IETF will Network Address Translation Benehmen beibringen

Das Thema Internettelefonie gehört beim Treffen des Standardisierungsgremiums Internet Engineering Task Force (IETF), das am Sonntag im kalifornischen San Diego startet, zu den zentralen Themen.

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Von
  • Monika Ermert

Das Thema Internettelefonie gehört beim Treffen des Standardisierungsgremiums Internet Engineering Task Force (IETF), das am Sonntag im kalifornischen San Diego startet, zu den zentralen Themen. Eine neue Arbeitsgruppe mit dem Titel Behave will etwa die Probleme angehen, die Internettelefonie mittels Session Initiation Protocol (SIP) mit der weit verbreiteten Network Address Translation (NAT) haben. "Der Mangel an Standardisierung beim Verhalten von Network Address Translators hat sich zu einer Krise ausgewachsen", heißt es in der Ankündigung des Behave-Auftakttreffens.

Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, bereits bis zum kommenden Jahr erste Dokumente mit Anforderungen sowohl für traditionelle NATs wie auch die aufkommenden IPv4-IPv6-Übergabepunkte vorzulegen. Auch die verschiedenen Übergangsmechanismen zwischen beiden IP-Versionen verhindern einfache Ende-zu-Ende-Beziehungen. Mit IPv6 soll das Ende-zu-Ende-Prinzip zwar in Zukunft wieder hergestellt werden, doch noch müssen die auf den Markt drängenden Voice-over-IP-Anbieter auf absehbare Zeit mit der wachsenden Zahl von NATs rechnen.

Neben diesen Problemen sollen viele Teilaspekte der boomenden Netztelefonie behandelt werden. "Vergessen wir nicht, dass man für Dienste zur Rechnung gebeten wird", erklärte Jiri Kuthan von IPTel.org, einer der Leiter von Behave. Eine ganze Reihe von Dokumenten zur Authentisierung und möglichen Abrechnungsmodellen diskutiert die Arbeitsgruppe RADEXT, einer der vorgelegten Entwürfe befasst sich explizit mit SIP. Aber auch fürs Roaming und mögliche Abrechnungsmodelle von WLAN-Hotspots wird geplant. Vorausschauend will sich die SIP-Gemeinde zudem mit dem Thema Spam befassen.

Die Entdeckung von SIP durch Spammer sei lediglich eine Frage der Zeit, schreiben Jonathan Rosenberg und Cullen Jennings in einem ersten ausführlichen RFC zu möglichen Gegenmaßnahmen gegen Spam per SIP. Sobald SIP weiter verbreitet sei, würden gewiefte Spammer die enormen Kostenvorteile von SIP ebenso für sich nutzen wie die Anwender selbst. Eine Reihe bekannter Gegenmaßnahmen wie schwarze Listen sei wenig erfolgversprechend, die Autoren setzen eher auf weiße Listen und das Anrufen erst nach Einverständnis durch den Anwender. Ein Vorteil im Kampf gegen Spam im Vergleich zur E-Mail sind besser entwickelte Autorisierungsverfahren.

Die Kollegen aus dem Bereich E-Mail-Spam haben es da erheblich schwerer, die marid-Arbeitsgruppe wird in San Diego versuchen, verschiedene vorgelegte Vorschläge zur Senderauthentifizierung per Domain Name System zusammenzubasteln. Ein halbes Dutzend verschiedener Vorschläge sind seit Gründung von Marid eingereicht worden, eine Einigung zwischen den verschiedenen Autoren und sie unterstützenden Firmen von AOL (Sender Policy Framework) bis Microsoft (Caller ID) war bislang so schwierig, dass man sich in San Diego auch noch einmal über urheber- und lizenzrechtliche Fragen auseinander setzt.

Bis zum kommenden Freitag tagen die IETF-Arbeitsgruppen und beschäftigen sich neben all den neuen technischen Standards für IP und für DNS-Protokolle auch mit dem eigenen "Benehmen". Seit knapp zwei Jahren sind Überlegungen im Umlauf, wie die IETF-Arbeit effektiver gestaltet, Standards schneller verabschiedet und weiterhin hohe Qualität gesichert werden kann. Eine ganze Serie von Dokumenten zur Neubestimmung der Rolle der IETF liegt inzwischen vor, auch erste Vorschläge zur "Renovierung" des dreiteiligen Standardisierungsverfahrens, dessen Stufen "Vorschlag", "Entwurf" und "Internet-Standard" angesichts immer rascherer Marktzyklen kaum noch durchgehalten werden. (Monika Ermert) / (jk)