Astronomie: Womöglich erstmals hyperschnelles Planetensystem entdeckt

Ein Forschungsteam hat womöglich einen Stern mit einem Exoplaneten entdeckt, der so schnell ist, dass beide die Milchstraße verlassen werden.

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Ein langer roter Strich in einem Sternenhimmel aus Sternen mit kĂĽrzeren lila und blauen Strichen

(Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (Caltech-IPAC))

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen hat womöglich ein Planetensystem entdeckt, das mit mindestens 1,9 Millionen Kilometern pro Stunden durch die Milchstraße rast. Sollte sich das bestätigen, wäre das der erste bekannte Exoplanet, der um einen hyperschnellen Stern kreist, zitiert die NASA den Studienleiter Sean Terry vom Goddard Space Flight Center. Außerdem weist die US-Weltraumagentur darauf hin, dass der Stern und sein Begleiter noch viel schneller unterwegs sein könnten, weil wir nicht wissen, wie schnell er sich von uns entfernt. Möglicherweise überschreite er gar die Fluchtgeschwindigkeit unserer Heimatgalaxie von etwa 1,2 Millionen km/h und sei auf dem Weg in die intergalaktische Leere. Damit wären sie etwa doppelt so schnell wie die Sonne mit ihren Planeten.

Gefunden wurde das Paar schon 2011 durch eine glückliche Fügung: Beim sogenannten Mikrolinseneffekt sorgt ein Objekt vor einem Stern dafür, dass dessen Lichtstrahlen auf dem Weg zu uns so gebogen werden, dass der für uns heller beziehungsweise vergrößert erscheint. Genau solch eine Veränderung hat ein Forschungsteam in Archivdaten des neuseeländischen Projekts Microlensing Observations in Astrophysics (MOA) entdeckt. Die identifizierte Helligkeitsveränderung hat demnach auf zwei Himmelskörper hingedeutet. Je nachdem wie weit beide von der Erde entfernt waren, handelte es sich entweder um einen Stern mit einem Exoplaneten oder einen viel näheren einsamen Planeten mit einem Mond.

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Unter anderem in Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia hat die Forschungsgruppe dann einen Kandidaten für den Stern ausfindig gemacht. Anhand seiner Position in den Jahren 2011 und 2021 haben sie dann dessen enorme Geschwindigkeit ermittelt. Um wirklich sicherzustellen, dass der Stern Teil des hyperschnellen Systems ist, will das Team ihn im kommenden Jahr abermals ins Visier nehmen. Sollte das nicht der Fall sein, würde die Theorie des einsamen Planeten mit Mond wieder Auftrieb erhalten – für die Forschung nicht weniger aufregend. Präferiert wird aber jetzt die Theorie, dass es sich um einen Stern handelt, der auf etwa 20 Prozent der Masse unserer Sonne kommt und mit einem Exoplaneten unterwegs ist, der 29 Mal massereicher ist als die Erde. Der Fund wird jetzt im Fachmagazin The Astronomical Journal vorgelegt.

(mho)