Nach Satzungsänderung: AWS verlässt Vorstand von EU-Cloudverband CISPE

Der EU-Branchenverband für Cloudanbieter CISPE vergibt Plätze im Vorstand nur noch an europäische Unternehmen. AWS stellte daher keinen Vertreter zur Wahl.

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Stilisiertes Bild: Eine Wolke mit EU-Flagge darin, vor Serverracks im Hintergrund

Die Europa-Cloud.

(Bild: Bild erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Amazon-Tochter Amazon Web Services (AWS) hat den Vorstand des Handelsverbandes Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) verlassen. Nach einer Änderung in der Satzung dürfen nur noch europäische Unternehmen einen Vorstandssitz in der Organisation innehaben. Cloud-Anbieter mit Sitz außerhalb Europas und einem Jahresumsatz von mehr als 10 Milliarden Euro können dem Verband als Fördermitglied ohne Stimmrecht angehören. "Unsere neue Struktur ermöglicht es uns, die gesamte Branche zu vertreten und gleichzeitig die Interessen der Europäer zu wahren", so CISPE-Präsidentin Jacqueline van de Werken.

Neben der Satzungsänderung richtete CISPE ein Komitee für Souveränität und strategische Autonomie ein. Damit reagiere der Verband auf den Wunsch nach digitaler Unabhängigkeit. Vor dem Hintergrund geopolitischer Konflikte und wirtschaftlicher Abhängigkeiten gebe es bei europäischen Cloud-Nutzern, Regierungsbehörden und Unternehmen eine zunehmende Nachfrage nach wettbewerbsfähigen, einheimischen Cloud-Infrastrukturen und KI-Anwendungen. Mit diesen Veränderungen sieht sich CISPE als größter, ausschließlich europäisch ausgerichteter Handelsverband für Anbieter von Cloud-Dienstleistungen.

Darüber hinaus entschied CISPE über fünf Vorstandssitze. Für eine dreijährige Amtszeit erstmals gewählt wurden Alexander Windbichler, CEO des österreichischen Cloud-Dienstleisters Anexia und Jake Madders, Gründer und CEO des britischen Hyve Managed Hosting. Die Wahl bestätigte Lorenzo Chirlatti (Register, Italien), David Chassan (Outscale, Frankreich) und Jacqueline van de Werken (Leaseweb, Niederlande) im Amt. Mit ihrer Wiederwahl behält sie auch den Vorstandsvorsitz.

Außer AWS traten auch Vertreter der Cloud-Anbieter Upcloud aus Finnland und Gigas aus Spanien nicht mehr zur Wiederwahl an. "Wir sind stolz auf unsere Beiträge zu den Errungenschaften und dem Wachstum von CISPE", sagte Stéphane Ducalbe, ehemaliges CISPE-Vorstandsmitglied für AWS, gegenüber The Register. "Wir werden uns als CISPE-Mitglied weiterhin für die Cloud-Industrie einsetzen, die Wahlmöglichkeiten der Kunden unterstützen und die europäische Wettbewerbsfähigkeit verbessern", ergänzte er. Upcloud und Gigas verbleiben ebenfalls als Mitglieder im Verband.

Erst im vergangenen Monat trat AWS-Konkurrent Microsoft dem Branchenverband als Fördermitglied bei. Dabei soll AWS gegen die Aufnahme des Konzerns aus Redmond gewesen sein, wurde jedoch von den anderen Vorstandsmitgliedern überstimmt. Zuvor hatte CISPE eine Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft bei der EU-Kommission zurückgenommen. Damit reagierte der Verband auf die Anpassung von Vertragsinhalten bezüglich der Kosten von Microsoft-Programmen für Nicht-Azure-Clouds.

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Zuletzt gab Amazon bekannt, in diesem Jahr etwa 100 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner Infrastruktur investieren zu wollen. Der größte Anteil soll dabei auf die Errichtung von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz entfallen. Auch in Deutschland sollen Standorte entstehen. In der Pilot-Region Brandenburg will das US-Unternehmen am Ende des Jahres ein erstes Rechenzentrum der souveränen Euro-Cloud von AWS eröffnen.

(sfe)