KI-Update kompakt: Opera, TSMC, DeepL Clarify, Musk vs. OpenAI
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Opera-Browser bekommt integrierten KI-Agenten
Der norwegische Browser-Hersteller Opera stattet seinen Browser mit einem KI-Agenten aus, der direkt im Browser und ohne Server-Verbindung arbeitet. Der sogenannte "Browser Operator" soll Nutzeraufgaben wie Restaurantreservierungen oder Online-Einkäufe selbstständig ausführen können.
"Der Browser wandelt sich von einer reinen Anzeigeoberfläche zu einer aktiven Anwendung", erklärt Opera-Manager Krystian Kolondra. Nutzer können dem Browser ihre Aufträge in natürlicher Sprache mitteilen. Durch die lokale Verarbeitung bleiben die Daten dabei geschützt.
Opera erweitert damit sein KI-Angebot im Browser, zu dem bereits der Assistent Aria und eine KI-gestützte Tab-Sortierung gehören. Der neue Agent befindet sich derzeit in der Testphase.
Während Opera seinen bestehenden Browser um KI-Funktionen ergänzt, planen KI-Unternehmen wie OpenAI und Perplexity die Entwicklung eigener Browser. Die meisten Browser, darunter auch Microsofts Edge, basieren technisch auf Googles Chromium-System. Nur Firefox und Safari verwenden eigene Browser-Engines.
Android prüft Messages und Anrufe per KI auf mögliche Betrugsversuche
Google hat eine neue Sicherheitsfunktion für Android-Geräte angekündigt, die dank künstlicher Intelligenz (KI) Betrugsversuche erkennen soll. Dazu überwacht das System Nachrichten in Google Messages, aber auch Anrufe und warnt den Nutzer oder die Nutzerin in Echtzeit vor möglichen Betrugsversuchen. Um die raffiniertesten und am weitesten verbreiteten Betrügereien zu verstehen, die ihre Kunden betreffen, hat sich Google laut eigenem Security-Blog Unterstützung von Finanzinstituten aus der ganzen Welt geholt. Der übliche Scam-Schutz warnt vor möglichen Betrugsversuchen bereits vor Gesprächsbeginn anhand der Telefonnummer. Viele Betrüger verschleiern diese jedoch oder verwenden Telefonnummern von vertrauenswürdigen Unternehmen, falls das Opfer sich darüber erkundigt.
Deshalb wird der Nachrichtenaustausch in Google Messages künftig kontinuierlich überwacht, so dass Android auch während des Gesprächs Warnungen ausgibt, wenn verdächtige Nachrichten erkannt werden. Eine solche Überwachung privater Gespräche lässt die Alarmglocken schrillen. Google verspricht jedoch, dass die KI-Sicherheitsfunktion ausschließlich lokal ausgeführt wird.
Die Nachrichten würden auf dem Android-Gerät verbleiben. Meldet der Nutzer einen erkannten Betrugsversuch, werden nur die Daten des Betrügers und seine letzten Nachrichten an Google und den Mobilfunkanbieter übermittelt. Das gilt auch für die Betrugserkennung bei Anrufen, die Google bereits Ende 2024 in den USA für einige Pixel-Smartphones eingeführt hat. Dabei meldet sich Android per Warnton und Vibration, wenn es im Gespräch beispielsweise um Zahlungen geht.
Anders als die Betrugserkennung in Google Messages ist diese Funktion bei Anrufen allerdings nicht standardmäßig aktiviert. Die neue KI-Sicherheitsfunktion in Google Messages ist zunächst auf den englischsprachigen Raum beschränkt, soll aber in Zukunft auf weitere Regionen ausgeweitet werden.
TSMC baut US-Chipproduktion massiv aus
Der taiwanesische Halbleiterhersteller TSMC investiert zusätzlich 100 Milliarden Dollar in die US-Chipproduktion. Mit insgesamt 165 Milliarden Dollar ist dies die laut Unternehmen größte ausländische Direktinvestition in der Geschichte der USA.
Die Investition finanziert drei neue Produktionsanlagen, zwei Advanced-Packaging-Einrichtungen und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. TSMC rechnet mit der Schaffung von etwa 40.000 Bauarbeitsplätzen in den nächsten vier Jahren. Nach vollständiger Inbetriebnahme sollen dann zehntausende Arbeitsplätze im Technologiesektor entstehen. Für TSMC stellt diese Investition eine strategische Diversifizierung seiner Produktionsstandorte jenseits von Taiwan dar, insbesondere vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen mit China.
Für die USA passt die Ankündigung zu den parteiübergreifenden Bemühungen, die inländischen Halbleiterproduktionskapazitäten zu stärken und die technologische Führungsrolle zu behaupten, insbesondere bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Trotz der hohen US-Investitionen betont Taiwan jedoch, dass dies keine signifikante Abkehr vom Heimatstandort bedeutet.
Die US-Anlagen werden nach Abschluss der Bauarbeiten nur fünf bis sieben Prozent der TSMC-Gesamtproduktion ausmachen. Große Kunden wie Nvidia und Apple werden daher weiterhin stark auf TSMCs taiwanesische Fertigungskapazitäten angewiesen sein.
