Potenziell gefährlicher Asteroid 2024 YR₄: Raumfahrtkonzern OHB prüft Abwehrplan

2032 könnte 2024 YR₄ auf der Erde einschlagen, vorher kommt er noch einmal hier vorbei. Das wäre der beste Zeitpunkt für eine Abwehrmission, meint man bei OHB.

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Rendering eines Gesteinsbrockens im All, im Hintergrund die Erde

(Bild: buradaki/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Während die ermittelte Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid 2024 YR4 im Jahr 2032 mit der Erde kollidiert, noch einmal gestiegen ist, hat OHB damit begonnen, eine mögliche Abwehrmission auszuarbeiten. Das teilte der deutsche Raumfahrtkonzern jetzt mit und ergänzte, dass sich die beste Startmöglichkeit für eine derartige Mission bereits 2028 ergibt. OHB hat bereits Erfahrungen mit Asteroidenmissionen, für die ESA hat der Konzern die Sonde Hera gebaut und arbeitet an der Mission Ramses. Details über eine mögliche Abwehrmission gegen 2024 YR4 nennt das Unternehmen nicht und weist stattdessen ebenfalls darauf hin, dass die Einschlagwahrscheinlichkeit voraussichtlich bald wieder bei 0 liegen wird.

Der 40 bis 90 Meter große Asteroid wurde Ende Dezember entdeckt, weitere Beobachtungen haben ergeben, dass eine Kollision mit der Erde bei der übernächsten Begegnung nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb steht der Asteroid seit Tagen an der Spitze der Listen von ESA und NASA mit den aktuell gefährlichsten Himmelskörpern. Nach inzwischen fast 400 Beobachtungen des Himmelskörpers hat die NASA eine Einschlagwahrscheinlichkeit von 2,6 Prozent ermittelt, bei der ESA kommt man auf 2,4 Prozent. Das bedeutet zwar immer noch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er die Erde verfehlt, bei über 97 Prozent liegt. Trotzdem ist das Einschlagrisiko eines der höchsten, das je für einen Gesteinsbrocken von signifikanter Größe errechnet wurde.

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Was genau bei OHB nun geprüft wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor, die Hinweise auf frühere Missionen geben aber einen Hinweis. So hat OHB die ESA-Sonde Hera gebaut, die aktuell auf dem Weg zu dem Asteroidenmond Dimorphos befindet. In den war am 27. September 2022 die NASA-Sonde Dart (Double Asteroid Redirection Test) gerast, um ein Konzept zur Asteroidenabwehr zu testen. Dadurch wurde die Umlaufbahn des Himmelskörpers gezielt verändert, so wie man es vor einem möglichen Einschlag mit der Erde auch machen könnte. Wenn man das früh genug schafft, könnte ein für die Erde gefährlicher Asteroid wie 2024 YR4 stark genug abgelenkt werden, dass er unseren Heimatplaneten verfehlt.

Auf der sogenannten Turiner Skala zur Klassifizierung der Gefahr durch Asteroiden steht 2024 YR4 derweil unverändert bei Klasse 3. Damit gilt er nicht nur aktuell als am gefährlichsten, in der Vergangenheit hat nur ein Asteroid eine höhere Klasse erreicht: "(99942) Apophis" kam kurz nach seiner Entdeckung Ende 2004 auf Klasse 4, gilt aber inzwischen als nicht mehr gefährlich. Bis 2024 YR4 hat kein anderer Asteroid die Klasse 3 erreicht. Die bedeutet auch, dass der erdnahe Asteroid nicht nur von Interesse für die Astronomie ist, sondern auch Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und durch offizielle Stellen verdient. Bei einem Einschlag könnte er lokal oder regional große Zerstörungen anrichten, je nachdem, wie groß er tatsächlich ist.

Wegen des potenziellen Risikos durch 2024 YR4 haben bereits zwei von den Vereinten Nationen anerkannte Organisationen ihre Arbeit aufgenommen. Außer dem von der NASA koordinierten Internationalen Asteroidenwarnnetzwerk (IAWN) ist das die Beratungsgruppe zur Planung von Weltraummissionen (SPMAG) bei der ESA. Diese hat sich bei einem Meeting mit dem Himmelskörper befasst und entschieden, dass er weiter beobachtet und untersucht werden soll. Mögliche Gegenmaßnahmen würden bereits besprochen, aber für konkrete Vorschläge sei es noch zu früh. Besonders präzise Daten zu Größe und Orbit des Himmelskörpers soll bald das Weltraumteleskop James Webb liefern.

(mho)