KI in der Praxis und Platform Engineering: Trends der OOP-Konferenz in München

Um die Tausend Teilnehmer trafen sich auf der OOP-Konferenz für Softwarearchitektur und -entwicklung, um Know-how, Praxis und Trends auszutauschen.

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Eingang zur Konferenz

(Bild: Klaus D. Wolf/Sigs Datacom)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wie im Jahr zuvor bildete KI eines der zentralen Themen auf der OOP-Konferenz, die einen eigenen Track dazu im Programm hatte. KI spielte aber auch in fast jedem der 150 anderen Vorträge und Workshops oft sogar eine zentrale Rolle. Künstliche Intelligenz und GenAI sind inzwischen im Kern der Architektur- und Softwareprojekte angekommen, was in allen Talks offensichtlich wurde. Circa Tausend Besucher machten sich laut Veranstalter Sigs Datacom (Mitglied der heise group) vom 3. bis 7. Februar in München ein Bild davon.

Ein anschauliches Beispiel der Probleme in der KI-Praxis lieferten Tessa Pfattheicher und Lars Orta in ihrem Talk über die Erfahrungen bei der Entwicklung eines Chat-Bots. Die Schwierigkeiten lagen weniger im Umgang mit dem Modell und der architektonischen Konstruktion, als vielmehr in der Unvorhersehbarkeit der möglichen Antworten der GenAI-Anwendung und den sich daraus ergebenden Verständnisschwierigkeiten. Das betrifft sowohl die systematische Bewertbarkeit dieser Antworten im informationstechnischen Kontext als auch die Erwartungen der Kunden daran und die Kommunikation des Teams mit den Stakeholdern.

Andere Vorträge beleuchteten die Verbindung zwischen Daten und KI, die Qualitätssicherung und die Sicherheit von KI-Projekten. Oliver Kolar teilte beispielsweise Hinweise, wie sich KI datenschutzkonform und gewinnbringend im Unternehmen einsetzen lässt. Der aktuelle Hype um selbständig agierende KI-Agenten, die logisch schließen und autonom entscheiden, war noch kein großes Thema der Konferenz.

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Neben den klassischen Entwicklungs- und Architekturthemen bildete das Platform Engineering einen Schwerpunkt im Programm. Peter Diefenthäler zeigte beispielsweise sehr bildlich die vielen, weit verästelten Aspekte, die bei der Einführung von Platform Engineering zu berücksichtigen sind: darunter in größeren Unternehmen die verschiedenen Geschäftsfelder, Basistechnologien und Ingenieurskulturen der Abteilungen. Hinzu kommen Überlegungen zu Tools, Governance und Kosten. Markus Zimmermann ergänzte in seinem Vortrag Tipps zum praktischen Vorgehen und empfiehlt einen internen Evangelisten, der die Entwicklerinnen und Entwickler von der neuen Plattform begeistert. All das soll den IT-Wildwuchs sortieren, Silos überbrücken und die kognitive Last der Entwickler verringern.

Die Planungen für eine Engineering-Plattform sind weit verzweigt, wie der Vortrag von Peter Diefenthäler anschaulich zeigt.

(Bild: who/iX)

Eine Keynote zum Plattformthema bekamen Microsoft und GitHub von den Veranstaltern spendiert. April Yoho und Julia Kordick stellten die Tools Dev Box und Azure Deployment Environment vor, die inzwischen gänzlich vom Copilot durchdrungen sind.

April Yoho und Julia Kordick (im Bild) stellen die Plattformen von Microsoft und GitHub vor.


(Bild: who/iX)

Ein weiteres allgegenwärtiges Thema bildete der Umgang mit Altlasten: umbauen, neu entwickeln oder abschalten? Diese Frage stellte Michael Stal in seinem ausführlichen Überblicksvortrag mit vielen Beispielen aus der Siemens-Praxis. Oft liegt das Problem beim Einfangen der Legacy-Systeme darin, dass die Altentwickler in Rente gehen und schlecht dokumentierte Altlasten hinterlassen. Stal empfiehlt, die Übriggebliebenen schnell als Infoquelle anzuzapfen. Ist das nicht mehr möglich, hilft KI, den Legacy-Code zu durchschauen.

Einige Vorträge stellten sich die Frage: Back to Basics? – Mehr REST? Design Pattern? (Modu-)Monolith? Weniger im Fokus als im Vorjahr stand die Nachhaltigkeit in der IT. Zorina Alliata und Hara Gavriliadi beschäftigten sich aber beispielsweise damit, wie man KI-Anwendungen umweltschonend entwickelt und betreibt.

Viele Teilnehmer genossen das Rahmenprogramm: Nightschools für Langschläfer, eine Pecha-Kucha-Nacht oder ein ultimativer IT-Stammtisch. Zwei der fünf Konferenztage hatten keine Vorträge, sondern praktische Workshops im Angebot. In der Ausstellerecke im Erdgeschoss traf man immer viele bekannte Gesichter aus der Branche.

(who)