OpenAI schlägt DeepSeek in neuem Google-Benchmark
Google DeepMind hat mit BIG-Bench Extra Hard (BBEH) einen neuen, anspruchsvollen Reasoning-Benchmark mit 23 Aufgaben für große Sprachmodelle vorgestellt. Ein wesentlicher Unterschied zu dem Vorgängern BIG-Bench: Die Aufgaben sind im Durchschnitt sechsmal länger und erfordern deutlich mehr Denkschritte.
Tests mit verschiedenen Modellen zeigen in der neuen Version jetzt wieder deutliche Schwächen: Das beste General-Purpose-Modell Gemini 2.0 Flash erreicht nur knapp 10 Prozent Genauigkeit, das beste Reasoning-Modell o3-mini (high) von OpenAI knapp 45 Prozent.
Überraschend liegt das viel diskutierte chinesische Modell DeepSeek R1 mit knapp 7 Prozent Genauigkeit hinter Gemini 2.0 Flash und damit sehr deutlich hinter OpenAIs Modell. R1 kann einige Aufgaben gar nicht lösen.
Reasoning-Modelle schneiden im Schnitt dennoch insgesamt besser ab als allgemeine Modelle, insbesondere bei formalen Problemen. Bei Aufgaben, die Common Sense, Humor und kausales Verständnis erfordern, ist ihr Vorsprung jedoch geringer.
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Microsoft stellt KI-Assistenten für Ärzte vor
Microsoft hat mit Dragon Copilot den nach eigenen Angaben ersten einheitlichen KI-Sprachassistenten für das Gesundheitswesen vorgestellt. Das an über 15 Millionen Patientengesprächen trainierte System nutzt aktuelle KI-Modelle, um eine genaue und kontinuierliche Dokumentation der Arzt-Patienten-Interaktion zu erstellen.
Dragon Copilot bietet Funktionen wie die Bereitstellung medizinischer Informationen, die Analyse von Gesprächsprotokollen, die Erstellung von Überweisungen, patientenfreundliche Besuchszusammenfassungen sowie die Erfassung von Medikamentenbestellungen während des Arzt-Patienten-Gesprächs. Durch die Automatisierung der Dokumentation soll Dragon Copilot Ärztinnen und Ärzte entlasten und mehr Zeit für die Behandlung der Patientinnen und Patienten schaffen.
Microsoft verspricht sich davon eine höhere Behandlungsqualität und ein besseres Patientenerlebnis. Wie gut das funktioniert, müssen Praxistests zeigen.
DeepLs neue Clarify-Funktion fragt bei Mehrdeutigkeiten nach
Die Sprach-KI-Plattform DeepL hat eine neue Funktion namens "Clarify" eingeführt. Damit können Nutzer Mehrdeutigkeiten in Übersetzungen klären.
So nützlich Übersetzungsdienste wie DeepL auch sind, wenn die KI etwas nicht richtig verstanden hat, weil zum Beispiel Begriffe mehrdeutig sind, ist oft eine aufwendige Nachbearbeitung der Texte notwendig. Mit der neuen Clarify-Funktion sollen sich Pro-Abonnenten von DeepL das künftig ersparen können. Durch gezielte Fragen zu Redewendungen, geschlechtsspezifischen Bezügen und Fachbegriffen soll die Übersetzungsqualität deutlich verbessert werden. Die Funktion, die auf firmeneigenen Large Language Models basiert, steht DeepL Pro-Nutzern weltweit bereits zur Verfügung - allerdings zunächst nur für Übersetzungen zwischen Deutsch und Englisch. Sie soll sich direkt an die Nutzer richten und deren Fragen beantworten.
Insbesondere für die weltweit über 200.000 Geschäftskunden soll Clarify einen Mehrwert bieten. Laut Unternehmensangaben erzeugt die DeepL-Plattform bereits jetzt Übersetzungen, die zwei- bis dreimal weniger Nachbearbeitung erfordern als bei Mitbewerbern. In naher Zukunft soll die Funktion auf weitere Sprachkombinationen ausgeweitet werden.
Eilantrag gegen OpenAIs Umstrukturierung abgewiesen
Elon Musk wirft OpenAI vor, den richtigen Weg verlassen zu haben, was zuletzt in einer Klage gipfelte, mit der Musk versucht, OpenAI daran zu hindern, aus dem gemeinnützigen ein gewinnorientiertes Unternehmen zu machen. Musks Anwalt argumentiert, dass die früheren Investitionen seines Klienten in OpenAI für wohltätige Zwecke bestimmt waren und nicht für die persönliche Bereicherung von Sam Altman, dem CEO von OpenAI. Genau dies würde aber in Musks Augen bei einer Umstrukturierung geschehen.
Den entsprechenden Eilantrag hat die zuständige Richterin in Kalifornien nun jedoch abgelehnt. Es seien keine ausreichenden Gründe für eine sofortige Entscheidung vorgelegt worden. Aber: Die Richterin erklärte laut Reuters auch, dass das Verfahren noch in diesem Jahr regulär beginnen werde. OpenAI argumentiert derweil, dass die eigenen KI-Anwendungen der gesamten Menschheit zugutekämen.
Allerdings bezahlt die Menschheit fĂĽr die Dienste. Derzeit in Form von Abonnements, aber auch mit Daten, die in das Training der KI-Modelle einflieĂźen.
(igr)