht mehr Gewinn, zahlt aber nicht mehr Steuern

Von jedem Dollar Einnahmen konnte Meta im vierten Quartal 48 Cent Betriebsgewinn behalten. Die Steuerquote sinkt.

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Glaspalast, davor groĂźes Schild mit Facebook-Daumen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Meta Platforms hat ein neues Rekordquartal abgeliefert. Die Werbeeinnahmen in Europa betragen erstmals mehr als zehn Milliarden US-Dollar in einem Quartal, in den USA und Kanada erstmals mehr als 20 Milliarden Dollar. Fortan wird auch Threads mit Werbung bespielt. Das geht aus Veröffentlichungen des Datenkonzerns vom Mittwoch hervor.

Demnach hat Meta im vierten Quartal 48,4 Milliarden US-Dollar umgesetzt, 21 Prozent mehr als im vierten Quartal 2023. Die Ausgaben sind derweil nur um fünf Prozent auf 25 Milliarden Dollar geklettert. Hier ist zu beachten, dass Meta im Vergleichszeitraum 1,55 Milliarden Dollar an Unkosten im Rahmen juristischer Verfahren verbuchen musste, die im aktuellen Berichtsquartal nicht angefallen sind. Rechnet man das heraus, wären die Kosten um zwölf Prozent gestiegen. Zwar stärker, aber immer noch deutlich schwächer als die Einnahmen.

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Somit ergibt sich ein um 43 Prozent höherer Betriebsgewinn von 23,4 Milliarden US-Dollar; die Marge ist von 41 auf 48 Prozent gestiegen. Der operative Cashflow ist um 44 Prozent größer geworden und erreicht fast 28 Milliarden Dollar, was das den gesamten langfristigen Konzernschulden entspricht. Anders ausgedrückt hätte Meta in den drei Berichtsmonaten jede Sekunde 3.500 Dollar mehr ausgeben können, um danach immer noch mehr Geld in der Kasse zu haben als zu Beginn der Sekunde.

Der Gewinn vor Steuern ist um 40 Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar angewachsen. Gleichzeitig ist die erwartete Steuerlast von 2,8 auf 2,7 Milliarden Dollar gesunken, woraus sich 20,8 Milliarden Dollar Reingewinn ergeben. Das ist ein Zuwachs von knapp 49 Prozent.

Das namensgebende Metaverse hat, wie im Vorjahresquartal, nur 1,1 Milliarden Dollar umgesetzt. Der Löwenanteil von 47,3 Milliarden Dollar (+21%) stammt von den klassischen Anwendungen des Konzerns (Facebook, Instagram, Whatsapp, Messenger), und dort wiederum fast ausschließlich aus Reklame (+21% auf 46,8 Milliarden Dollar). Sonstige Einnahmen der vier klassischen Anwendungen beschränken sich auf eine halbe Milliarde Dollar (+55%, den Zuwachs verdankt Meta vor allem Geschäftskunden, die Whatsapp-Gebühren zahlen).

Bezahlt mache sich der Einsatz von maschinellem Lernen bei der Ausspielung von Werbung, berichtete Finanzchefin Susan Li. Das dazu genutzte KI-Modell namens Andromeda sei Ausfluss einer Partnerschaft mit Nvidia und habe den Algorithmus zur Vorauswahl potenziell eingeblendeter Werbung um den Faktor 10.000 komplexer gemacht. Damit würden Anzeigen noch stärker auf die Rezipienten zugeschnitten. Gemessen an bestimmten internen Kriterien habe sich die "Qualität" der gezeigten Reklame um acht Prozent erhöht.

Das Geschäftsmodell Werbung verfolgt Meta unbeirrt weiter. Die Zahl der bezahlten Einblendungen ist im vierten Quartal um sechs Prozent gestiegen, vor allem in Asien und dem Pazifikraum mussten Meta-User das erfahren. Gleichzeitig konnte Meta durchschnittlich 14 Prozent höhere Preise lukrieren. Im laufenden Quartal wird der Konzern damit beginnen, auch Threads mit Werbung zu bestücken. Der Twitter-Klon hatte den Angaben zufolge im Dezember 320 Millionen aktive Nutzer. Namhafte Einnahmen erwartet das Management aus Reklame auf Threads aber erst im nächsten Jahr.

Wer Haare in der Suppe sucht, wird vielleicht in den Bereichen Video und Metaverse fündig. Für Letzteres hofft Zuckerberg auf Schub durch "visuell atemberaubende" Neuerungen, die dieses Jahr kommen sollen. Die Videonutzung hingegen ist schon 2024 stark gestiegen; bei Facebook in den USA im zweistelligen Prozentbereich, bei Instagram sogar weltweit zweistellig. Neue Algorithmen sollen diesen Trend 2025 fortführen. Der Nachteil von Video ist, dass es teurer kommt und bislang weniger Werbeflächen bietet, als Inhalte aus Text und Standbildern.

Im Gesamtjahr 2024 hat Meta Platforms 164,5 Milliarden Dollar umgesetzt (+22%), während die Ausgaben nur acht Prozent auf 95,1 Milliarden Dollar gestiegen sind. Der Betriebsgewinn ist um 48 Prozent auf 69,4 Milliarden Dollar gesprungen. Die Marge hat sich von 35 auf 42 Prozent verbessert. Der operative Cashflow ist mit 91,3 Milliarden Dollar 29 Prozent stärker geworden.

Der Vorsteuergewinn ist um 49 Prozent auf 70,7 Milliarden Dollar gestiegen. Gleichzeitig liegt die erwartete Steuerlast so wie 2023 bei 8,3 Milliarden Dollar, sodass sich im Jahresvergleich ein um 59 Prozent Dollar höherer Jahresnettogewinn ergibt (62,4 Milliarden Dollar). Ende 2024 zählte Meta 74,000 Mitarbeiter. Das sind zehn Prozent mehr als zu Beginn des Jahres.

FĂĽr das laufende Quartal erwartet Li 8 bis 15 Prozent mehr Umsatz als im ersten Quartal 2024. Die Ausgaben werden im Jahr 2025 um 20 bis 25 Prozent steigen, wobei sich vor allem Infrastrukturkosten niederschlagen.

Schließlich plant Konzernchef Mark Zuckerberg, seinen User persönlich zugeschnittene KI-Blase zu geben. Das erfordert immer mehr Server mit stärkerer Stromversorgung. Einen kleineren Beitrag zur zunehmenden Serverlast leistet die stärkere Nutzung von Videos in Metas Sozialen Netzen.

Bereits kostendämpfend berücksichtigt ist, dass Meta die voraussichtliche Lebensdauer der Server länger ansetzt. Sie sollen nun durchschnittlich fünfeinhalb Jahre halten. Das werde die Abschreibungen 2025 um 2,9 Milliarden Dollar senken, erwarten die Buchhalter. Meta-Aktien haben nach Bekanntgabe der Quartals- und Jahreszahlen im nachbörslichen Handel mehr als zwei Prozent zugelegt.

(ds)