Neuer Vorstand, neue Pläne: Mozilla will sich mit Werbung und KI finanzieren
Mozilla will seinen Firefox-Browser künftig über KI und Werbung querfinanzieren. Dazu gibt es nach dem Rückzug von Mitchell Baker Neubesetzungen im Vorstand.
(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)
Die Mozilla-Foundation hat angekündigt, in datenschutzkonforme Werbung und quelloffene KI-Anwendungen zu investieren. Das gab Präsident Mark Surman im Mozilla-Blog bekannt. Es gehe darum, neue Einnahmequellen zu finden und gleichzeitig die Mission eines zugänglichen Internets auf neue Weise zu manifestieren. Trotzdem sei Firefox weiterhin das Kernprodukt von Mozilla, das es zu stärken gelte. Als Teil dieser Neuausrichtung gab es auch Veränderungen in der Führungsebene.
Mozilla erhofft sich schnelles Geld durch Werbung
Von Investitionen in datenschutzkonforme Werbung erhofft sich Mozilla ein kurzfristiges Umsatzwachstum. Dazu hatte die Mozilla Corporation bereits im vergangenen Jahr die Werbeanalyse-Firma Anonym übernommen. Das Ziel ist es, das Tracking von Nutzern in der Werbeindustrie zu reduzieren. Stattdessen analysiert das Werbeunternehmen die Merkmale der Websitebesucher und ihre personenbezogenen Informationen getrennt. So sollen sich für Werbekunden relevante Ergebnisse erzeugen lassen, ohne auf die jeweiligen Anwender schließen zu können.
Die Entwicklung einer vertrauenswürdigen Open-Source-KI soll mittelfristig die technische Relevanz von Mozilla gewährleisten. "Wir müssen das Gute im Web verteidigen und sowohl die Technologie als auch die Geschäftsmodelle der KI-Ära in eine bessere Richtung lenken", schreibt Surman. Nachdem die Mozilla-Stiftung im vergangenen Jahr knapp 100 Stellen abgebaut hatte, will sie neue Spendenkampagnen schalten, mit denen sich langfristig neue Unterstützer gewinnen lassen.
Neuer Führungsrat soll Mozilla-Organisationen koordinieren
Weiterhin gründete die Mozilla-Stiftung einen Führungsrat, dem die obersten Entscheidungsträger der einzelnen Mozilla-Organisationen angehören. Dessen Zweck sei es, die Arbeit zwischen den einzelnen Abteilungen besser zu organisieren und zu koordinieren. Zu den Mitgliedern zählen Jane Silber (Mozilla.ai), Laura Chambers (Mozilla Corporation), Mohamed Nanabhay (Mozilla Ventures), Nabiha Syed (Mozilla Foundation), Ryan Sipes (MZLA/Thunderbird) und Mark Surman. Er übernimmt als Mozilla-Präsident den Vorsitz des Führungsrates.
Derzeit sind Silber und Chambers nur interimsweise als CEO ihrer Organisationen tätig. Mozilla plant, die Stellen bis zum Ende des Jahres langfristig zu besetzen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Chambers den Posten von Mitchell Baker übernommen, die nun auch ihre Positionen als Vorstandsvorsitzende und -mitglied der Mozilla Foundation und Mozilla Corporation aufgab. Präsident Surman dankte ihr im Mozilla-Blog für ihren Einsatz.
Als Ersatz für Baker übernahm Nicole Wong den Vorstandsvorsitz der Mozilla Foundation. Sie ist seit acht Jahren Vorstandsmitglied und war zuvor in Führungspositionen bei Google und Twitter tätig. Nach zwei Jahren im Vorstand der Mozilla Corporation tritt Kerry Cooper in die Position der Vorsitzenden. Ebenfalls einen Wechsel gab es bei Mozilla.ai, dessen Vorstandsvorsitz Raffi Krikorian übernahm. Er ist CTO der philanthropischen Investmentfirma Emerson Collective und arbeitete zuvor in Entwicklungsteams von Twitter und Uber.
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Neben kostenpflichtigen Abonnements für VPN- und Lesezeichen-Dienste finanziert sich Mozilla bislang über Lizenzgebühren von Google. Das Unternehmen aus Mountain View zahlt für den Status seiner Suchmaschine als voreingestellter Standard im Firefox-Browser. Dessen Marktanteil liegt Zahlen von Statcounter zufolge weltweit bei etwa 2,5 Prozent und damit deutlich hinter Googles hauseigenem Browser Chrome, der zwei Drittel des Marktes beansprucht. In Deutschland verwendet etwa jeder zehnte Internetnutzer Mozilla Firefox, mehr als die Hälfte setzt auf Google Chrome.
(sfe)