Tado prüft Bezahl-Modell für App-Grundfunktionen smarter Heizthermostate

Info-Fenster informierten Kaufinteressierte, dass der normale App-Zugriff auf Tado-Regler bald Geld kostet. Das sei nur ein Test, sagt die Smart-Home-Firma.

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App von Tado auf Handy

Smarte Heizregler per App von Hand zu temperieren, ist bisher kostenlos. Tado testet offenbar, inwiefern die Kundschaft bereit wäre, dafür Geld auszugeben.

(Bild: Tado)

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Smart-Home-Nutzer sind es gewohnt, ihre Geräte kostenlos per App an- und ausschalten zu können. Den Smartphone-Zugriff auf die Grundfunktionen packen die Hersteller in der Regel als Gratis-Zugabe auf den Hardware-Kauf drauf. Womöglich ändert sich diese Gepflogenheit, wenn Tado einen bisher folgenlosen Marketing-Test in die Geschäftspraxis umsetzt. Offenbar erwägt der Münchener Anbieter von smarten Reglern für Heizkörper, Klimageräte und Wärmepumpen der Kundschaft monatlich einen Euro für die grundlegende App-Bedienung zu berechnen.

Im Community-Forum von Tado berichtet ein Kunde, dass ihn an der Kasse des Online-Shops von Tado ein Info-Fenster auf Abo-Kosten hinwies. Demnach wolle Tado ab dem 1. Mai 2025 eine Gebühr von einem Pfund Sterling pro Haushalt für den Zugriff auf die Tado-App erheben. Ein Reddit-User, der sich in den Niederlanden verortet, postete einen Smartphone-Screenshot, in dem ihm ein entsprechendes "Basic"-Abo für einen Euro pro Monat angeboten wurde. Der Wechsel zu einem Bezahlmodell sollte ab dem 19. Februar 2025 gelten.

Als Grund für die neue Gebühr nannte Tado in beiden Info-Fenstern gestiegene Kosten des Unternehmens. In dem Post aus UK wies der Hersteller darauf hin, dass die Bedienung der Thermostate über die Anwendungen von Apple Home, Google Home und Amazon Alexa weiterhin gratis bleiben würden, eine Bedienung ohne laufende Kosten also möglich bleiben. Das wäre aber ein schwacher Trost. Denn mit den genannten Zusatzdiensten lässt sich die Temperatur nur manuell ändern und mit kleinteiligen Wenn-Dann-Regeln automatisieren. Ein Heizphasen-Editor wie die Tado-App bieten sie aber nicht.

Doch offenbar meint Tado die Hinweise nicht ernst: Ein Foren-Admin von Tado antwortete auf den Post zum Info-Fenster aus UK und betonte, dass es sich dabei um einen der regelmäßigen Marketing-Tests gehandelt habe, mit denen der Hersteller das Verhalten der Kundschaft erforscht. Die Ankündigung des Info-Fensters sei folgenlos geblieben, Abos gebe es nicht. Alle, die am Testlauf teilnahmen, hätten ohne den genannten Aufpreis uneingeschränkten Zugang zur Tado-App behalten. Dennoch sind viele Tado-Kunden von diesem Testlauf beunruhigt. Sie stellen infrage, mit welchen Kosten für die smarte Technik sie sicher planen können.

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Geld für App-Grundfunktionen zu verlangen, wäre eine branchenweite Neuheit. Schon jetzt gehört Tado zu den sehr wenigen Smart-Home-Firmen, die optionale Gebühren für bestimmte Automatik-Extras erheben. Für die Auto-Assist-Funktion verlangt Tado 3,99 Euro im Monat oder 29,99 Euro im Jahr. Sie drosselt die Heizung, während ein Fenster zum Lüften geöffnet ist oder man das Haus verlassen hat. Bucht man Auto Assist nicht, erinnert bloß eine Push-Nachricht daran, die Temperatur per App eigenhändig zu senken. Bei praktisch allen anderen Thermostat-Anbietern sind auch diese Automatiken kostenlos.

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Tado-Pressesprecher Philipp von Holten sagte auf Anfrage von heise online: "Wie in der Branche üblich, führt auch Tado routinemäßig Marketingtests und Untersuchungen durch und schaut sich täglich das Feedback der Kunden an. Die Teilnehmer an diesem Test hatten vollen Zugriff auf die Tado-App."

Es habe zu keiner Zeit eine konkrete Absicht gegeben, den Wechsel zu einer reinen Bezahl-App tatsächlich umzusetzen. Dass die Firma ein vermeintlich fest geplantes neues Preismodell wegen Kundenprotests zurückgenommen habe und den Vorgang nun als Test bezeichne, treffe nicht zu. Außer in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich habe der Test im Februar auch in Deutschland stattgefunden, allerdings dort nur in der App, nicht im Web-Shop. Welche Schlüsse Tado aus den Ergebnissen zieht, stehe nicht fest.

(dahe)