US-Regierung macht Vorstoß für Internet-Ausweis

Das Weiße Haus will einen Ausweis fürs Netz schaffen, um eine sicherere Authentifizierung etwa zwischen Handelspartnern oder beim E-Government zu ermöglichen.

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Die US-Regierung will laut einem Strategiepapier (PDF-Datei) für "vertrauenswürdige Identitäten im Cyberspace" einen Ausweis fürs Netz schaffen, um eine sicherere Authentifizierung etwa zwischen Handelspartnern oder beim E-Government zu ermöglichen. Die "National Strategy for Trusted Identities in Cyberspace" (NSTIC) solle ein "Identitäts-Ökosystem" schaffen, in dem Individuen und Organisationen mit Vertrauen ineinander und in die zugrundeliegende Infrastruktur Online-Transaktionen tätigen können, erklärte der Koordinator für IT-Sicherheit von US-Präsident Barack Obama, Howard Schmidt. Die Nutzer müssten sich mit ihrer elektronischen Identitätsbeglaubigung nicht mehr eine "ständig wachsende Liste mit potenziell unsicheren Login-Namen und Passwörtern für verschiedene Online-Dienste merken".

Schmidt versicherte, dass die Beantragung und Nutzung eines E-Ausweises freiwillig sein solle. Wie bei der hierzulande an den "neuen Personalausweis" geknüpften elektronischen Identität (eID) wolle man dem Datenschutz eine besondere Stellung einräumen und es Nutzern erlauben, die Kontrolle über ihre personenbezogenen Informationen zu wahren und nur so viele Daten preiszugeben, wie für einen konkreten Service nötig sei. Anders als beim E-Personalausweis soll das ID-Zertifikat aber nicht an eine spezielle Chipkarte gebunden sein. Vielmehr schwebt Schmidt eine "Vielzahl an Anbietern staatlicher und privater Natur" vor, die eine eID auf Basis etwa von Smart Cards oder verbunden mit einem Mobiltelefon ausgeben könnten. Einen Personalausweis im deutschen Sinne gibt es in den USA nicht. Versuche, eine entsprechende ID-Karte einzuführen, sind immer wieder am Widerstand von Bürgerrechtlern und Datenschützern gescheitert.

Der vom Department of Homeland Security (DHS) weiter betreute Plan kann zunächst bis zum 19. Juli online bewertet und kommentiert werden. Im Oktober soll Obama dann die endgültige Strategie festzurren. Erste Reaktionen auf die Initiative sind gemischt. Die digitale Authentifizierung sei seit Jahrzehnten der "Heilige Gral" fürs Internet, meinte etwa James Lewis, Sicherheitsexperte am Center for Strategic and International Studies. Er rechne aber mit Widerstand gegen die schleichende Einführung einer Ausweispflicht fürs Netz. Auch Ari Schwarz vom Center for Democracy and Technology (CDT) räumte ein, dass Sicherheitslücken im Internet geschlossen werden müssten. Der Schutz der Privatsphäre der Nutzer sei bei allen ID-Systemen aber der schwierige Teil.

(anw)