Salesforce über Entwickler und KI: Coding ist out, Geschäftsziele sind in

Salesforce baut seine KI-Agentenplattform Agentforce weiter aus. Die jetzt angekündigte neue Version richtet sich speziell an Entwickler.

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(Bild: Jonathan Weiss/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Harald Weiss
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Softwarekonzern Salesforce hat auf seiner TDX-Konferenz in San Francisco eine neue Version seiner KI-Agentenplattform Agentforce vorgestellt. Agentforce 2dx richtet sich speziell an Softwareentwickler. Teil dessen sind neue Funktionen zur Einbettung von KI-Agenten in bestehende Anwendungen und vor allem ein umfangreiches Unterstützungspaket für die Entwickler. Dazu gehört eine Reihe von Low-Code- und Pro-Code-Tools, um Agentforce schneller und sicherer zu konfigurieren, zu testen und bereitzustellen.

In Kombination mit den erweiterten Analytics soll sich jetzt auch die Leistung von KI-Agenten mithilfe von Echtzeitdaten debuggen, überwachen und optimieren lassen. Administratoren und Entwickler können all diese Tools in der neuen Agentforce Developer Edition kostenlos ausprobieren. Darin enthalten sind 10 GByte Speicherplatz, der Zugriff auf die Data Cloud und 150 LLM-Generierungen pro Stunde.

Im Einzelnen bietet Agentforce 2dx folgende neue Features und Module: Agentforce-API erlaubt jetzt die Einbettung von Agentforce in bestehende Backend-Prozesse von Fremdsystemen per REST-API. Mit den neuen aufrufbaren Agentforce Aktionen lässt sich Agentforce in die Salesforce-Prozess-Umgebung wie Flow und Apex einbinden. Hierbei kann Agentforce sowohl als Teil von Flow als auch programmgesteuert in Apex genutzt werden.

Die Integrationsplattform Mulesoft hat Salesforce erheblich ausgebaut, um Agentforce besser zu unterstützen. Das Topic-Center ermöglicht es den Entwicklern jetzt, Themen und Aktionen in natürlicher Sprache zu erstellen. Der neue API-Katalog von Mulesoft vereinfacht die Entwicklung von KI-Agenten, indem er den Zugriff auf verschiedene APIs von Mulesoft, Salesforce und Heroku innerhalb von Agentforce zentralisiert.

Der Agent-Builder wurde um KI-Funktionen erweitert, die vor allem die Fehlerbeseitigung unterstützen. Neu ist auch, dass Entwickler Agentforce-Konfigurationen mithilfe von CLI und VS Code erstellen, aktualisieren und testen können. Alle Aspekte einer Agentforce-Konfiguration lassen sich mit Pro-Code-Tools erstellen, aktualisieren und testen. Hierzu steht ein erweitertes Test-Center bereit. Es bietet neue Analysetools und erlaubt den Teams ein besseres Verständnis über die Agentforce-Integrität und -Leistung.

Neben Agentforce 2dx wurde auch eine Erweiterung des Salesforce-Marktplatzes AppExchange um das sogenannte AgentExchange angekündigt. Hier sollen von den Partnern und der Community gebrauchsfertige Agenten bereitgestellt werden. Die Plattform startet mit mehr als 200 Partnern und Hunderten vorgefertigten Aktionen. Zu den Partnern der ersten Stunde gehören unter anderem Docusign, Box und Workday. Salesforce hofft, dass AgentExchange an den Erfolg von AppExchange anknüpfen kann, hier sind inzwischen über 13 Millionen Apps verfügbar.

Des Weiteren wurde eine umfangreiche Kooperation mit Google bekannt gegeben. Hierbei wird Gemini mit Agentforce verbunden, um Agenten mit Bildern, Audio und Video zu versorgen. Dafür verbindet Salesforce die Service Cloud mit der Google Customer Engagement Suite. Das ermöglicht laut Salesforce bessere, KI-gestützte Contact-Center-Funktionen wie Sprachübersetzung in Echtzeit, intelligente Übergaben von einem Agenten zum anderen, personalisierte Agent-Empfehlungen und KI-gesteuerte Konversationseinblicke über alle Kanäle hinweg.

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Die Apps von Agentforce, Data Cloud und Customer 360, laufen hierbei auf der Google-Cloud-Infrastruktur. Außerdem können Nutzer Agentforce Grounding mit Google Search über Vertex AI verwenden, sodass aktuelle Daten, Nachrichten, Ereignisse und glaubwürdige Zitate bereitstehen. Beispielsweise könnte ein mit Agentforce erstellter Agent im Supply Chain Management und in der Logistik Sendungen verfolgen und potenzielle Störungen mithilfe von Echtzeitdaten aus der Google-Suche berücksichtigen, einschließlich Wetterbedingungen, Hafenüberlastung und geopolitischen Ereignissen.

Salesforce sieht bei der neuen Agenten-KI einen Paradigmenwechsel in der IT-Landschaft. "Die traditionelle Vorstellung von Daten, Logik und Bedienoberfläche hilft uns nicht mehr weiter", meinte Salesforce-Manager Adam Evans anlässlich der Ankündigung von Agentforce 2dx. "Daten bewegen sich von streng strukturierten Datenbanken zu unstrukturierten Daten mit Vektordatenbanken und semantischem Verständnis. Und die Logik bewegt sich von fest codierten Wenn-Dann-Regeln mit deklarativer Logik hin zu dynamischeren, nicht deterministischen, mehr auf natürlicher Sprache basierenden Methoden", lautet seine Begründung für die neuen IT-Strukturen.

Salesforce-Managerin Alice Steinglass erwartet deshalb auch eine grundlegende Änderung bei der gesamten Softwareentwicklung. "Der Fokus verschiebt sich von der Codierung auf das Erreichen von Geschäftszielen", so ihre Prognose. Dazu verweist sie auf eine Salesforce-Umfrage, laut der 92 Prozent der Entwickler meinen, dass "KI ihre Produktivität und Leistung deutlich steigern kann". Auch bei Salesforce sieht man das wohl so – anlässlich der jüngsten Quartalszahlen gab Chef Marc Benioff bekannt, wegen der Produktivitätssteigerungen durch KI-Tools in diesem Jahr keine Entwickler anstellen zu wollen.

(axk)