Primacom kann Luft holen

Mit neuen Kreditlinien und Zurückhaltung bei Forderungen greifen die Gläubiger dem insolventen Kabelnetzbetreiber bei der Neuaufstellung unter die Arme. Spannend bleibt die Frage, wer dabei die Regie übernehmen wird.

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Der insolvente Mainzer Kabelnetzbetreiber Primacom macht nach eigenen Angaben "Fortschritte bei der Stabilisierung des operativen Geschäfts" und der finanziellen Restrukturierung der Gruppe. Wie das Unternehmen bereits am Freitag mitteilte, haben Banken dem Unternehmen Kreditlinien mit einem Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro eingeräumt sowie Forderungen in Höhe von weiteren 15 Millionen für "die nächsten Monate" zurückgestellt.

Damit sei für das operative Geschäft der Primacom, die Kabelnetze vor allem im Osten Deutschlands betreibt, finanziell ausreichend versorgt, heißt es weiter. Die Banken würden mit der neuen Kreditlinie auch ihrer Ankündigung, das operative Geschäft stützen zu wollen, Taten folgen lassen. In den kommenden Wochen sollen weitere Gespräche über die Restrukturierung des zahlungsunfähigen Kabelnetzbetreibers geführt werden.

Damit lassen die Gläubiger, deren Forderungen von knapp 30 Millionen Euro die akute Krise des Unternehmens ausgelöst hatten, der Primacom wieder etwas Luft. Der Kabelnetzbetreiber hatte Anfang des Monats seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, nachdem Kreditgeber um die niederländische Bankengruppe ING überraschend Forderungen in Höhe von 29,2 Millionen Euro fällig gestellt hatten, und hatte zwei Wochen später Insolvenz beantragt.

Hintergrund ist ein Streit zwischen den Gläubigern und dem Primacom-Mehrheitseigner Escaline, einer Investmentgesellschaft, über die Sanierung des mit 340 Millionen Euro verschuldeten Unternehmens. Escaline hatte nach Angaben aus Gläubigerkreisen darauf bestanden, dass die Kreditgeber auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten sollten.

Inzwischen hat die ING Bankengruppe das ihr als Sicherheit verpfändete operative Geschäft und die Netze zur Versteigerung ausgeschrieben. Ob es dazu kommt, ist unklar - obwohl es an namhaften Interessenten aus der Branche nicht mangelt. Tatsächlich könnten aber wie schon bei der Primacom-Schwester Tele Columbus die Gläubiger Escaline die Kontrolle entreißen und damit die Regie bei der Sanierung übernehmen. (vbr)