KI-Update Deep-Dive: Chinas KI-Sprachmodell DeepSeek – Hype oder Hoffnung?

Das chinesische Sprachmodell DeepSeek sorgt fĂĽr Aufsehen in der KI-Welt. Wir sprechen in dieser Folge ĂĽber Chancen und Risiken des neuen KI-Systems.

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Inhaltsverzeichnis

Mit der Veröffentlichung des Sprachmodells DeepSeek hat ein chinesisches Start-up die KI-Landschaft aufgemischt. Während einige von der Effizienz und Kosteneffektivität des Modells begeistert sind, gibt es auch kritische Stimmen, die auf die Nähe des Unternehmens zur chinesischen Regierung und mögliche Missbrauchsszenarien hinweisen. Alexander Spier von heise+ und Wolfgang Stieler von der Technology Review haben DeepSeek intensiv getestet und teilen ihre Einschätzungen in der aktuellen Folge des KI-Updates.

"Bis zur Veröffentlichung von DeepSeek dachten alle, dass man unglaubliche Mengen an Kapital und Rechenpower braucht", sagt Stieler. "Und dann kommt ein chinesisches Start-up um die Ecke, das mit OpenAIs besten Modellen mithalten kann." Er betont jedoch, dass der Rechenbedarf trotzdem stark angestiegen ist. "Wenn DeepSeek so viele Nutzer hätte wie OpenAI, hätten sie auch ein Problem." Aufgrund der bestehenden Importbeschränkungen für die leistungsstärksten KI-Prozessoren hält Stieler die Entwicklung weiterer, noch leistungsstärkerer Modelle aus China innerhalb kurzer Zeit für unwahrscheinlich.

Die deutschen Sprachfähigkeiten des Systems sind laut Alexander Spier von heise+ "überraschend gut". DeepSeek kann komplexe Texte analysieren, Zusammenfassungen erstellen und sogar Programmcode schreiben. "Das Modell analysiert die Frage, berücksichtigt verschiedene Faktoren und liefert dadurch genauere Antworten." Dabei macht DeepSeek R1 seine Gedankenschritte öffentlich einsehbar, was die Nachvollziehbarkeit erhöht. Allerdings gibt es klare politische Grenzen: "Sie nehmen Rücksicht auf chinesische Befindlichkeiten", räumt Spier ein. Die Antworten auf kritische Fragen verschwinden in der App teilweise oder werden vage formuliert.

Mehrere Regierungen haben die Nutzung von DeepSeek auf Behördenrechnern bereits eingeschränkt oder ganz untersagt. Und diese Vorsicht ist berechtigt: "Das System ist offen wie ein Scheunentor", warnt Stieler. Bekannte Manipulationsmethoden, die bei anderen KI-Systemen nicht mehr funktionieren, seien bei DeepSeek erfolgreich. "Es kann sehr gut sein, dass während du fröhlich mit dem Modell chattest, über die Website noch irgendwelche Zusatzbefehle eingefügt werden", so der Experte.

Spier und Stieler weisen darauf hin, dass die Daten, die in das System eingegeben werden, nicht nur für Trainingszwecke verwendet werden könnten, sondern auch für andere, weniger transparente Absichten. "Es gibt viele bösartige Akteure, die versuchen werden, solche Systeme auszunutzen", warnt Stieler.

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Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

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Beide sehen in DeepSeek sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Zukunft der KI. "Konkurrenz belebt das Geschäft", meint Spier. Es sei gut, dass OpenAI nicht mehr so stark dominiere. Und Stieler ergänzt: "Es zeigt, dass neue Möglichkeiten existieren und dass nicht immer die größte Hardware und das meiste Geld den Markt dominieren müssen."

Der TR-Redakteur sieht vor allem auch Chancen für uns in Europa, weil DeepSeek bewiesen hat, dass Kooperation und effiziente Methoden zum Erfolg führen. Unter den richtigen Bedingungen könnte die Open-Source-Entwicklung bedeuten, dass wir unabhängiger von wenigen großen Unternehmen werden, sei es aus den USA oder China.

Auch Spier findet die Aussicht gut, dass das Monopol der US-Unternehmen durch solche Open-Source-Ansätze aufgebrochen wird. Gleichzeitig betont er, dass es wichtig ist, die Risiken im Auge zu behalten und geeignete Regularien zu schaffen, um Missbrauch zu verhindern. "Schrankenlose Entwicklung ist nicht gut. Wenn es gar keine Regelungen gibt, wird damit Schindluder getrieben."

(igr)