WWF sucht mit KI nach Geisternetzen
Jedes Jahr gehen viele Tonnen Fischernetze im Meer verloren. Die Umweltschutzorganisation WWF setzt KI ein, um diese aufzuspüren und zu entfernen.
Geisternetz auf einem Korallenriff: Gefahr für Meeresbewohner
(Bild: Kjeld Friis/Shutterstock)
Künstliche Intelligenz (KI) soll dabei helfen, künftig die Ozeane sauberer zu halten: Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) will KI einsetzen, um sogenannte Geisternetze aufzuspüren.
Verlorene Fischernetze, auch Geisternetze genannt, stellen eine Gefahr für alle möglichen Meerestiere dar, die sich darin verfangen und so verenden können. Sie aus den Meeren zu entfernen, ist auch deshalb wichtig, weil sie sich zersetzen. Die Mikroplastikpartikel gelangen über die Nahrungskette letztendlich in den menschlichen Körper.
Zum Aufspüren solcher Netze nutzt der WWF Sonardaten vom Meeresboden, die beispielsweise zur Sicherung des Schiffsverkehrs oder zur Erkundung von Standorten für Offshore-Windkraftanlagen erhoben werden.
KI soll Sonardaten auswerten
Bisher werten Menschen diese Daten noch aus. Das soll künftig KI übernehmen – GhostNetZero heißt das System des WWF, das Microsofts AI for Good Lab entwickelt hat. Die KI durchsucht die Sonardaten nach Signaturen der Netze. Ein Mensch überprüft die Funde noch.
Die Trefferquote liege bei etwa 90 Prozent, teilte der WWF mit. Derzeit werde die KI darauf trainiert, die Netze noch besser zu erkennen. Die Netze seien je nach Beschaffenheit des Meeresbodens bisher schwer von einem Kabel zu unterscheiden.
"Geisternetze gefährden Meerestiere sowie Ökosysteme und machen einen erheblichen Teil des Plastikmülls im Ozean aus, aber sie sind unter der Wasseroberfläche unsichtbar und ihre Ortung ist aufwendig. Die Kombination aus Sonarsuche und KI-gestützter Erkennung ermöglicht einen Quantensprung: Überall auf der Welt wird der Meeresboden kartiert, es existieren gewaltige Datenmengen", sagte Projektleiterin Gabriele Dederer. "Wenn wir vorhandene Bilddaten aus vielbefischten Meereszonen gezielt prüfen können, ist das ein wirklicher Gamechanger für die Suche nach Geisternetzen."
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Daten sollen dem WWF zur Verfügung gestellt werden
Mit Unterstützung der Unternehmensberatung Accenture hat der WWF zudem die Plattform GhostNetZero.ai aufgesetzt, über die dem WWF Sonardaten vom Meeresboden zur Verfügung gestellt werden können. Die Organisation hält Forschungsinstitute, Behörden und Windkraftunternehmen an, ihre Daten zu spenden.
Der WWF hat bisher rund 26 Tonnen Netze aus der Ostsee geborgen. Das ist allerdings nur ein Bruchteil dessen, was sich in den Meeren befindet. Nach Angaben der Organisation sind etwa 30 Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen verlorenes Fischereigerät. Und jedes Jahr kommen große Mengen hinzu: einer Studie aus dem Jahr 2022 zufolge 25 Millionen Fallen und Reusen, 13 Milliarden Langleinenhaken, 740.000 Kilometer Haupt- und 15,5 Millionen Nebenleinen sowie über 78.000 Quadratkilometer Netze. Sie zersetzen sich nur sehr langsam und gelangen als Mikroplastik ins Meer. Sie zu recyceln, ist schwierig.
(wpl)