Zurück zur Venus: Europa bestellt Satelliten

Warum ist die Venus so anders? Mehrere wissenschaftliche Instrumente sollen unseren Nachbarplaneten erforschen. Die ESA hat nun den Auftrag dafür erteilt.

vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Zeichnung eines Satelliten, dahinter ein oranger Planet

Künsterische Darstellung der EnVision-Mission über der Venus

(Bild: Thales Alenia Space_E.Briot)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Einen Satelliten für die Venus bestellt die Europäische Weltraumorganisation (ESA) bei Thales Alenia Space. Der Auftragswert beläuft sich auf 367 Millionen Euro. Dafür soll Thales Alena einen Satelliten liefern, der sechs Instrumente in einer niedrigen Umlaufbahn um die Venus in Stellung bringt und den Planeten sechs Jahre (vier Erdenjahre) umkreist.

Das ist der Kern der von der ESA geführten Venusmission EnVision. Die Forschungsergebnisse sollen helfen, zu verstehen, warum sich die Venus, die hinsichtlich ihrer Größe der erdähnlichste Planet im Sonnensystem ist, so grundlegend von der Erde unterscheidet. Derzeit zieht die Venus einsam ihre Runden um die Sonne. Vor gut zehn Jahren hat die ESA ihren Venus-Satelliten Venus Express nach acht Jahren im Orbit aufgeben müssen. Ende April hat Japans Weltraumorganisation JAXA den Kontakt zur letzten Venus-Sonde Akatsuki (あかつき) verloren.

Videos by heise

Als nächstes Land möchte Indien einen Venusorbiter starten, in gut drei Jahren soll es so weit sein. Frühestens drei Jahre später werden die NASA mit Veritas und die ESA mit EnVision folgen. Zudem bereiten die Vereinigten Arabischen Emirate einen Vorbeiflug vor (MBR Explorer), und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) möchte in Zusammenarbeit mit Rocketlab einen Autofluoreszenz-Nephelometer in die Atmosphäre der Venus stürzen lassen. Diese erste private Venusmission ist zwar vergleichsweise günstig, hat dafür aber nur fünf Minuten Zeit zur Suche nach Leben.

Das ist nicht die Aufgabe EnVisions. Vielmehr soll eine umfassende Analyse, vom Planetenkern bis zur chemisch aktiven Atmosphäre, die grundlegende Frage klären helfen, wie ein Planet bewohnbar respektive so unbewohnbar wird. Zu diesem Behufe steuern Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und die NASA jeweils wissenschaftliche Messgeräte bei: das Radargerät VenSAR, das Bodenradar SRS und insgesamt drei Spektrometer für unterschiedliche Wellenlängen.

Hinzu kommt das Radio Science Experiment. Ein besonders exaktes Funkgerät (Ultra-Stable Oscillator) wird Signale durch die Venusatmosphäre zur Erde schicken. Aus den Abweichungen lassen sich Schwefelsäuregehalt und Temperatur in bestimmten Atmosphärenschichten berechnen. Zudem können bei Verbindungen zwischen dem normalen Funkgerät des Satelliten und einer Station auf der Erde anhand von Dopplereffekten Flugbahnstörungen gemessen werden. Das ermöglicht wiederum Rückschlüsse auf die Schwerkraft der Venus.

15 Monate nach dem Start soll der Satellit die Venus erreichen. Deren Atmosphäre dient dann etwa ein Jahr lang als Bremse, um nach und nach den angestrebten Orbit zu erreichen. Die Bremsphase ist aufgrund der dabei entstehenden Hitze besonders heikel. Ziel ist eine Venusumrundung alle 94 Minuten in einer polaren Umlaufbahn in 220 bis 540 Kilometern Höhe.

Thales Alenia Space unterhält seine Firmenzentrale in Cannes und ist ein Joint Venture der französischen Thales-Gruppe (67%) mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo (33%). Ein wichtiger Subauftragnehmer für EnVision ist der Mailänder Satellitenspezialist OHB, der Mechanik sowie Systeme für Antrieb und Wärmemanagement beisteuern wird.

(ds)