Wie sich eine Stadt in Texas gegen Amazons Lieferdrohnen wehrt
Eine Stadt im US-Bundesstaat Texas wehrt sich gegen zu laute Lieferdrohnen von Amazon. Der Lieferdienst soll möglichst ganz aus der Stadt verschwinden.
Eine Lieferdrohne von Amazon fliegt ĂĽbers Land.
(Bild: Amazon)
Die Einwohner von College Station, einer Stadt im US-Bundesstaat Texas mit rund 125.000 Bewohnern, haben die Faxen dicke. Der dort ansässige Drohnenlieferdienst von Amazon hat immer wieder Beschwerden von Anwohnern hervorgerufen, die einen Widerstand organisiert haben, wie ihn Amazon an anderen Prime-Air-Standorten noch nicht erlebt hat, schreibt etwa DroneXL. Amazon lässt den Dienst dort momentan ruhen – allerdings sind nicht die Anwohnerproteste dafür verantwortlich, ein nötiges Update hält die Drohnen am Boden.
Zu laute Drohnen
Den Bewohnern geht besonders die von den Drohnen verursachte Lautstärke gegen den Strich. Sie stört nicht nur allgemein das Wohlbefinden der Anwohner, sondern soll auch Auswirkungen auf die Natur haben und etwa Vögel verscheuchen. Mittlerweile befürchten die Bewohner College Stations auch, dass ihre Grundstücke an Wert verlieren, weil dort wegen der Belästigungen durch die Drohnen niemand mehr wohnen wolle. Hinzu kommen Beschwerden darüber, dass die Drohnen über die Grundstücke hinwegfliegen. Ein Mädchen im Teenageralter sieht sich etwa durch die Drohnen gestört, weil die mit ihren Kameras während des Schwimmens den Swimming Pool der Familie überflogen und nicht klar ist, was die Kameras dabei aufzeichneten.
Die Bewohner hatten sich deshalb 2024 zusammengeschlossen, um den Dienst in ihrer Stadt zu verhindern. Gemeinsam reichten sie rund 150 Eingaben ein, um die Genehmigung des Drohnendienstes durch die US-Flugaufsicht Federal Aviation Administration (FAA) zu verhindern. Das klappte allerdings nicht. Die FAA wies die Bedenken der Anwohner als unbegründet zurück. Außerdem seien die Einwände teilweise so gelagert, dass sie nicht in den Zuständigkeitsbereich der FAA fallen. Die Drohnen und der Lieferdienst wurden deshalb im Oktober 2024 von der FAA zertifiziert.
Amazon versuchte, die Beschwerden der Einwohner von College Station zu berücksichtigen und setzte die neuen, leiseren MK30-Drohnen ein, die das Vorgängermodell MK27-2 ablösten. Doch auch das reichte nicht aus, um die Anwohner zu besänftigen.
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Im Januar 2025 stoppte Amazon dann den Flugbetrieb. Offiziellen Angaben nach sei dafür ein Update verantwortlich, das nach zwei Drohnenabstürzen im Nieselregen nötig sei, bisher aber noch nicht fertig ist. Es soll einen sicheren Betrieb auch bei widrigen Wetterbedingungen garantieren. Die FAA forderte den Stopp des Drohnenlieferdienstes indes nicht, er erfolgte freiwillig. Die FAA muss zur Wiederaufnahme allerdings grünes Licht geben.
Schadensbegrenzung
Amazon geht nun auf Werbetour. In einer Mitteilung von Ende Februar versucht das Unternehmen mögliche Bedenken über die Risiken der MK30-Drohne auszulöschen und listete auf, welche Sicherheitstests mit den Drohnen durchgeführt werden, bevor ein Flugbetrieb aufgenommen wird. Amazon will offenbar Bedenken nicht nur an den Drohnenlieferdienst-Standorten im West Valley der Arizona Phoenix Metro Area und in College Station zerstreuen, sondern auch die Vorbehalte von Anwohnern möglicher anderer Standorte verhindern. Ob das gelingt, ist unklar.
Die Anwohner von College Station jedenfalls geben sich kämpferisch. Sie wollen weiterhin Widerstand leisten und hoffen darauf, dass Amazon den Prime-Air-Standort dort noch in diesem Jahr aufgibt. Ein wichtiges Datum ist dabei der 30. September 2025. An dem Tag läuft Amazons Mietvertrag in College Station aus.
(olb)