Marsrover Zhurong findet Hinweise auf einen Marsozean mit Stränden

Der inzwischen inaktive chinesische Rover hat die bisher deutlichsten Hinweise auf einen früheren Ozean auf dem Mars gefunden – inklusive Strand und Wellen.

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Marsansicht aufgenommen von Zhurong

Marsansicht, aufgenommen vom Rover Zhurong: "Hinweise auf Wind, Wellen und jede Menge Sand"

(Bild: National Astronomical Observatories)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Sonne, Meer, Strand: Auf dem Mars gab es in der Vergangenheit mutmaßlich einen Ozean mit Stränden, wie wir sie von der Erde kennen. Das hat die Auswertung von Daten ergeben, die der chinesische Marsrover Zhurong gesammelt hat.

Das Team um Benjamin Cardenas, Geologe an der Penn State University, hat Daten von Zhurong ausgewertet. Der Marsrover war als erster mit einem Bodenradar ausgestattet, das es ermöglicht, tiefer in die Erde zu schauen. Die untersuchten Gesteinsschichten unter der Marsoberfläche deuteten nach Angaben der Forscher stark darauf hin, dass es dort früher einen Ozean gab.

"Wir finden auf dem Mars Orte, die wie frühere Strände und Flussdeltas aussehen", sagte Cardenas. "Wir haben Hinweise auf Wind, Wellen und jede Menge Sand gefunden – einen richtigen, urlaubsgeeigneten Strand."

Beim Vergleich fand das Team starke Ähnlichkeiten mit Küstenformationen auf der Erde, etwa bei den sogenannten Vorlandablagerungen, die sich bilden, wenn Gezeiten und Wellen Sedimente ablagern. Solche Strukturen finden sich auch an Stränden auf der Erde. So konnten die Forscher andere Ursachen für diese Strukturen wie etwa Wind, Flüsse oder Vulkane ausschließen.

"Wir sehen, dass sich die Küstenlinie dieses Gewässers im Laufe der Zeit verändert hat", sagte Cardenas. "Wir neigen dazu, an den Mars als eine statische Momentaufnahme eines Planeten zu denken, aber er hat sich entwickelt. Flüsse flossen, Sedimente bewegten sich, Land entstand und erodierte. Diese Art von Sedimentgeologie kann uns sagen, wie die Landschaften aussahen, wie sie sich entwickelten und, was besonders wichtig ist, uns dabei helfen, herauszufinden, wo wir nach vergangenem Leben suchen sollten."

Die neue Studie, die die Forscher um Cardenas in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht haben, zeigt deutlicher als bisher, dass auf dem Mars früher Wasser in großen Mengen existierte sowie "eine dynamische Schnittstelle zwischen Luft und Wasser", sagte Cardenas. Auf der Erde habe sich das Leben in der Wechselwirkung zwischen Meer und Land entwickelt. Auf dem Mars hätten somit Bedingungen existiert, in denen sich mikrobielles Leben hätte entwickeln können.

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Der 240 Kilogramm schwere Rover Zhurong (祝融), benannt nach dem chinesischen Gott des Feuers, war im Mai 2021 auf dem Mars gelandet, in der Ebene Utopia Planitia auf der Nordhalbkugel. Die Primärmission endete schon nach drei Monaten. Trotzdem war der Rover weiterhin aktiv und fand Anfang 2022 Hinweise auf flüssiges Wasser – das allerdings vor 700 Millionen Jahren existierte. Im Mai 2022 wurde er für den Marswinter in den Ruhezustand versetzt und konnte danach nicht wieder aktiviert werden.

(wpl)