Nikons Mondkamera neu aufgelegt und OM-Festival – die Fotonews der Woche 6/2025
Die brennweitenstärkste Bridge-Kamera lebt wieder, und auch eine absolute Profi-Festbrennweite bringt Nikon. OM stärkt MFT massiv.
Nikons P1100 mit 24-3000mm (KB) ist die alte P1000 mit USB-C – aber nun auch verfügbar.
(Bild: Nikon)
Getrieben durch Social Media – Beispiel: Fujis X100 – gehen manche Kameras in den letzten Jahren seltsame Wege: Erst ein "Naja-Produkt", später ein Hype-Gegenstand, für den gebraucht mehr als der Neupreis aufgerufen wird. Davon ist neben den edel aussehenden Kompakten im Retro-Look mit moderner Technik auch ein Gerät betroffen, über das anspruchsvolle Fotografen oft die Nase rümpfen: Die Nikon P1000 mit 1/2,3-Zoll-Sensor und festem Objektiv mit umgerechnet 24-3000 Millimetern Brennweite.
Da ist man schnell mit dem alten Unwort "Suppenzoom" bei der Hand, aber unser Test der Vorgängerin P950 zeigt, dass die Kombination aus festem Objektiv und Software eben doch ganz ordentliche Fotos macht. Und im Zweifel ist ein etwas verwaschenes Bild des Steinbocks am gegenüberliegenden Berg in den Alpen eben doch besser als gar kein Bild des seltenen Tieres. Und Makros ab 1 Meter Abstand sowie einiges anderes kann die Kamera auch.
Nikon P1100 fast zum alten Preis
Nur: Die P1000 ist über sieben Jahre alt, wird seit 2024 kaum noch neu angeboten und hat auch noch mit einem eigenen Motivprogramm für Fotos des Mondes – ohne KI-Fakes wie bei manchen Smartphones – eine recht besondere Eigenschaft. Und so gibt es auf Portalen für Privatverkäufe etliche Gesuche nach der nicht nur dort so genannten "Mondkamera". Verkauft wird sie um 1000 Euro. 2020 war sie als Neuware unter 700 Euro zu haben, der UVP bei Vorstellung 2018 lag bei 1099 Euro. Hätte man's damals gewusst, hätte man also fünf Jahre mit der P1000 fotografieren und sie dann mit gutem Gewinn verkaufen können.
Dass Nikon sie so lange nicht mehr produzierte, dürfte am fehlenden USB-C-Anschluss zum Laden liegen, der inzwischen in der EU Pflicht ist. Bemerkt hat man in Japan aber offenbar recht spät, dass die Monster-Bridge recht beliebt ist, sonst wäre der Nachfolger P1100 mit USB-C nicht erst jetzt erschienen. Gleich zum fairen Preis: 1199 Euro ruft Nikon auf, ärgern dürften sich jetzt einige, die erst kürzlich eine P1000 als Spekulationsobjekt gekauft hatten.
Der Preis ist deshalb entscheidend, weil Nikon außer USB-C kaum Neuerungen eingebaut hat. WLAN mit WPA3 und Bluetooth in Version 5.1 könnten allein schon deswegen vorhanden sein, weil Chips mit älteren Standards nicht mehr erhältlich sein dürften. Neu ist immerhin ein Modus für Feuerwerke, der Sensor mit effektiv 16 Megapixeln wohl derselbe wie bei der P1000. Und auch OLED-Sucher und Display scheinen den Daten der P1100 nach zu urteilen unverändert. Ebenso Video, maximal mit 4K bei 30 fps oder Full-HD mit 60 fps.
Ein Kilo Profi-Optik mit 35mm fĂĽr Nikon Z
Ganz anders hing'langt, wie man in Bayern sagt, hat Nikon bei seinem neuen Profi-Objektiv. Wer eine Vollformat-Optik mit f/1.2 schon einmal wirklich ausgereizt hat, im Studio bei Porträts oder im Schummerlicht einer Abendveranstaltung bei Availiable-Light-Aufgaben weiß, wo da der Reiz liegt. Wenn man dann auch noch 35 Millimeter Brennweite braucht, etwa weil die Platzverhältnisse recht beengt sind, wird das aber richtig schwer und teuer. Oder, fast genau gerechnet: drei Euro pro Gramm Objektiv sind gefordert.
Denn für sein Nikkor Z 35mm f/1.2 S ruft Nikon 3249 Euro auf und es ist 1060 Gramm schwer. Manches f/2.8-Zoom ist heute leichter. Aber bei der S-Serie von Nikon geht es eben um supergut, superschön und superteuer. Kurz: Für ambitionierte Künstler und Profis ist das gemacht. Die dürfen auch für die Filter mit 82 Millimetern Durchmesser tief in die Tasche greifen, sind es aber wohl gewohnt, dass auch eine Festbrennweite 15 Zentimeter auf dem Body ragen kann. Bokeh, die Strahlen um helle Lichtquellen und der Autofokus sind laut ersten Testaufnahmen auf Spitzenniveau. Um übrigens so viel Glas schnell zu bewegen, verbaut Nikon gleich zwei Schrittmotoren. Und auch drei Einstellringe am Objektiv findet man bei Festbrennweiten selten. Kurz: Eben eine echte S-Klasse, zum Preis einer guten Mittelklassekamera samt Objektiv. Noch im Februar soll die Nobellinse im Handel sein.
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Neue MFT-Kamera und langes Zoom von OM System
Natürlich geht es im Fotomarkt immer auch eine Nummer kleiner und günstiger – und dabei gar nicht mal langweilig. In dieser Woche sind sowohl die OM-3 wie auch das 100-800mm-Zoom von OM System erschienen, beides konnten wir bereits kurz testen. Die MFT-Kamera zeigt sich dabei vor allem als kompakter, leistungsstarker Begleiter für Street-Fotografie. Ihr Retro-Look ist nicht Selbstzweck, denn im Gegensatz zu Kameras für 35mm-Film ist ihr Body äußerst dünn.
Und das Objektiv ist prima für Naturfotos, und auch bei 800 Millimetern – dann allerdings bei f/6.3 – tatsächlich noch scharf. 1500 Euro erscheinen da recht angemessen, für die Kamera scheinen 2000 Euro UVP aber schon etwas überzogen. Wir reden da nämlich immer noch über Micro-Four-Thirds-Sensoren, die zwar viel besser als noch vor einigen Jahren geworden sind, aber insbesondere beim Rauschverhalten prinzipbedingt Nachteile haben. Alles in allem ist es aber schon ein kleines Festival, das OM Systems, die früheren Olympus, da für die MFT-Klasse gestartet haben.
Wo die Alphas entstehen
Unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende wirft einen Blick hinter die Kulissen der Entwicklung neuer Kameras. Und zwar gleich im Alpha-Headquarter von Sony selbst. Der Kollege Ben Schwan hat es besucht, und dabei auch gleich im Sinne der Fotografen über Featuritis und manchmal sehr später Updates gemeckert. Aber auch gelernt, dass die Liebe zum Fotografieren selbst auch heute noch in den Ingenieuren steckt, welche die Bilderfänger entwickeln. Das ist bei Industrieprodukten, die Kameras nun einmal sind, bei weitem nicht selbstverständlich.
(nie)