IPv6: USA wollen nicht zurückfallen

Die USA sind bestens mit IPv4-Blöcken versorgt. IPv6-Befürworter sind daher besorgt, dass die Internetnation Nummer eins ins Hintertreffen geraten könnte.

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Von
  • Monika Ermert

Adressmangel wird in den USA nicht für eine rasche Einführung des neuen Internetprotokolls IPv6 sorgen. Im Gegenteil: Die USA sind bestens mit IPv4-Blöcken versorgt. IPv6-Befürworter sind daher eher besorgt, dass die Internetnation Nummer eins ins Hintertreffen geraten könnte. Bei einem Expertentreffen von National Telecommunication and Information Agency (NTIA) und National Institute of Standards and Technology in Washington wurde daher unter anderem darüber diskutiert, inwieweit es öffentlicher Förderung bedarf, vergleichbar den Anstrengungen in der Europäischen Union.

Seit der Entscheidung des US-Verteidigungsministeriums, bis 2008 IPv6 zum Standard eigener Anwendungen zu machen, wird dem neuen Protokoll auch in der Nummern-satten US-amerikanischen IT-Wirtschaft etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt. "Die Spitze des Verteidigungsministeriums ist überzeugt, dass IPv6 langfristig positive Effekte haben wird, weil es Ende-zu-Ende-Kommunikation ermöglicht", bekräftigte Marilyn Kraus, Technische Beraterin im Büro des Chief Information Officer des Verteidigungsministeriums den Marschplan.

Preston Marshall von der Internetwiege Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) forderte ein generelles Umdenken auf den Weg zum neuen Netz. "Wir müssen andere Netzwerke aufbauen, die wirklich auf Peer-to-Peer basieren, denn sonst haben wir nichts weiter als IPv4 mit sehr langen Adressen." Neben der Network Adress Translation müssten auch Firewalls komplett verschwinden, wollte man die Möglichkeiten von IPv6 wirklich ausnutzen. Davon ist man noch weit entfernt. 94 von insgesamt weltweit vergebenen 642 Blöcke wurden bislang in den USA vergeben. Der einzige Provider, der Kunden IPv6 anbietet, ist NTT/Verio.

Mehrere der Teilnehmer gestern forderten angesichts dieser Statistiken dringend, dass die US-Regierung IPv6 verstärkt auf ihre Agenda nimmt. TechNet-CEO Rick White brachte es auf den Nenner "RUDE", "Research, use, defend, educate". Vor allem als Anwender könne die Regierung den Umbau in den Netzen voranbringen. Eine Mandatierung oder gar Regulierung dürfe aber nicht sein. Bestätigt wird dies auch in einem Bericht, den NTIA und NIST als Ergebnis einer Konsultation im Frühjahr haben zusammentragen lassen. In dem Dokument, das ausführliche Überlegungen einem möglichen Marktversagen, First-Mover-Vorteilen und Umstiegskosten anstellt, hält sich die Angst davor, abgehängt zu werden aber noch in Grenzen.

Für Grundlagen, Spezifikationen und weitere Berichte zu IPv6 siehe:

(Monika Ermert) / (anw)