Elektronische Patientenakte: Fast alle gesetzlich Versicherten haben eine
Fast alle gesetzlich Versicherten verfĂĽgen inzwischen ĂĽber eine elektronische Patientenakte. Bei vielen Versicherten kommt es jedoch zu Problemen.
(Bild: kentoh / Shutterstock.com)
Inzwischen wurden 70.499.929 elektronische Patientenakten (ePA) für alle gesetzlich Versicherten angelegt (Stand 9. Februar 2025). Damit stehen eine Woche vor Ablauf der Frist fast alle ePAs bereit und für die meisten Krankenkassen – genauer gesagt deren Aktensystemanbieter IBM und RISE – ist der Prozess damit abgeschlossen.
"Alle Kunden, die keinen Widerspruch gegen die Nutzung der 'ePA für alle' eingelegt haben, wurden von den technischen Dienstleistern Ernst & Young (EY) und IBM mit ihrer persönlichen Akte ausgestattet", heißt es vom Bundesverband der AOK. Insgesamt wurden für die elf AOKs knapp 26,4 Millionen ePAs angelegt und das "noch vor Ablauf der vorgegebenen Frist", freut sich die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Dennoch verläuft, wie erwartet, nicht alles reibungslos.
Probleme bei IBM
Derzeit gibt es technische Probleme beim ePA-Aktensystem von IBM, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet. Demnach gebe es Probleme "an der Schnittstelle zwischen Praxisverwaltungssystem und ePA-System", sagt der AOK-Bundesverband gegenüber dem Blatt. Von dem Problem sind beispielsweise auch die Barmer und die Techniker Krankenkasse betroffen.
Diese Informationen kommen nicht unerwartet, denn kurz vor dem Start der elektronischen Patientenakte hatte der Bundesverband Gesundheits-IT (Bvitg) das Bundesgesundheitsministerium und die Gematik bereits darauf hingewiesen, dass das System von IBM nicht rechtzeitig fertig werde. Zudem seien die beiden Aktensysteme von IBM und RISE nicht interoperabel und wĂĽrden sich sehr unterschiedlich verhalten. Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten ein holpriger Start vorausgesagt.
Modellregionen
Bereits Ende Januar hieß es von Bitmarck: "Für alle Versicherten in den drei Modellregionen Hamburg, Franken und NRW ist die Aktenanlage durch BITMARCK und RISE schon seit Anfang letzter Woche vollständig abgeschlossen". Inzwischen heißt es: "Die Aktenanlage der ePA für alle wurde bereits zu Wochenbeginn für die Krankenkassen und Versicherten der BITMARCK-Gemeinschaft vollständig abgeschlossen – rund 23 Millionen Akten wurden in diesem Zuge angelegt", sagte ein Bitmarck-Pressesprecher heise online. Zudem informiert der AOK-Bundesverband auch darüber, dass die Widerspruchsquote derzeit bei 3,8 Prozent liegt.
"Nun gilt es, Arztpraxen, Krankenhäuser und weitere Leistungserbringer sicher anzuschließen und in der praktischen Anwendung der ePA zu trainieren, damit die Akten der Versicherten rasch mit Inhalt gefüllt und sinnvoll zur Verbesserung der Versorgung genutzt werden", so Reimann. Die AOK schätzt, dass der bundesweite Rollout im April beginnt. Unklar ist, ob die Sicherheitslücken bis dahin geschlossen sein werden, denn erst dann soll laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach der bundesweite Rollout starten.
Aktuell stehen alle Ärzte und Apotheker in den Modellregionen in Franken, Hamburg, Westfalen-Lippe und Nordrhein auf einer "Whitelist" und können dadurch theoretisch auf die elektronischen Patientenakten aller gesetzlich Versicherten zugreifen. In Zukunft soll das aber nur im jeweiligen Behandlungskontext – also mit Stecken der Karte – möglich sein.
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Versicherte, die selbst auf ihre elektronische Patientenakte zugreifen wollen, müssen über die App, eine PIN für ihren elektronischen Personalausweis oder für ihre elektronische Gesundheitskarte sowie ein Kartenlesegerät verfügen, wobei auch ein NFC-fähiges Smartphone als Kartenlesegerät dienen kann. Anschließend müssen sich die Versicherten, sofern nicht bereits vorhanden, eine GesundheitsID erstellen. Bisher haben rund 2,2 Millionen Versicherte ihre individuellen GesundheitsIDs erstellt, die für den Zugriff auf die elektronische Patientenakte notwendig sind.
Umstellung auf Ident-Apps
(Bild:Â Gematik)
Die Gematik erklärte gegenüber heise online, dass die auf und ab schwankenden Zahlen der GesundheitsIDs auf die Datenübermittlung der Anbieter zurückzuführen seien. Grund dafür seien "Umstellungen bei den Anbietern, die auf den Start der ePA für alle zurückzuführen sind, sowie der vollzogene Anbieterwechsel der AOK im Januar 2025", so die Pressesprecherin der Gematik.
ePA-App unlimited?
Nicht nur Ärzte, sondern auch die Versicherten testen die neue ePA – beispielsweise den vermeintlich unbegrenzten Speicherplatz in der Cloud. Zwar darf jede Datei maximal 25 MByte haben, doch prinzipiell soll man beliebig viele Dokumente hochladen dürfen. "@TheDoctor512" schrieb auf Mastodon, dass er mithilfe eines Scripts insgesamt 1 TByte an Daten in seiner elektronischen Patientenakte gespeichert habe. Das brachte ihm eine Vielzahl von Briefen der Krankenkasse ein, die zunächst darauf verwies, dass er sein Kontingent überschritten habe und es vergrößert werde. Bei 1 TByte wurde er gebeten, weitere Uploads zu unterlassen.
Absatz zu Problemen bei IBM ergänzt.
(mack)