Schon in Testphase: ESA-Weltraumteleskop Euclid findet perfekten Einsteinring

Seit fast einem Jahr arbeitet Euclid an einem riesigen Himmelsatlas. Schon vorher war ihm aber ein spektakulärer Fund gelungen, wie jetzt bekannt wurde.

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Aufnahme der Galaxie und Vergrößerung des Einsteinrings

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by Tian Li)

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Das Weltraumteleskop Euclid der ESA hat schon in seiner Erprobungsphase ein besonders beeindruckendes Bild eines perfekten Einstein-Rings zur Erde geschickt. Das hat das Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) jetzt publik gemacht und die Aufnahme veröffentlicht. Auf dem Bild der Galaxie mit der Bezeichnung NGC 6505 ist um deren Zentrum deutlich ein kreisrunder Ring aus Licht zu erkennen. Das stammt von einer namenlosen Galaxie, die dahinter versteckt ist. Ihr Licht wird von der Gravitation ideal verzerrt und so entsteht der Ring. Das Bild ist außergewöhnlich, weil uns die Galaxie im Vordergrund vergleichsweise nahe und die Ausrichtung des Rings besonders schön ist, erklärt Conor O'Riordan vom MPA.

Nahaufnahme des Einsteinrings

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, T. Li/ESA)

Einsteinringe sind spezielle Gravitationslinsen, bislang wurden nicht sehr viele entdeckt. Daneben gibt es noch Einsteinkreuze, bei denen das Licht ferner Galaxien durch massereiche im Vordergrund in eine Kreuzform verzerrt wird. Für Bruno Altieri, der das Euclid-Archiv betreut, war der Fund des perfekten Einsteinrings von NGC 6505 ein besonderer Glücksfall, "denn ich habe mich mein ganzes Leben lang für Gravitationslinsen interessiert". Das Objekt sei aber nicht nur äußerst hübsch, sondern auch unglaublich nützlich, um die Gravitationsstrukturen der Galaxie im Vordergrund zu untersuchen, die das Licht gewissermaßen biegt, ergänzt O'Riordan, der die Analyse dann geleitet hat. Die wird in Astronomy & Astrophysics vorgestellt.

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Euclid wurde Anfang Juli 2023 gestartet; das Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für das nahinfrarote Spektrum. Die Geräte sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden und dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen. Die ESA will auf diese Weise einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der vergangenen zehn Milliarden Jahre erforschen. Den "atemberaubenden" Einsteinring hat das Gerät im September 2023 aufgenommen und das Team sieht "die erstaunliche Entdeckung" als Beweis dafür, dass die ambitionierte Mission auf dem besten Weg ist, "noch viele weitere Geheimnisse zu lüften".

(mho)