MWC

Mehr Tempo beim Download: Qualcomm zeigt 5G-Modem mit schnellerer KI

Mit dem X85 hat Qualcomm sein bislang schnellstes 5G-Modem vorgestellt. Konzipiert ist es unter anderem für Smartphones, Notebooks – und die Eisenbahn.

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Stilisierter Aufbau des Qualcomm X85

(Bild: Qualcomm)

Lesezeit: 6 Min.

Mit dem X85 hat Qualcomm auf dem MWC 2025 die achte Generation seiner 5G-Modem-RF-Plattform vorgestellt. Vorgesehen ist es in erster Linie für den Einsatz in Smartphones, Tablets und Notebooks – wie auch schon der Vorgänger X80. Den soll das neue Modem allerdings in wichtigen Punkten übertrumpfen, vor allem beim Tempo. Denn erstmal erreicht ein Qualcomm-5G-Modem mehr Download-Geschwindigkeiten (Downlink) von mehr als 10 Gbit/s.

Denn Qualcomm spricht von maximal 12,5 Gbit/s, die unter optimalen Umständen erreichbar sind. Ebenso sollen Uploads im besten Fall ein wenig schneller vonstattengehen: Das Unternehmen spricht im Zusammenhang mit dem X85 von bis zu 3,7 Gbit/s beim Uplink. Gegenüber dem Snapdragon X80 ist das nur ein moderates Geschwindigkeitsplus: Das im Februar 2024 vorgestellte Modem erreicht nur 3,5 Gbit/s; im Downlink 10 Gbit/s. Aber: Während Qualcomm beim X80 den Fokus auf mehr Funktionen sowie eine höhere Effizienz legte und das Tempo unangetastet ließ, sieht es beim X85 andersherum aus.

So bleibt es bei bis zu sechsfacher Carrier Aggregation (6CA) und sechs Empfängerantennen (6Rx), um verschiedene Frequenzblöcke flexibel zu bündeln und hohe Datenraten zu ermöglichen. Allerdings steigt die Bandbreite bei maximaler Carrier Aggregation auf nun 400 MHz – zumindest im Downlink. Beim Uplink bleibt die Limitierung auf vierfache Carrier Aggregation erhalten, bei immerhin 200 MHz Bandbreite. Ein Leistungsplus stellt Qualcomm auch für den in die Modem-Plattform integrierten KI-Beschleuniger in Aussicht. Demnach sollen entsprechende Rechenprozesse bis zu 30 Prozent schneller als noch beim X80 ausgeführt werden. Für Nutzer soll sich dies unter anderem in einer höheren Verbindungsqualität und kürzeren Reaktionszeiten – vor allem im Dual-SIM-Betrieb – bemerkbar machen.

Beim X85 liegt der Fokus in erster Linie auf höheren Übertragungsraten, einer schnelleren KI sowie einem neuen Einsatzbereich.

(Bild: Qualcomm)

Die wichtigsten weiteren Eckdaten bleiben unverändert. Das X85 beherrscht alle Mobilfunkgeneration von GSM bis 5G Advanced (3GPP Release 18). Im 5G-Modus unterstützt alle weltweit im Einsatz befindlichen Bänder (0,6 bis 41 GHz) und damit neben dem unter anderem in Deutschland relevanten Sub-6-Bereich auf mmWave-Netze. Letztere spielen in erster Linie in Nordamerika eine Rolle. Aber auch abseits terrestrischer Mobilfunknetze kann das X85 Daten senden und empfangen. Hierfür nutzt Qualcomm NB-NTN (Narrowband Non Terrestrial Network), womit unter anderem Notrufdienste und Messenger arbeiten können. Eine interessante Randnotiz diesbezüglich: Von der eigenen Marke Snapdragon Satellite ist inzwischen keine Rede mehr. Die Standortbestimmung ist weiterhin auch ohne GPS- und ähnliche satellitengestützte Ortungssysteme möglich, sofern ein 5G-Netz verfügbar ist (5G NR-based GNSS). Wie auch das X80 kommt das X85 mit einem einzelnen Transceiver aus, der für Sub-6- und mmWave-Netze zuständig ist.

