Telekom setzt erstmals Drohne zur Mobilfunkabdeckung ein

Die Drohnentechnik soll Smartphones in Funklöchern versorgen, denn bis diese Aufgabe in Europa Starlink-Satelliten übernehmen, kann es Jahre dauern.

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(Bild: Deutsche Telekom)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Deutsche Telekom und der Partner und Luftverkehrsspezialist Primoco UAV SE haben Anfang Februar erstmals eine Drohne im öffentlichen Betrieb eingesetzt, um ein Funkloch zu stopfen. Das unbemannte Luftfahrzeug (Unmanned Aerial Vehicle, UAV) flog beim legendären Skilanglaufrennen "Jizerská 50" im tschechischen Isergebirge in 2,3 Kilometern Höhe und deckte vier Stunden lang ein sechs Kilometer langes Areal ab. Das sei laut der Telekom die erste kommerzielle Anwendung in Europa gewesen. Dabei war die an Bord der Drohne installierte Technik an das Netz der Telekom-Tochter T-Mobile Czech Republic angebunden. Für die Nutzung genügte ein handelsübliches Smartphone mit einer SIM des T-Mobile-Netzbetreibers.

Der Ansatz dürfte viele überraschen, die in den letzten Wochen die Einführung der Mobilfunkversorgung von Smartphones per Starlink-Satelliten verfolgt haben. Drohnen eignen sich zwar prima, um punktuell auszuhelfen, aber Satelliten wie die vorn Starlink oder Globalstar decken den gesamten Erdball ab. Die Telekom-Tochter T-Mobile USA hat vor wenigen Wochen einen öffentlichen Betatest gestartet. Doch die Technik lässt sich aus regulatorischen Gründen nicht überall auf der Welt reibungslos einsetzen; vor allem hakelt es derzeit bei grenzüberschreitendem Verkehr. Die Zusammenhänge und auch die Aussichten auf eine Anwendung in Deutschland und Europa haben wir ausführlich erläutert, siehe "Smartphone-Versorgung aus der Luft: Deutsche Telekom wartet nicht auf Starlink".

"In unwegsamem Gelände oder Krisensituationen liefert die fliegende Antennen-Drohne resiliente Konnektivität, dort, wo sie gebraucht wird, und das sehr effektiv. Dieser Ansatz ergänzt den breiten Werkzeugkasten der Telekom, um Mobilfunk in vielen Szenarien zuverlässig bereitzustellen," sagte Claudia Nemat, Vorstand für Technologie und Innovation.

Die Telekom wählte das Skilanglaufrennen in Tschechien, weil sich die Strecke in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, das vor Bebauung geschützt ist. Die Drohne lieferte bis zu 95 Megabit pro Sekunde in Downlink-Richtung und bis zu 34 Mbit/s in Uplink-Richtung.

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Die Deutsche Telekom nutzt bereits speziell bestückte Container für "Zellen auf Rädern", um Mobilfunkzellen aufzuspannen, wo keine Basisstationen stehen, oder die vorhandenen Stationen keine ausreichende Kapazität für eine Großveranstaltung liefern (Cell-Tower-to-Go). Die neue Drohnentechnik, die ein in Tschechien ansässiges Team der Telekom entwickelt hat, eignet sich laut dem Netzbetreiber für große Sport-Events oder Kulturveranstaltungen in Gebieten mit besonderen rechtlichen Auflagen oder für schwer zugängliches Gelände. Das seien typischerweise bergige und dicht bewaldete Bereiche oder Schutzgebiete. Auch könne die fliegende Antenne in Krisensituationen, etwa bei Überschwemmungen, Erdbeben oder Bränden zerstörte Mobilfunkinfrastruktur vorübergehend ersetzen.

Beim Flugkörper handelt es sich um eine Primoco One 150. Sie ist 3,65 Meter lang, 1,25 Meter hoch, hat eine Spannweite von 4,85 Metern und wird in der Tschechischen Republik entwickelt und hergestellt. Die Funktechnik der Telekom lässt sich sowohl mit dem Kernnetz am Boden als auch via Satellit anbinden. Sie liefert maximale Geschwindigkeiten von 200 Mbit/s im Download und 75 Mbit/s im Upload und versorgt bis zu 1200 Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig. Mehr zu den fliegenden Mobilfunk-Antennen will die Deutsche Telekom im Rahmen des Mobile World Congress verraten, der vom 3. bis zum 6. März 2025 in Barcelona läuft.

(dz)