Finanzen: Alphabet macht erstmals über 100 Milliarden US-Dollar Reingewinn

Google macht mehr Umsatz und steigert gleichzeitig die Marge. Das bringt Alphabet Rekordgewinne. Doch gibt der Konzern noch mehr Geld aus.

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Schriftzug "Google" an Glasfassade eines Bürogebäudes

Die Zahl der Konzernmitarbeiter ist nur geringfügig auf 183.323 gestiegen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Google-Konzern Alphabet hat im vierten Quartal 2024 96,5 Milliarden US-Dollar umgesetzt (+12% gegenüber dem vierten Quartal 2023), wovon er 31 Milliarden Dollar als Betriebsgewinn behalten konnte (+31%). Das bedeutet, dass die operative Marge von 27 auf 32 Prozent gestiegen ist.

Der operative Cashflow des Quartals hat sich laut den veröffentlichten Finanzzahlen sogar mehr als verdoppelt, auf 39,1 Milliarden Dollar. Dennoch haben Alphabet-Anleger enttäuscht reagiert. Der Vorsteuergewinn ist um 32 Prozent auf 32,2 Milliarden Dollar gestiegen, der Reingewinn um 28 Prozent auf 26,5 Milliarden Dollar. Dahinter steckt, dass die erwartete Steuerlast um zwei Milliarden auf 5,7 Milliarden Dollar gestiegen ist.

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Der überwiegende Teil der Einnahmen stammt nach wie vor aus Werbeeinnahmen, die im Jahresschlussquartal um knapp elf Prozent auf 72,5 Milliarden Dollar gewachsen sind. Einnahmen aus Abonnements, App-Gebühren und dem Endgeräteverkauf sind um knapp acht Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar gestiegen. Damit wurde dieser Bereich vom Cloudgeschäft überholt, das um 30 Prozent auf zwölf Milliarden Dollar geschnellt ist. Sonstige Wetten haben 400 Millionen Dollar beigetragen, ein Rückgang um annähend 40 Prozent. Doch das ist nicht mehr als ein Rundungsfehler für Alphabet.

Betriebsgewinn meldet Alphabet in folgenden Sparten: Google Services (Werbung, Abonnements, App-Gebühren, Endgeräte) haben sich um 23 Prozent auf 32,8 Milliarden Dollar verbessert. Deutlich profitabler ist das Cloudgeschäft, das 142 Prozent zulegen konnte, auf 2,1 Milliarden Dollar. Der Betriebsverlust der Sonstigen Wetten hat sich um 36 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar ausgeweitet.

Für das Gesamtjahr 2024 berichtet Alphabet 350 Milliarden Dollar Umsatz (+14%). Annähernd die Hälfte davon erwirtschaftet Google in den USA (170,4 Milliarden Dollar); dieser Markt ist mit plus 17 Prozent auch überdurchschnittlich stark gewachsen. Die 112,4 Milliarden Dollar weltweiter Betriebsgewinn sind ein Drittel mehr als 2023.

Der operative Cashflow ist um 23 Prozent auf 125,3 Milliarden Dollar gestiegen. Gar 40 Prozent höher ist der Vorsteuergewinn (120 Milliarden Dollar). Doch ist die Steuerlast um 65 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar gestiegen, sodass ein Reingewinn von 100,1 Milliarden Dollar bleibt (+36 Prozent). Der Datenkonzern schreibt damit erstmals zwölfstelligen Jahresnettogewinn.

Allerdings gibt Alphabet das Geld auch mit beiden Händen aus. 2024 flossen fast 70 Milliarden Dollar zurück an Aktionäre, hauptsächlich in Form von Aktienrückkäufen (62,2 Milliarden Dollar, etwa auf Vorjahresniveau). Zum ersten Mal zahlte der Konzern Dividenden, wenngleich in vergleichsweise geringem Umfang (7,4 Milliarden Dollar).

Stark gestiegen sind die Ausgaben für Immobilien, Server und andere Kapitalanlagen. Flossen dafür 2023 noch 32,3 Milliarden Dollar, waren es 2024 schon 52,5 Milliarden Dollar. Das sind 63 Prozent mehr. Im laufenden Jahr möchte Alphabet- und Google-Chef Sundar Pichai noch einmal fast 50 Prozent drauflegen: 75 Milliarden Dollar hat er für Kapitalanlagegüter budgetiert. Der KI-Boom lechzt nach leistungsstarken Servern.

Diese Ausgaben senken zwar den Gewinn nicht sofort, führen aber langfristig zu höheren Abschreibungen. Die Barschaft wird sofort belastet. Die Summe aus Investitionen in Kapitalanlagen und den Rückflüssen an Aktionäre entspricht fast dem operativen Cashflow. Da Alphabet natürlich noch laufende Betriebskosten zu bestreiten hatte und keine zusätzlichen Nettoschulden aufgenommen hat, musste der Konzern Anlagepapiere veräußern. Hatte Google Ende 2023 noch 110,9 Milliarden Dollar flüssig, waren es ein Jahr später "nur noch" 95,7 Milliarden Dollar. Zu Redaktionsschluss lagen Alphabet-Aktien im nachbörslichen Handel mehr als sieben Prozent im Minus.

(ds)