Kommentar zu US-Präsident Trump: Krypto-Bros im Aufwind

Trump & Melania launchen Memecoins – riskantes Krypto-Glücksspiel mit Angriff auf Finanzregulierung, meint Christof Windeck.

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(Bild: bearbeitet durch c't)

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Wieder einmal überholt die Realität die Satire: Donald Trump und seine Frau Melania haben eigene Kryptowährungen vorgestellt. Die Intention dahinter ist klar, nämlich ein Angriff auf die Regulierung von Finanzprodukten. Mit Unsicherheit lässt sich viel Geld verdienen, sofern man bereits genug davon hat.

Ein Kommentar von Christof Windeck
Christof Windeck, c't

Christof Windeck (ciw) schreibt fĂĽr c't und heise online ĂĽber PC- und Server-Hardware. Er kam nach einem Studium der Elektrotechnik und sieben Jahren in einem kleinen Industriebetrieb 1999 zur c't und ist heute leitender Redakteur des Ressorts PC-Hardware.

$Trump und $Melania sind nicht als Anlageobjekte gedacht. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte Memecoins, die Internetphänomene (Memes) aufgreifen. Für sich genommen haben die präsidialen Kryptocoins keine große Bedeutung. Aber sie symbolisieren Trumps Unterstützung der Kryptowährungsbranche. Schon sein Wahlsieg jagte die Kryptoleitwährung Bitcoin auf ihr Allzeithoch. Die frotzelnd Krypto-Bros genannte Szene wittert eine Riesenchance.

Wer das Konzept und die Stolperfallen von Kryptowährungen versteht, keine Fehler bei der Umsetzung macht und Glück hat, profitiert davon. Wer hingegen schon eine Aktie nicht von einem ETF unterscheiden kann, sollte die Finger davon lassen. Für Laien sind Kryptowährungen extrem riskant, wie die große Zahl verurteilter Betrüger sowie durch Malware ausgeraubte Kryptobörsen belegen. Viele Menschen verloren schon sehr viel Geld.

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Um Leute um ihr sauer verdientes Geld zu bringen, nutzen findige Betrüger jedes noch so kleine Schlupfloch. Deshalb regulieren Aufsichtsbehörden Finanzprodukte bis ins Detail. Genau diese strenge Regulierung wollen Donald Trump und windige Geschäftemacher in Misskredit bringen. Es geht um Abzocke ohne lästige Grenzen.

Befürworter von Kryptowährungen betonen, dass diese nicht dazu erfunden wurden, um Menschen zu betrügen. Selbst wenn man das glauben möchte, zeigt die Erfahrung allerdings, dass sich Kryptowährungen zu diesem Zweck bestens eignen. Denn obwohl die Regulierung strenger wird – Stichwort: MiCAR – gibt es noch deutlich weniger Sicherheitsnetze als bei anderen Finanzprodukten.

Wer jemanden kennt, der jemanden kennt, der mit Kryptocoins viel Geld gemacht hat, kommt leicht in Versuchung. Wer jedoch unbedarft investiert, nimmt an einem Glücksspiel teil. Die Kryptogeld-Spielregeln sind höllisch kompliziert – was richtig oder falsch ist, lässt sich schwer einschätzen. Es ist wie bei Fake News, die das Vertrauen in Politik und Staat erodieren. Womit wir wieder bei Donald Trump wären.

(ciw)