Norddeutschland: Sorge nach nächtlichen Drohnenüberflügen

Ende Februar wurden mehrere verdächtigte Flugobjekte über Bundeswehrstandorten und kritischer Infrastruktur in Norddeutschland gesichtet. Behörden ermitteln.

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Luftbild von Wilhelmshaven

In Wilhelmshaven (im Bild) und weiteren norddeutschen Städten wurden Drohnenüberflüge gesichtet. Betroffen waren unter anderem Bundeswehrliegenschaften.

(Bild: mki / heise online)

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Eine Reihe von nächtlichen Drohnenüberflügen in Norddeutschland hat Befürchtungen ausgelöst, dass die Fluggeräte möglicherweise zum Auskundschaften von kritischer Infrastruktur und militärischer Anlagen eingesetzt werden. Betroffen waren laut Medienberichten unter anderem der Marinestützpunkt in Wilhelmshaven und der Fliegerhorst in Nordholz, wie ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr auf Anfrage von heise online bestätigte. Sichtungen werden ferner aus Bremerhaven, Hamburg und über einem Erdgasspeicher im ostfriesischen Jemgum gemeldet. Die Fluggeräte seien Ende Februar gesichtet worden.

Bei den eingesetzten Drohnen soll es sich um professionelle Geräte mit Tragflächenspannweiten von drei bis sechs Metern gehandelt haben, berichten WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung nach gemeinsamen Recherchen. Es wird vermutet, dass die Drohnen von der Nordsee aus in den deutschen Flugraum eindrangen. Sie könnten möglicherweise von Schiffen auf Nord- und Ostsee gestartet worden sein. Dem Bericht zufolge wird in Sicherheitskreisen Russland hinter den Aktionen vermutet, wobei es hierfür bislang keine Belege gibt.

Die Bundeswehr erklärte auf Nachfrage, dass sie sich aus Gründen der militärischen Sicherheit nicht zur Art der beobachteten Fluggeräte äußert.

Sicherheitsbehörden prüfen verschiedene Szenarien, was die Überflüge bezwecken könnten. Neben dem Auskundschaften der Infrastruktur, etwa für Sabotageaktionen, könnte auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden Ziel sein. Denkbar sei aber auch, dass die Drohnen einfach nur in der Bevölkerung für Verunsicherung und Kriegsangst sorgen sollen.

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Seit Beginn des Ukrainekrieges soll es bundesweit eine Zunahme an Drohnensichtungen gegeben haben. Alleine in Niedersachsen sei die Zahl der amtsbekannten Vorfälle von 41 im Jahr 2022 auf 131 im Jahr 2024 gestiegen. Besonders betroffen seien Bundeswehrstandorte. Andere europäische Länder wie Dänemark, Norwegen und Großbritannien melden ebenfalls Vorfälle.

Ein Sprecher der Bundeswehr bestätigte heise online, dass die Anzahl der Drohnensichtungen in jüngerer Vergangenheit gestiegen ist: "Das ist nicht zuletzt der erhöhten Aufmerksamkeit und Wachsamkeit der Soldatinnen und Soldaten zuzurechnen. Bemerkt werden die vermeintlichen Drohnen meist durch Wachpersonal, Bundeswehrangehörige oder auch durch Anwohner, die entsprechende Beobachtungen machen."

Die gestiegene Zahl der Überflüge wirft auch die Frage nach den Möglichkeiten zur Abwehr auf. Zuständig sind hier zunächst einmal die Landessicherheitsbehörden. Die Bundeswehr darf Drohnen abschießen, wenn Gefahr in Verzug ist.

Zusätzlich soll sich der Bundestag mit einem Gesetz zur Abwehr beschäftigen. Der Gesetzentwurf wurde dem Bundeskabinett Mitte Januar vorgelegt.

Die Bundeswehr hat außerdem im Jahr 2023 eine Taskforce gegründet, um die eigene Nutzung von Drohnen zu verbessern und feindliches Gerät besser abwehren zu können.

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Eine Stellungnahme der Bundeswehr wurde ergänzt.

(mki)