Windows bekommt MIDI-2.0-UnterstĂĽtzung mit Windows MIDI Services
In der Windows-Insider-Vorschau liefert Microsoft nun Windows MIDI Services mit, ein neuer MIDI-Stack mit MIDI-2.0-Support.
(Bild: Erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)
Microsoft hat in der vergangenen Woche eine neue Insider-Vorschau von Windows 11 im Canary-Kanal veröffentlicht. Darin ist erstmals eine öffentliche Preview auf die Windows MIDI Services enthalten, die die MIDI-Unterstützung in Windows auf ein modernes Niveau bringen.
In der Ankündigung der Windows-Vorschau erörtert Microsoft die Windows MIDI Services. Hinter dem Kürzel MIDI verbirgt sich das Musical Instrument Digital Interface, ein digitales Protokoll zur Steuerung von Klangerzeugern und zur Datenübertragung zwischen Hard- und Software-Geräten und -Steuerungen. Kurz gesagt, kann Windows damit etwa Synthesizer ansteuern oder ähnliche Klangerzeuger.
Microsoft: Moderner, quelloffener MIDI-Stack
Windows MIDI Services bringen nicht nur MIDI-2.0-Unterstützung mit, sondern passen auch die MIDI-1.0-Implementierung an moderne Erwartungen an, schreibt Microsoft. Der MIDI-Stack läuft auf allen unterstützten Prozessoren und Architekturen, also x86-64 und ARM64.
Microsoft fasst übersichtlich zusammen, was die Windows MIDI Services bringen sollen: Da wäre die vollständige Unterstützung des MIDI-2.0-Standards, einschließlich Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung (wer mal ein Firmware-Update über den MIDI-SysEx-Standard geschoben hat, weiß das sicher zu schätzen), Nachrichten mit "Higher Fidelity", höhere Auflösung für Controller-Werte und -Stellungen sowie volle In-Service MIDI-2.0-Endpunkt-Erkennung und -Protokollaushandlung.
Schnellere Transporte führen zu besserem Timing und reduziertem Jitter. Der MIDI-USB-Treiber ist schneller und unterstützt MIDI 1.0 sowie 2.0 vollumfänglich. Jeder Endpunkt wird als Mutli-Client behandelt, wodurch mehrere Apps ein Gerät zur selben Zeit nutzen können. Entwickler können in dem Dienst eingehende und ausgehende Nachrichten mit Zeitstempeln verarbeiten, wenn diese das neue Windows MIDI App SDK nutzen.
Windows MIDI Services übersetzen zudem automatisch zwischen MIDI 1.0 und 2.0, abhängig davon, was die API, App und Geräte benötigen. Den Apps stehen außerdem weitaus mehr Metadaten zur Verfügung. Dabei erhält Windows MIDI Services eine Rückwärtskompatibilität zur WinMM (MME) MIDI 1.0-API und künftig auch zu WinRT MIDI 1.0. Dadurch können Apps ohne Änderungen die neuen Möglichkeiten automatisch nutzen und etwa MIDI-2.0-Geräte mit dem MIDI-1.0-Funktionslevel ansprechen.
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Das Besondere an den Windows MIDI Services ist, dass sie als Open Source entwickelt werden. Sie stehen unter MIT-Lizenz in einem eigenen Github-Projekt bereit. Das SDK enthält auch Tools, etwa die Windows MIDI Services Console (midi.exe), mit der sich Nachrichten oder System Exclusives (SysEx) senden oder etwa der Status von MIDI prüfen lassen. Bei der Problemdiagnose kann MIDI Diagnostics (mididiag.exe) behilflich sein. Wer an MIDI-Hardware entwickelt, bekommt mit MIDI Kernel Streaming Endpoint Info (midiksinfo.exe) ein passendes Werkzeug an die Hand. Und für die Zukunft gerüstet ist MIDI Multicast Dynamic DNS Info (midimdnsinfo.exe), das Unterstützung für den kommenden Network-MIDI-2.0-Transport liefert.
Treibereien
Microsoft bedankt sich bei der AMEI (Association of Musical Electronics Industry of Japan), die einen neuen USB-MIDI-2.0-Class-Treiber beigesteuert hat. Er funktioniert sowohl mit den neuen USB-MIDI-2.0-Geräten als auch mit den Class-Compliant-USB-MIDI-1.0-Geräten. Standardmäßig ist der Treiber jedoch aus Kompatibilitätsgründen nur für MIDI-2.0-Geräte und eine Handvoll USB-MIDI-1.0-Klangerzeuger aktiviert. Interessierte können den Treiber jedoch manuell jedem Class-Compliant-USB-MIDI-1.0-Gerät zuweisen.
"Darüber hinaus arbeiten wir derzeit an unserem Network-MIDI-2.0-Transport, der kürzlich auf der NAMM-Show in Kalifornien vorgestellt wurde, sowie an der virtuellen Patch-Bay, die das Routing zwischen Endpunkten ermöglicht, und an einer Neufassung unseres BLE-MIDI-1.0-Transports. Dies alles wird in einer zukünftigen Version von Windows MIDI Services enthalten sein", ergänzt Microsoft die Vorstellung.
Microsoft holt mit den Windows MIDI Services offenbar gegen den derzeitigen De-Facto-Standard Mac für die Musikproduktion aus. Die Vorschau-Version in der Canary-Windows-Preview deutet noch auf einen sehr frühen Zeitpunkt hin. Wenn jedoch keine nennenswerten Probleme auftreten, dürfte der neue MIDI-Stack recht bald in die regulären Windows-11-Versionen einziehen.
MIDI 2.0 kam als Ăśberholung des rund 40 Jahre alten MIDI-Standards im Jahr 2020 heraus. Es erweitert die grundlegenden Funktionen massiv und macht den Standard damit zukunftssicher.
(dmk)