Clone Robotics zeigt ersten "Vollkörper-Androiden"

Statt elektrischer Aktuatoren nutzt der "Vollkörper-Androide" Protoclone V1 künstliche Muskeln, die durch Flüssigkeitsdruck bewegt werden.

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Protoclone V1 hängt in einem Gestell.

Der Protoclone V1 ist zur Demonstration seiner Bewegungen in einem Gestell aufgehängt.

(Bild: Clone Robotics (Screenshot))

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Das polnische Start-up Clone Robotics, Spezialist für biomimetische Robotik, hat einen ersten Vollkörper-Androiden, den Protoclone V1, veröffentlicht, der mit etwa 1000 "Myofaser-Muskeln" ausgestattet ist. Der gesamte Körper soll etwa 200 Freiheitsgrade haben. Zum Vergleich: Aktuelle humanoide Roboter haben etwa knapp 50 Freiheitsgrade in ihren Gelenken.

Der Protoclone V1 will kein herkömmlicher humanoider Roboter sein, der mit elektromotorischen Aktuatoren arbeitet. Das Team von Clone Robotics hat seinen "Vollkörper-Androiden" mit einem Netzwerk von 1000 Myofaser-Muskeln ausgestattet, die von druckbeaufschlagten Aktuatoren bewegt werden. Das Skelett des Roboters besteht aus 3D-gedruckten Polymer-Knochen und ist der menschlichen Anatomie nachempfunden.

Die Bewegungen werden von Myosfaser-Aktuatoren erzeugt. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von druckbeaufschlagten Netzschläuchen, die sich zusammenziehen, sobald sie mit einer Flüssigkeit befüllt werden und so die künstlichen Muskeln und Sehnen bewegen. Über 200 Trägheits- und Drucksensoren steuern die Kraft und die Gelenkpositionen in Echtzeit. Die Flüssigkeit, die mit einem Pumpsystem durch Mikrokanäle durch einen Rahmen geleitet wird, sorgt zugleich für die Wärmeableitung. Insgesamt hat das System den Vorteil, dass sich so flüssigere, lebensechtere Bewegungsabläufe realisieren lassen, wie das Video zeigt.

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Der Körper des Protoclone V1 ist mit einer Gummihaut überzogen, die den Aufbau des Roboters verbirgt. Ein Gesicht hat der Roboter nicht. Stattdessen ziert die Front des Kopfes ein schwarzes Visier. Die Entwickler wollen damit nach eigenen Angaben den "Uncanny Valley"-Effekt vermeiden, der bei Menschen einen Gruseleffekt auslösen und die Akzeptanz des Roboters mindern kann. Im Kopf befindet sich außerdem eine Vielzahl an Sensoren.

Bisher kann der Protoclone V1 noch nicht laufen. Zur Demonstration der Bewegungsfähigkeiten ist er frei in einem Gestell aufgehängt. Unklar ist, ob die Technik überhaupt dazu geeignet ist, den Roboter jemals auf zwei Beinen zum Laufen zu bringen. Zum einen muss die Skelettstruktur von sehr kräftigen Muskeln gestützt werden, um das gesamte Gewicht tragen zu können. Zum anderen ist das pneumatische System möglicherweise nicht schnell genug, um nötige Korrekturen des Gleichgewichts vorzunehmen, wie sie beim Gehen und Laufen vorausgesetzt werden.

Clone Robotics scheint jedoch davon auszugehen, diese Probleme rasch in den Griff zu bekommen. Noch 2025 soll eine Alpha-Edition erstellt werden. Clone α wird es vermutlich zunächst nur in einer geringen Stückzahl von 279 Robotern geben. Clone Robotics will seinem "Vollkörper-Androiden" – also mit Beinen – dann bereits Leben in Form einer Steuerung auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) eingehaucht haben.

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Die Versprechungen des Unternehmens klingen dabei auf der Vorbestellungs-Webseite für den Roboter recht vollmundig. Er soll bereits zum Start einfache Haushaltsaufgaben wie Staubsaugen, Brötchen schmieren und Wäsche waschen erledigen können. Neue Fähigkeiten kann man ihm über eine Telekinesis Training Platform beibringen.

Was der Clone α kosten wird, steht derzeit noch nicht fest.

(olb)