Oracle sieht SAP-Microsoft-Gespräche als Zeichen für Wettbewerb

Ein Microsoft-Sprecher winkt ab: Das Thema SAP sei abgehakt; sein Unternehmen habe keine Übernahmepläne.

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Von
  • Torge Löding

Im laufenden Kartellverfahren um die feindliche Übernahmeofferte Oracles gegenüber seinem Konkurrenten Peoplesoft haben die Oracle-Anwälte eine E-Mail von Microsoft-Gründer Bill Gates präsentiert. In der Mail von Anfang Juni 2003, die Gates an Microsoft-CEO Steve Ballmer geschrieben hatte, schlug er eine Beteiligung an Peoplesoft vor, berichten US-Medien. "Wasser auf unsere Mühlen!", kommentieren die Oracle-Anwälte; die Äußerung von Gates sei doch Beleg genug, dass Microsoft ernsthaft einen Eintritt in den Markt der Business-Software plane. Somit sei ausreichend Wettbewerb vorhanden und es gebe keinen Grund für das US-Justizministerium bei der geplanten Peoplesoft-Übernahme einzuschreiten, lautet die Lesart Oracles weiter.

"Das ist ein Beispiel für den Wettbewerb in der Industrie", meinte Oracle-Anwalt Dan Wall. Zuvor war bekannt geworden, dass Microsoft bis vor kurzem Gespräche über eine mögliche Fusion mit SAP geführt habe, diese aber nicht von Erfolg gekrönt waren.

Die Anwälte des Justizministeriums hielten dementgegen an ihrer Argumentation fest, dass Microsoft nicht in dem Markt auftrete. "Und wenn Microsoft das täte, dann durch eine Übernahme. Alles deutet allerdings darauf hin, dass der Konzern eine solche zurzeit nicht anstrebt", zitieren US-Medien einen Ministeriumssprecher. Zumindest das Thema SAP habe Microsoft abgehakt, erläuterte Microsoft-Manager Douglas Burgum bei einer Zeugenvernehmung. Die Gespräche sollen nicht wieder aufgenommen werden; die Einschätzung Oracles sei damit falsch, sagte er.

Die genaue Definition des Marktes und seiner Player ist zu einer entscheidenden Frage im Prozess geworden. Während Oracle eine weite Definition vertritt, wonach sich auf dem Markt für Business-Software auch viele kleinere Firmen tummeln, versucht das Justizministerium, sich mit einer engeren Definition durchzusetzen. Danach haben die drei großen Konzerne den Markt unter sich aufgeteilt. Eine Übernahme von Peoplesoft durch Oracle würde dann die Marktdominanz des Datenbankherstellers zementieren.

In dem Verfahren gegen Oracle versucht das US-amerikanische Bundesjustizministerium mit Unterstützung von mehreren US-Bundesstaaten die Peoplesoft-Übernahme aus Wettbewerbsgründen zu verhindern. PeopleSoft hatte seinerseits sämtliche Oracle-Kaufangebote als unzureichend und wettbewerbswidrig abgelehnt. (tol)