Erste, nicht näher genannte Kunden haben das X85 nach Angaben von Qualcomm bereits erhalten. Die entsprechenden Endgeräte sollen in der zweiten Hälfte 2025 auf den Markt kommen. Ob sich das X85 wie auch der Vorgänger in ein System-on-a-Chip (SoC) integrieren lässt, ist bislang unbekannt. Fest steht hingegen, dass das neue Modem auch in der Eisenbahninfrastruktur eine Rolle spielen kann. Nach eigenen Angaben ist das X85 das Erste, das das Future Railway Mobile Communication System (FRMCS) unterstützt. Bei FRMCS handelt es sich um den Nachfolger von GSM-R. Es soll in erster Linie die Kommunikation zwischen Eisenbahninfrastruktur und -fahrzeugen ermöglichen und dabei eine höhere Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit als GSM-R erreichen.

Zum Einsatz kann das X85 aber auch in stationären Geräten kommen, die eine Internetverbindung per Mobilfunknetz aufbauen – beispielsweise Mobilfunkroutern. Für derartige Endgeräte sieht Qualcomm den ebenfalls auf dem MWC 2025 angekündigten Dragonwing Fixed Wireless Access (FWA) Gen 4 Elite Platform vor.

Die FWA Gen 4 Elite Platform soll schnelles 5G per WLAN oder Ethernet zu Hause, in Büros und anderswo verteilen und setzt dabei auf einen leistungsfähigen KI-Prozessor.

(Bild: Qualcomm)

Hinter der sperrigen Bezeichnung verbirgt sich das Zusammenspiel von Modem und WLAN-Modul. Die Rolle des Modems übernimmt wie bereits erwähnt das X85, allerdings erweitert um einige vor allem im industriellen Einsatz relevante Funktionen. Verbindungen mit zu schlechter Qualität sollen beispielsweise automatisch abgewiesen werden. Zudem soll die Reichweite in mmWave-Netzen deutlich erhöht sein. In diesem Punkt spricht Qualcomm von bis zu 14 Kilometern Entfernung, die zwischen Mobilfunkzelle und FWA Gen 4 Elite Platform liegen können. Details nennt das Unternehmen allerdings nicht. Die integrierten KI-Funktionen decken auch die Bereiche Enterprise Security, Automation und Fernwartung ab. Die entsprechenden Berechnungen übernimmt ein Hexagon-Co-Prozessor, dessen Leistung Qualcomm mit bis zu 40 TOPS beziffert.

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Das nicht näher bezeichnete WLAN-Modul unterstützt die Generationen Wi-Fi 4 bis Wi-Fi 7 mit den Standards 802.11be/ax/ac/n/g/b/a und somit Netze in 2,4, 5 und 6 GHz. Zu den maximalen Übertragungsraten äußert sich Qualcomm nicht, auch technische Details gibt es nur wenige. So nennt das Unternehmen lediglich 4Q QAM und bis zu zwölf Spatial Streams als Höchstwerte. Die Absicherung ist unter anderem per WPA3 mit seinen diversen Spezialitäten, 802.11i Security und PRNG (Pseudozufallszahlengenerator) möglich. Die Verschlüsselung erfolgt per AES-CCMP und AES-GCMP. Wer eine Verbindung per LAN-Kabel bevorzugt, kann auf zwei 10-Gbit-Anschlüsse zurückgreifen. In Hinblick auf Software zeigt sich die Plattform flexibel: Neben OpenWRT unterstützt sie auch prplOS und RDK-B.

Unter der Bezeichnung Dragonwing möchte Qualcomm künftig sämtliche Mobilfunk- und Netzwerkprodukte anbieten – ausgerechnet Modems bleiben davon jedoch ausgenommen.

(Bild: Qualcomm)

Die FWA Gen 4 Elite Platform ist das erste Produkt, das Qualcomm unter der neuen Markenbezeichnung Dragonwing anbietet. Künftig möchte man das Portfolio aufteilen: So werden Produkte der Bereiche Auto, Compute, Gaming, Mobile, Sound, Wear und XR unter der bekannten Marke Snapdragon zusammengefasst. Dragonwing kommt hingegen zum Einsatz, wenn es um Mobilfunk- und Netzwerkinfrastruktur sowie Industrial & Embedded IoT geht. Ab wann die ersten Endgeräte verfügbar sind, ist unbekannt. Die nötigen Chips liefert Qualcomm allerdings nach eigenen Angaben bereits aus.

Hinweis: Qualcomm hat die Reisekosten des Autors zum MWC ĂĽbernommen. (pbe)