Alexa+: Amazons neue Assistentin kann mehr dank KI
Amazon kündigt seine verbesserte Sprachassistenz namens Alexa+ an. Sie plaudert und agiert nun wie aktuelle KI-Chatbots – aber nur im Bezahl-Abo.
Alexa+ heißt Amazons neue Sprachassistenz, die auf generativer KI basiert.
(Bild: heise online/Berti Kolbow-Lehradt)
Amazon hat am Mittwoch in New York den Startschuss für das digitale Assistenzsystem Alexa+ gegeben. Es basiert auf einem Sprachmodell für generative künstliche Intelligenz (KI) und soll deshalb menschliche Sprache deutlich besser verstehen können. Die neue Alexa ist so zugänglich wie man es von Dialogen mit KI-Chatbots wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity kennt.
Im Unterschied zur bisherigen Version soll die neue Alexa besser den Kontext erfassen, sich ohne Wiederholung des Aktivierungswort ansprechen lasen und bei Unklarheiten selbständig nachfragen. Außerdem kann sie als "Agent" auftreten und Bestellungen bei Liefer- und Buchungsdiensten aufgeben.
Erweiterte KI-Talente
Das soll die Hemmschwelle senken, die Assistenten stärker in den Alltag einzubinden, hofft Amazon. "Alexa+ hat nichts Einschüchterndes mehr, Alexa+ ist einfach nützlich", sagte Panos Panay, Senior Vice President für Amazons Devices und Services, früher bei Microsoft.
Alexas erweiterte KI-Talente wird es erstmals in einem kostenpflichtigen Abo geben, nicht mehr allein als Gratis-Zugabe zu Lautsprecher-Hardware. Zudem läuft das neue System nicht auf allen Bestandsgeräten. Verfügbar ist die überarbeitete Alexa-Version ab März 2025 zunächst nur in den USA als Teil eines öffentlichen Beta-Tests. Ein Deutschlandstart ist geplant, ein Datum nennt Amazon aber noch nicht.
Die Einsatzzwecke der neuen Alexa bleiben dieselben wie bisher. Die Sprachassistenz beantwortet Fragen auf Basis von Webwissen, verwandelt mündliche Befehle in Steuersignale für Smart-Home-Geräte und spielt auf Wunsch Inhalte von Streaming-Diensten ab.
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Quatschen, kaufen, buchen
Die vom Alexa-System bekannten Skills, die Zugriff auf Internetdienste bieten, gibt es auch weiterhin. Sie heißen jetzt aber "Experts". Reservierungen bei OpenTable oder Buchungen bei Uber gehören etwa dazu. In New York zeigte Amazon unter anderem, wie sich das in den Alltag einbinden lässt: Etwa indem man Lebensmittel-Bestellungen für geplante Besuche von Freunden aufgibt, für die Alexa+ dann Vorschläge macht.
Zusätzlich erstellt Alexa auf Wunsch Kalendereinträge und schickt SMS an beteiligte Familienmitglieder. Dies ließ sich alles in einem recht natürlichen Gespräch erledigen und war nicht mehr so umständlich wie bisher.
Gilt es eine Waschmaschine zu reparieren, muss man Alexa+ bloß nach einem Handwerker zu fragen. Sie sucht dann einen raus und schickt ihm eine Anfrage. Dass sie dabei eigenständig, Kontakt-, Zugangs- und Bezahldaten verwaltet und authentifiziert, ist eine ihrer neuen "Agenten"-Fähigkeiten.
Ferner wird Amazon mit Alexa+ die eigenen Dienste enger verzahnen. Auf der Bühne zeigte Panos Panay, wie Alexa einen Soundtrack-Song von Amazon Music von Echo-Lautsprechern auf einen Fire-TV-Fernseher übertrug und dabei die passende Szene in einem Film aufrief.
(Bild: heise online/Berti Kolbow-Lehradt)
KI durchsucht Dokumente und erfindet Geschichten
Zudem kann man Alexa etwa Videomaterial der zum Konzern gehörenden Ring-Kameras durchsuchen lassen, etwa "ob in den vergangenen Tagen der Hund ausgeführt wurde". Alexa+ suchte daraufhin Schnipsel heraus, die zeigt, wie ein Familienmitglied mit dem Hund spazieren ging.
Eine andere neue Funktion besteht darin, Dokumente zu Alexa+ hochzuladen und sie durchsuchen zu lassen. Aus einer Installationsbeschreibung für Solarpanel lassen sich etwa Montagevoraussetzungen raussuchen. Statt selbst im Familienrezeptbuch zu blättern, wusste Alexa+, ob eine bestimmte Zutat in welcher Menge in ein Gericht gehört.
Eine klassische generative KI-Funktion setzt Alexa+ plus mit "Gen AI Stories" um. Kinder können zusammen mit Alexa Geschichten erfinden und dabei eigene Vorlieben und Wünsche im Dialog beisteuern.
KI-Modelle machen keine perfekte Alexa
Statt starrer Regeln liegt dem neuen System generative KI zugrunde, die auf mehreren Sprachmodellen basiert, erklärte Daniel Rausch, Vice President für Alexa und Echo bei Amazon. Zu den Modellen gehören die hauseigene Variante namens Amazon Nova und das Sprachmodell "Claude" der KI-Firma Anthropic. Amazon ist an ihr beteiligt. Welches Modell zum Einsatz kommt, soll Alexa+ je nach Kontext entscheiden, sagt Rausch.
Verständnis- und Bedienprobleme, die Alexas Original-Version seit dem Start im Jahr 2014 zu eigen sind, sollen demnach mit den Fähigkeiten der neuen Version passé sein. Doch auch in der Demo in New York klappte nicht alles auf Anhieb. Amazon-Mitarbeiter mussten Fragen hin und wieder wiederholen, weil Alexa+ nicht reagierte. Zudem verstand sie Vereinzeltes auch falsch, musste korrigiert werden. Immerhin gelang das auf der Bühne durch einfache Änderungswünsche. Nicht die komplette Anfrage musste wiederholt werden.
(Bild: heise online/Berti Kolbow-Lehradt)
Bezahl-Abo, vielleicht Neukauf
Interagieren kann man mit der derart aufgeschlauten Alexa+ auf den gleichen Gerätekategorien wie zuvor, also auf den Smart Speakern und Smart Displays von Amazon. Alexas neue Talente ausprobieren kann vorerst nur ein kleiner Nutzerkreis. Amazon rollt Alexa+ als Early Access ab März in den USA aus. Amazon will das Angebot in Wellen freischalten.
Erstmals ist die Sprachbedienung nicht kostenlos. Für das Abo werden 19,99 US-Dollar fällig. Bisher war mit Preisen zwischen 5 und 10 Dollar spekuliert worden. Nichts extra zahlen muss man, wenn man bereits Prime abonniert hat.
Womöglich steht auch ein Hardware-Neukauf an. Verfügbar ist das Assistenzsystem zunächst auf Echo-Geräten vom Typ Echo Show 8, 10, 15, and 21. Weitere sollen dazu kommen. Einen Zeitpunkt nannte Amazon nicht. Laut Panos Panay wird Alexa+ mit "fast allen" Echo-Geräten kompatibel sein, die Amazon bisher herausgebracht hat. Auf die Ausnahmen ging er nicht ein.
Hinweis: Amazon hat den Autor zur Veranstaltung in New York eingeladen und die Reisekosten übernommen.
(vbr)