Nicht jugendfrei: Apple lässt erste Porno-App auf iPhones in der EU

Wer Porno-Apps möchte, soll zu Android wechseln, polterte Steve Jobs einst. Nun finden iPhone-Nutzer in der EU eine erste solche App im AltStore.

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(Bild: WDnet Creation/Shutterstock.com)

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Apple hat eine erste Porno-App für den Vertrieb auf iPhones in der EU freigegeben. Die "Hot Tub" genannte Software lässt sich über "AltStore PAL" laden, wie Riley Testut, der Anbieter des alternativen App-Marktplatzes, am Montag mitteilte. Es handele sich dabei um die "weltweit erste von Apple zugelassene Porn-App", betonte Testut. Das iPhone wird dieses Jahr 18 und sei damit "endlich alt genug für etwas reifere Apps".

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In einer ersten Stellungnahme äußerte Apple Besorgnis, "über die Sicherheitsrisiken, die Hardcore-Porn-Apps dieser Art für Nutzer in der EU bringen, besonders für Kinder". Die Aussage des Altstore-Anbieters deklarierte das Unternehmen als "falsch".

"Wir billigen diese App sicherlich nicht und würden sie niemals in unserem App Store anbieten. In Wahrheit erlauben wir auf Verlangen der Europäischen Kommission die Distribution durch andere Marktplatz-Anbieter wie AltStore und Epic, die möglicherweise nicht unsere Bedenken für Nutzersicherheit teilen", betonte Apple.

Testut veröffentlichte im Gegenzug einen Screenshot einer E-Mail von Apples App-Prüfungsteam. Darin heißt es, die App sei "zum Vertrieb zugelassen worden". Der AltStore-Anbieter erklärte außerdem, dass die Porno-App nicht direkt in dem App-Laden sichtbar ist. Nutzer müssen bewusst eine für die Bereitstellung genutzte URL des Entwicklers als Quelle im AltStore einbinden.

Hot Tub vermarktet sich als werbefreie Alternative zu pornografischen Websites und bietet unter anderem Zugriff auf bei Pornhub gehostete Videos sowie andere einschlägige Anbieter. Im Vordergrund stehen Filter- und Suchfunktionen sowie etwa Warnhinweise, wenn etwa noch ein Bluetooth-Lautsprecher mit dem iPhone verbunden sein sollte. Altersbeschränkungen oder andere Jugendschutzfunktionen scheint es nicht zu geben.

Das EU-Gesetz über digitale Märkte schreibt als Gatekeeper eingestuften Konzernen wie Apple vor, alternative App-Läden auf ihren großen Plattformen anbieten zu müssen. Seit iOS 17.4 ist es deshalb zum ersten Mal offiziell möglich, Apps aus anderen Quellen auf das iPhone zu laden als nur Apples App Store. Inzwischen muss Apple die alternativen App-Läden und Sideloading auch auf iPads erlauben, das ist ab iPadOS 18 der Fall. Nutzer müssen sich dafür innerhalb einer der EU-Mitgliedsstaaten aufhalten und einen Apple-Account nutzen, der einem EU-Land – etwa Deutschland – zugeordnet ist.

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Apple kontrolliert sämtliche Apps, die über alternative App-Läden und Sideloading in der EU vertrieben werden – sowohl automatisiert als auch mit menschlichen Prüfern. Dabei blockierte das Unternehmen auch schon unliebsame Emulatoren. Ein explizites Porno-Verbot gibt es aber nicht für die alternativen Vertriebswege in der EU, inhaltlich darf Apple – außerhalb des App Stores – eigentlich nicht eingreifen.

Im hauseigenen Store untersagt Apple pornografische und "überdeutlich sexuelle" Inhalte seit jeher. Der Konzern definiert das als "explizite Beschreibungen oder Darstellungen von Sexualorganen oder Aktivitäten, die dazu gedacht sind, erotische statt ästhetische oder emotionale Empfindungen zu stimulieren". Auf eine Beschwerde-Mail eines Kunden antwortete Apple-Gründer Steve Jobs im Jahr 2010, der Konzern habe eine "moralische Verantwortung" Pornografie vom iPhone fernzuhalten. "Leute, die Pornos wollen, können ein Android kaufen".

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