Eutelsat testet erfolgreich 5G via Satellit mit Smartphones
Eutelsat hat nach eigenen Angaben den weltweit ersten gelungenen Probelauf einer 5G-Mobilfunk-Verbindung per Satellit durchgefĂĽhrt und Musks Starlink ĂĽberholt.
(Bild: HJBC/Shutterstock.com)
Kommerzielle Lösungen für Satellitentelefonie auf Basis des aktuellen Mobilfunkstandards 5G mit gängigen Smartphones rücken näher. Eutelsat hat am Montag bekannt gegeben, zusammen mit dem taiwanesischen Halbleiterhersteller MediaTek und der Airbus-Abteilung Defence and Space weltweit erstmals eine 5G-Mobilfunkverbindung per Satellit erfolgreich getestet zu haben. Damit hat das französisch-britische Unternehmen einen Etappensieg gegenüber dem US-Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musk errungen: 5G funktioniert mit handelsüblichen Handys, während Starlink bislang Spezialausrüstung nebst Satellitenschüsseln für Internetverbindungen benötigt. Musks Firma erprobt in den USA ebenfalls Satellitentelefonie mit herkömmlichen Mobiltelefonen, ist dabei aber offensichtlich noch nicht so weit wie Eutelsat.
Konkret hat der europäische Konzern den Standard 5G NTN (Non-Terrestial Network) über seine im Low Earth Orbit (LEO) in niedriger Erdumlaufbahn kreisenden OneWeb-Satelliten verwendet. Eutelsat übernahm das 2012 vom Branchenpionier Greg Wyler gegründete, später ins Trudeln gekommene Netzwerk für Breitbandkommunikation aus dem Weltraum im Herbst 2023. Neben einer besseren Versorgung auf Reisen und entlegener Orte soll ein 5G-NTN etwa auch eine Alternative für den Katastrophenfall bieten, wenn terrestrische Netzkomponenten aufgrund eines Stromausfalls oder anderer Schäden offline sind.
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Eutelsat zeigt sich optimistisch: Die Tests ebnen dem Unternehmen zufolge den Weg für die Einführung des 5G-NTN-Standards, der zu "künftiger Satelliten- und terrestrischer Interoperabilität innerhalb eines großen Ökosystems" führen werde. Dieser Ansatz werde die Zugangskosten für Satellitenverbindungen senken und die Nutzung von Breitband aus dem All für 5G-Geräte auf der ganzen Welt ermöglichen. Der Aufbau von NTNs ist auch Bestandteil der geplanten "Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten" (IRIS2). Der Plan für dieses rund 11 Milliarden Euro schwere EU-Programm sieht vor, knapp 300 Erdtrabanten in niedrige oder mittlere Umlaufbahnen zu schießen.
Positionen werden wie im Wilden Westen abgesteckt
Für den Probelauf lieferten Eutelsat zufolge Sharp sowie Rhode & Schwarz das Antennenarray und die weitere Ausrüstung. Die von Airbus gebauten LEO-Satelliten trügen Transponder und basierten auf dem Konzept der "Erdbewegungsstrahlen" (Earth-moving beams) im Sinne der 3GPP-Release-17-Spezifikation. Während des Tests habe das 5G-Benutzerterminal über die Satellitenroute erfolgreich eine Verbindung zur Steuerungseinheit 5G-Core hergestellt und darüber Daten ausgetauscht. Mit dieser Technik könnten künftig alle kompatiblen Satellitenkonstellationen die terrestrischen Netzwerke nahtlos ergänzen und so eine "allgegenwärtige Konnektivität" verwirklichen. Zugleich öffne sie neue Märkte "für Smartphones, die Automobilindustrie und das Internet der Dinge".
Um die Vorherrschaft beim Satelliteninternet ist ein erbitterter Wettlauf entstanden. Mitmischen wollen etwa auch das Projekt Kuiper des Amazon-Gründers Jeff Bezos und der kanadischen Firma Telesat sowie der teilstaatliche chinesische Satelliten-Betreiber SpaceSail. Letzterer nutzt aktuell aus, dass Starlink in Brasilien in einem Rechtsstreit zwischen dem dortigen Obersten Gerichtshof und Musks Kurznachrichtendienst X mit zwischen die Fronten geraten ist. Starlink gilt aktuell mit etwa 7000 künstlichen Himmelskörpern als der weltweit größte Satellitenbetreiber. Bis 2030 soll die Zahl auf 42.000 steigen. China will mittelfristig ähnlich viele Kleinsatelliten in den LEO befördern. Branchenexperten warnen vor einem Wilden Westen im Weltraum, indem die Pioniere derzeit noch weitgehend unreguliert ihre Claims abzustecken versuchten.
(mack)