Potenziell gefährlicher Asteroid: Vorbereitungen für planetare Verteidigung

Ein vor dem Jahreswechsel entdeckter Asteroid könnte 2032 auf der Erde einschlagen. Erste Organisationen zur Gefahrenabwehr haben ihre Arbeit aufgenommen.

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(Bild: ImageBank4u/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nach der Entdeckung eines möglicherweise für die Erde gefährlichen Asteroiden haben NASA und ESA ihre dafür vorgesehenen Reaktionsgruppen aktiviert. Dies sei das übliche Protokoll für den Fall, dass ein Asteroid mit einer Größe von über 50 Meter und einer Kollisionswahrscheinlichkeit von über einem Prozent entdeckt wird, teilte die Europäische Weltraumagentur (ESA) mit. Das trifft für den Himmelskörper mit der Bezeichnung 2024 YR4 zu, der Ende 2024 entdeckt worden war. Dennoch ist ein Einschlag ziemlich unwahrscheinlich: Die Nasa beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper die Erde in einem sicheren Abstand passiert, auf 99 Prozent.

Das von der Nasa koordinierte Internationale Asteroidenwarnnetzwerk (IAWN) koordiniert die Arbeit der Organisationen, die Asteroiden beobachten und charakterisieren. Auch die ESA ist Mitglied in dem Netzwerk und nutzt die Beobachtungen, um die Angaben zum Risiko zu aktualisieren. Die ESA weist darauf hin, dass sich 2024 YR4 gegenwärtig von der Erde entfernt und nur noch wenige Monate zu beobachten sein wird. Sollte trotz weiterer Beobachtungen in dieser Zeit nicht ausgeschlossen werden können, dass er für die Erde eine Gefahr darstellt, werde er wohl bis mindestens 2028 auf der Liste der gefährlichsten Asteroiden stehen bleiben.

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Außer dem IAWN wurde auch die Beratungsgruppe zur Planung von Weltraummissionen (SPMAG) bei der ESA aktiviert. Deren Aufgabe ist es, gegebenenfalls eine internationale Reaktion auf eine Gefahr vorzubereiten, die von einem erdnahen Objekt aus dem Weltraum ausgeht. Auf einem planmäßigen Treffen in Wien sollen kommende Woche weitere Schritte geprüft werden, sollte die ermittelte Einschlagwahrscheinlichkeit auch dann noch über einem Prozent liegen. Möglich sei auch, dass dann bereits unterschiedliche Optionen für Maßnahmen bewertet werden, die eine Abwehr des Asteroiden mithilfe eines Raumfahrzeugs umfassen.

2024 YR4 wurde am 27. Dezember mithilfe eines Teleskops in Chile entdeckt. Folgebeobachtungen haben ergeben, dass ein Einschlag des Asteroiden bei seiner übernächsten Begegnung mit der Erde im Jahr 2032 nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb steht der Asteroid inzwischen an der Spitze zweier Listen mit den aktuell gefährlichsten Himmelskörpern. Laut der NASA-Liste liegt die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags jetzt bei 1,3 Prozent, minimal mehr als am Mittwoch. Laut der ESA-Liste ist der ermittelte Abstand zur Erde bei dem Vorbeiflug aber zuletzt etwas größer geworden. Der Asteroid hat einen Durchmesser von 40 bis 90 Metern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 können Asteroiden ab einer Größe von 18 Metern Opfer fordern, ab 56 Metern hinterlassen sie auf der Oberfläche Krater.

Auch die US-Weltraumagentur hat inzwischen reagiert und darauf hingewiesen, dass der Himmelskörper beobachtet wird. Die NASA weist darauf hin, dass die Werte immer noch bedeuten, dass eine Kollision mit fast 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit derzeit ausgeschlossen werden kann. Üblicherweise ergeben präzisere Messungen später größere Abstände und das ermittelte Risiko verringert sich, solch hohe Ausgangswerte wie bei 2024 YR4 wurden aber lange nicht ermittelt. Für den Asteroiden Apophis sind vor über 20 Jahren anfangs aber auch schon einmal 2,7 Prozent Einschlagwahrscheinlichkeit ermittelt worden, inzwischen gilt eine Kollision aber als ausgeschlossen.

(mho)