3D-Fußball: Tolle Stimmung und Technikprobleme

25 Kinos in Deutschland wollten am Mittwochabend Fußball in 3D zeigen – bei 22 klappte das auch, drei mussten wegen technischer Probleme auf konventionelles 2D zurückgreifen. heise online war bei der 3D-Übertragung in Duisburg dabei.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Georg Immich

Wie berichtet, gingen am Mittwoch in Deutschland die ersten 3D-WM-Übertragungen in größerem Maßstab über die Bühne. Neben 25 Kinos in Deutschland zeigten zusätzlich auch neun Kinos in der Schweiz und Österreich die letzte Gruppenbegegnung der deutschen Nationalmannschaft in Johannesburg. Trotz des guten Wetters waren viele Vorstellungen gut besucht und das Bochumer UCI konnte sogar einen ausverkauften 3D-Saal melden. In gut neunzig Prozent der Kinos verliefen die Vorstellungen ohne größere technische Probleme. Drei Kinos mussten allerdings wegen Störungen auf Projektion in 2D umschwenken.

So sahen die von zwei Kameras aufgenommenen 3D-TV-Bilder des Spiels Argentien gegen Nigeria aus. Der für die 3D-Kinofassung verwendete Videostrom hat eine bessere Bildqualität.

Wir haben uns die Vorführung im Duisburger UCI angesehen – im Kinosaal herrschte hier schnell stadionähnliche Atmosphäre. Die Projektion des Satellitensignals aus Südafrika verlief bis auf einen Hänger von rund 30 Sekunden in der 43. Minute, der auf einem Fehler bei der Satellitenübertragung beruhte, ohne Probleme. Die Schärfe und Auflösung waren mit verfahrensbedingten Abstrichen befriedigend bis gut. Aufgrund der Übertragung von Halbbildern und durch die spielbedingten raschen Seitwärtsbewegungen kann man die 3D-Livebilder schlecht mit einem im Studio gedrehten 3D-Spielfilm oder gar einem Animationsfilm vergleichen.

Die meisten Kameras waren ordentlich justiert, nur bei zwei Kameras machten sich je nach Zoomstellung am rechten Rand Konvergenzprobleme bemerkbar. Durch den weiten Abstand zum Spielfeld wirkte die Totale eher flach und es fehlte dem Bild insgesamt an Tiefenschärfe, was wahrscheinlich an der vom Veranstalter zugewiesenen Position der 3D-Kamera im fast 94.000 Zuschauer fassenden Stadion lag. Sehr viel besser wirkten die Kameras, die vom Spielfeldrand seitlich in die Strafräume blickten, sei es von der Spielfeldmitte oder von der Eckfahne. Hier war die räumliche Wirkung sehr gut, man konnte die Aktionen der Spieler viel besser räumlich zuordnen und dem Spielfluss folgen. Da sich die Bildregie wohl der Flachheit der Totalen bewusst war, hat man viel häufiger zwischen den einzelnen Kameras mit nahen Einstellungen hin und her geschnitten als man es bei 3D erwarten würde.

Außerdem hat man durch einen Trick noch weitere Bildalternativen erhalten, als mit den lediglich acht 3D-Kameras allein möglich wäre. Mithilfe eines Konverters hatte man Zugriff auf die Bilder der über dreißig 2D-Kameras im Stadion. So rechnete man beim Absingen der Nationalhymnen, bei Impressionen von der Trainerbank und bei Zeitlupenwiederholungen die 2D-Bilder in die dritte Dimension hoch. Das Bild wirkte dann natürlich flacher, aber es war kein schwerer Bruch in der Bildästhetik zu erkennen und diese Einstellungen wurden wohl eher vom geschulten Betrachter bemerkt. Man muss allerdings festhalten, dass nur die mit den regulären 3D-Kameras produzierten Bilder eine stärkere Plastizität aufwiesen und allein sie das richtige 3D-Feeling aufkommen ließen.

So weit bisher bekannt, verlief die Übertragung bei den meisten Kinos ohne Probleme, abgesehen von dem oben beschriebenen Bildausfall in der 43. Minute. Allein bei den UCIs in Hürth und in Berlin am Eastgate sowie im Ravensburger CineParC gab es derart gravierende Probleme, dass die Vorstellungen in 2D weiterlaufen mussten. Bei den UCI Kinos lag es an den Preset-Einstellungen der RealD-Projektoren, in Ravensburg am örtlichen Satellitenempfang. Neben einer Erstattung des Eintrittsgeldes gab es durch UCI noch weiteren "Schadenersatz". "Mit Freigetränken ist es uns gelungen, den größten Unmut der insgesamt rund 300 Besucher zu entschärfen", erzählt Thomas Schülke, Pressesprecher der UCI-Kinowelt, der die Fehler auf eine noch fehlende technische Routine zurückführt. (jkj)