Bit-Rauschen: Chipfertiger TSMC fĂĽrchtet Streit mit Donald Trump
TSMC scheffelt zwar Geld wie Heu, zittert jedoch um Subventionen fĂĽr seine US-Fab. AMD verschiebt die Radeon RX 9070 kurz nach der AnkĂĽndigung.
Das Jahr 2024 lief für TSMC prächtig, der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger erzielte rund 90 Milliarden US-Dollar Umsatz und strich davon 36,5 Milliarden netto ein. Die Nettomarge sank im Jahresvergleich etwas, weil mehr Geld in die Entwicklung floss und höhere Steuern zu zahlen waren. Wie üblich verdiente TSMC das meiste Geld mit den neuesten Chipfertigungsverfahren, mehr als der halbe Umsatz entfiel auf TSMC N5, N4 und N3.
TSMC hat derweil ein besonderes Verhältnis zum neuen US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte in seiner ersten Amtszeit TSMC genötigt, eine Chipfabrik (Fab) in den USA zu bauen. 2020 wurde der "Deal", wie Trump seine Vorhaben nennt, verkündet, die Fab in Phoenix/Arizona läuft derzeit hoch. Es war allerdings die Biden-Regierung, die TSMC über 6 Milliarden US-Dollar Subventionen aus dem US CHIPS Act bewilligte. Nun gibt es Spekulationen, Trump könne dieses Geld streichen.
(Bild:Â Asus)
Um Streit aus dem Weg zu gehen, erlaubte der taiwanische Wirtschaftsminister Kuo wenige Tage vor Trumps Amtsantritt, dass TSMC in den USA auch die kommende Fertigungstechnik N2 anbietet. Zuvor durfte TSMC die jeweils beste Fertigungstechnik nur in Taiwan betreiben. Denn Taiwan nutzt die Hightech-Kompetenz als strategischen Schutzschirm, um Verbündete bei der Stange zu halten, falls China anrückt – vor allem die USA. In einer diplomatischen Formulierung hieß es nun, diese Vorgabe sei eine veraltete Regel. Aber eine taiwanische Zeitung zitierte Wirtschaftsminister Kuo auch mit der Aussage, Donald Trump sei ja maximal vier Jahre im Amt. Bis 2029 sind verbesserte Fertigungsverfahren im Rennen, dann ist die Diskussion um N2 Schnee von gestern.
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Ganz anders als bei TSMC läuft es bei Intel, wo immer mehr Tafelsilber unter den Hammer kommt. Beispielsweise wurde die Beteiligungsfirma Intel Capital ausgegründet. Auch deren Glanz verblasste im Lauf der Zeit. Es scheint ewig her zu sein, seit Intel seine fröhlich sprudelnden Gewinne in später erfolgreiche Firmen wie ASML, RedHat und VMware pumpte. Heute sprudeln bloß noch Spekulationen, welches andere Unternehmen Teile von Intel aufkaufen möchte oder gleich das komplette Paket.
Verzögerungen
Die CES in Las Vegas ist nun schon seit Wochen Vergangenheit, aber einige der dort avisierten Produkte stehen noch aus. So gab es bereits Mitte Januar zwar bezahlbare Mainboards mit der Fassung LGA1851 für Intels Core Ultra 200, aber noch keine günstigen Prozessoren. Intel hatte die "Nicht-K-Typen" auf der CES vorgestellt, die jedoch zögerlich in den Einzelhandel kamen. Und anfangs waren sie viel zu teuer, für einen Core 5 Ultra 225 mit sechs dicken und vier schlanken Kernen sollte man 300 Euro hinblättern. Mit solchen Preisen sind AMDs Ryzen nicht zu schlagen.
AMD wiederum pries auf der CES den Grafikchip Radeon RX 9070 (XT) an, nun soll er erst im März kommen. Asus und Gigabyte hatten diverse 9070-Karten zur CES vorgestellt, die von Gigabyte tauchten sogar schon auf der Website und in Preisvergleichern auf. Beide Firmen löschten ihre 9070-Seiten wenige Tage später wieder.
Der Markt der Serverprozessoren mit ARM- anstelle von x86-Kernen hat sich anders entwickelt, als viele hofften. ARM-Server gibt es zwar haufenweise, aber fast alle laufen unsichtbar hinter den Mauern gigantischer Cloudrechenzentren von Amazon/AWS, Microsoft Azure, Google und Oracle. Auf dem freien Markt verkauft nur die eng mit Oracle verbandelte Firma Ampere ihre ARM-Prozessoren. Nun ist zu hören, ARM wolle Ampere kaufen, möglicherweise um einen eigenen KI-Kombiprozessor zu bauen.
Auch Qualcomm scheint neue Ambitionen bei ARM-Servern zu haben. War der 2017 angekĂĽndigte Centriq 2400 rasch wieder in der Versenkung verschwunden, wechselte jetzt der hochrangige Intel-Entwickler Sailesh Kottapalli zu Qualcomm. Bei Intel war er Chief Architect fĂĽr Xeons, also die Server-CPUs.
Ein Segel gestrichen hat die britische Firma Imagination Technologies: Sie schloss ihre Sparte für RISC-V-Prozessorkerne namens "Catapult". Man will sich wieder auf Grafikprozessoren konzentrieren. Imagination ist seit 2017 im Besitz des Canyon Bridge Fund, der auf den Kaimaninseln registriert ist und zur staatsnahen China Reform Holdings Company gehört. Laut Bloomberg sucht Canyon Bridge derzeit Käufer für Imagination.
Zum Bit-Rauschen gibt es regelmäßig auch einen Podcast.
(ciw)