Fehlerhafte Flatpaks: OBS droht Fedora mit rechtlichen Schritten

Wegen Bugs in Fedora-Flatpaks von OBS verlangt Projektleiter Joel Bethke eine Entfernung aus der Distribution und droht andernfalls mit einer Markenrechtsklage.

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Entwickler streiten sich

OBS wehrt sich gegen fehlerhafte Programmpakete, die ĂĽber Fedora im Umlauf sind.

(Bild: OBS)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Joel Bethke, Projektleiter des quelloffenen Videoaufnahme- und Streamingprogramms Open Broadcaster Software (OBS), droht dem Fedora-Projekt im Streit ĂĽber fehlerhafte Programmpakete mit rechtlichen Schritten. Anlass sind in der Linux-Distribution bereitgestellte, fehlerhafte Fedora-Flatpaks von OBS Studio, die teilweise zu AbstĂĽrzen fĂĽhren.

OBS stellt selbst ein Flatpak der Software bereit, das sich auch unter Fedora nutzen lässt. Weil Nutzern oft nicht bewusst war, dass die von Fedora gestellten Programmpakete nicht von OBS Studio selbst stammen, meldeten sie die Probleme dem OBS-Team. Auf entsprechende Hinweise des OBS-Teams, so Bethke, habe Fedora jedoch nichts unternommen, um das Problem abzustellen.

In einem Kommentar auf der GitLab-Seite von Fedora forderte Bethke die Betreiber der Distribution nun dazu auf, sämtliche Verbindungen zu OBS Studio aufzulösen und unter anderem Name und Logo des Programms aus dem Fedora-Flatpak zu entfernen. Sollten die Betreiber der Forderung bis Freitag nicht nachkommen, werde das OBS-Team rechtliche Schritte prüfen, schrieb er. Dem vorausgegangen war ein wochenlanger Streit um die Bereitstellung des fehlerhaften Fedora-Flatpaks.

Für die Bereitstellung von Programmen in Fedoras Software-Center bündeln Maintainer die einzelnen Bestandteile und Dependencies in eigene Flatpak-Pakete. Das geschieht auch dann, wenn die Entwickler eines Programms auf Flathub bereits ein offizielles Flatpak bereitstellen. Auf Fedora-Flatpaks haben die Entwickler hingegen keinen Einfluss. In GNOME Software erhalten Fedora-Flatpaks die höchste Priorität, Pakete von Flathub oder RPM-Pakete erhalten eine niedrigere Priorität. Installieren Nutzer über das Software-Center ein Programm, ohne dabei auf die Quelle zu achten, ist das in der Regel ein Fedora-Flatpak.

In das Fedora-Flatpak ist laut Bethke eine neue Qt-Version integriert worden, die zu Fehlern führte. Weiterhin habe es Probleme bei der Hardware-Beschleunigung und dem OpenH264-Encoder gegeben. Teilweise sei OBS Studio nach dem Start gänzlich abgestürzt, während das offizielle Flatpak der OBS-Entwickler ohne Einschränkungen lief. Trotz Hinweisen an die Betreiber der Distribution sei keine gemeinsame Lösung gefunden worden. Stattdessen habe es Beschimpfungen seitens des Fedora-Teams gegeben, sodass keine rationale Diskussion möglich gewesen sei, erklärte Bethke. Daher betrachte er die Fedora-Flatpaks jetzt als feindlichen Fork.

OBS-Projektleiter Bethke hatte zuvor gebeten, das Fedora-Flatpak von OBS Studio in GNOME Software zu entfernen oder kenntlich zu machen, dass es sich um ein Software-Paket eines Drittanbieters handelt. Allgemein kritisiert er, dass es für Anwender schwer ersichtlich sei, dass es sich bei Fedora-Flatpaks nicht um eine offizielle Quelle handelt. Entsprechend seien die Entwickler der Programme nicht für Probleme verantwortlich, die durch Veränderungen der Maintainer entstehen. Dennoch kämen Nutzer bei Problemen auf die Mitglieder der Software-Projekte zu, was einen erheblichen Mehraufwand bedeute.

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Weiterhin hinterfragte Bethke, ob es überhaupt nötig sei, dass Maintainer für Fedora erneut Flatpaks erstellen, wenn auf Flathub bereits funktionierende Pakete bereitstehen. Neben Unterstützung aus der Community spricht sich auch Michael Catanzaro, ein Beteiligter des Fedora-Projekts, für entsprechende Veränderungen aus und schlägt vor, Pakete von Flathub höher als Fedora-Flatpaks zu priorisieren. Bei der Installation würden offizielle Flatpaks von Entwicklern somit Vorrang gegenüber den eigenen Paketen von Fedora erhalten.

(sfe)