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Android-Manager im Interview: Warum es bis zum App-losen Handy noch dauert

Wie geht's weiter mit Android? Google-Manager Seang Chau über App-lose Handys und die Herausforderung, neue KI-Funktionen auf alte Handys zu bringen.

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Android-Schriftzug auf Holzwang

(Bild: heise online/dahe)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Kein Stand, auf dem nicht von KI die Rede ist: Auf dem MWC in Barcelona stehen Handys erneut im Zeichen der Künstlichen Intelligenz. Was das für Android bedeutet und ob die aktuellen Handys bald schon überholt sein werden, hat heise online mit Seang Chau, dem General Manager der Android-Plattform bei Google, besprochen.

Herr Chau, bei all den neuen KI-Funktionen für Android-Funktionen verliert man leicht den Überblick. Welche Features bringen denn eigentlich am meisten?

Worauf wir uns im Android-Team konzentrieren und was wir selbst viel nutzen, sind "Actions" – also das Handy darum zu bitten, Sachen zu erledigen: Wecker stellen, Timer stellen, Musik abspielen oder Termine in den Kalender eintragen. Wir haben Gemini mit Apps wie Spotify, aber auch Anwendungen von anderen Herstellern wie Samsung integriert, damit wir App-übergreifende Kommandos ausführen können. Das spart richtig Zeit, weil man nicht die Umwege über verschiedene Apps nehmen und Dinge hin- und herkopieren muss.

Seang Chau leitet den Bereich Android Platform bei Google.

(Bild: heise online, dahe)

Das klingt nach den Anfängen eines Handys ohne Apps, wie es sich einige Tech-Firmen vorstellen. Man braucht in dieser Vorstellung keine einzelnen Anwendungen mehr, weil sich ein zentrales KI-Interface einfach um alles kümmert. Ist das die Zukunft von Android?

Ich glaube persönlich, dass es eine Weile dauern wird, bis so etwas passiert. Die Leute wollen einige Aufgaben immer noch direkt in den Apps erledigen. Sie wollen ihr Handy immer noch anfassen. In einem gesunden Ökosystem wird es also noch weiter Platz für Apps geben. Das wollen auch die Entwickler, damit sie ihre Nutzer weiterhin direkt erreichen können.

Und Google selbst sicherlich auch, immerhin fußt das Android-Geschäftssystem auch auf Apps.

Wir richten uns danach, was die Nutzer wollen. Und im Moment hat sich das Verhalten noch nicht so geändert, dass das App-Modell am Ende wäre.

Während Google mittlerweile jahrelange Software-Updates verspricht, muss man bei neuen KI-Features ganz genau hinschauen, welche Handys nun was unterstützen. Bleiben die KI-Features von morgen irgendwann auch den Handys von heute verwehrt?

Das kommt immer darauf an, ob diese KI-Funktionen auf dem Gerät oder in der Cloud laufen. Den Umstieg von Google Assistant auf Gemini können wir zum Beispiel auch auf älteren Geräten und nicht nur den neuen Flaggschiffen durchführen, weil sich Gemini vorrangig in der Cloud abspielt.

Andere Fähigkeiten, die wir zum Beispiel auf die Pixel-Handys bringen, brauchen neue Modelle. Unser Nano-2-Modell mit Multimodalität, das wir auf das Pixel 9 gebracht haben, ist ein ziemlich großes Sprachmodell. Es wäre sehr schwer für uns, dieses Modell mit seinen ganzen Parametern auf das Pixel 8 zu bringen, das weniger Arbeitsspeicher hat. Die vier GByte an zusätzlichem RAM auf dem Pixel 9 geben uns einfach mehr Spielraum. Wir können also nicht versprechen, alle künftigen Features auch auf heutige Geräte zu bringen. Aber viele werden wir weiterhin in die Cloud stecken, damit sie auch auf bis dahin älteren Handys funktionieren.

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Früher waren neue Android-Versionen nach Süßigkeiten benannt, haben große Neuerungen mitgebracht und großen Medientrubel ausgelöst. Heute verteilen sich die Updates über das Jahr, den großen Knalleffekt von früher gibt es nicht mehr so richtig. Braucht es für die Zukunft überhaupt noch jedes Jahr eine neue Android-Versionsummer?

Generell haben wir unsere Release-Strategie ein bisschen umgestellt. Die große neue Version haben wir ein Quartal nach vorne geschoben, damit neue Geräte auch mit einer neuen Android-Version auf den Markt kommen. Zusätzlich gibt es zwischendurch wir eine weitere Version für Entwickler, um bei Bedarf mit neuen APIs weitere Funktionen hinzuzufügen. Unser Ziel damit ist es, neue Funktionen flotter zu veröffentlichen. Der Markt bewegt sich sehr schnell, das müssen wir auch tun.

Im Übrigen sind neuen Android-Versionen immer noch nach Süßigkeiten benannt, Android 16 heißt "Baclava". Aber wir benutzen diese Namen mittlerweile vor allem intern.

Und was ändert sich mit Android 16?

Welche Funktionen kommen, können wir jetzt noch nicht sagen. Aber die großen Pfeiler von Android 16 sind Kompatibilität zwischen verschiedenen Geräte-Typen sowie Privatsphäre und Sicherheit. Außerdem wollen wir nützliche KI-Features künftig vermehrt vorschlagen, zum Beispiel, indem wir passenden Text aus Screenshots über die Google-Tastatur einblenden. Wir werden mit unseren KI-Funktionen also proaktiver.

(dahe)