GĂĽnstiger RISC-V-Einplatinencomputer mit Doppel-Ethernet
Der Orange Pi RV2 kombiniert einen RISC-V-Achtkerner aus China mit vielen AnschlĂĽssen, unter anderem fĂĽr zweimal Gigabit-Ethernet und zwei M.2-SSDs.
Einplatinencomputer Orange Pi RV2
(Bild: Shenzhen Xunlong Software/Orange Pi)
Die chinesische Firma Shenzhen Xunlong erweitert ihre Palette der "Orange Pi"-Einplatinencomputer. Der Orange Pi RV2 ist mit dem bisher unbekannten RISC-V-SoC "Ky X1" bestückt, der acht CPU-Kerne mit einer GPU und zahlreichen Schnittstellen vereint. Dazu gehören PCI Express 2.0, USB 3.0 (3.2 Gen 1), zweimal Gigabit-Ethernet, HDMI, MIPI DSI und CSI sowie gängige Embedded-Systems-Schnittstellen wie I2C, SPI, UART und GPIO.
Beim chinesischen Onlinemarktplatz AliExpress ist der Orange Pi RV2 mit 2 GByte LPDDR4X-RAM ab rund 50 Euro erhältlich. Es gibt auch Versionen mit 4 oder 8 GByte RAM.
Chip-Rätsel
Einen Hersteller des Ky X1 konnten wir bisher nicht finden. Einiges deutet darauf hin, dass es sich um eine Variante des SpacemiT Keystone K1 der Firma Jindie Space-Time (čż›čżć—¶ç©ş) aus Hangzhou handelt. Beispielsweise besitzen beide SoCs je acht RISC-V-Kerne mit maximal 2 GHz Taktfrequenz. Sie sollen jeweils rund 30 Prozent schneller rechnen als der vor acht Jahren angekĂĽndigte ARM Cortex-A55. Die KI-Rechenleistung des SoC – vermutlich bei der Verarbeitung von Int8-Werten – soll 2 Tops betragen.
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AuĂźerdem sitzt der Spannungswandlerchip (PMIC) SpacemiT P1 auf der Platine.
FĂĽr ein Entwicklerboard mit SpacemiT K1 finden sich einige Ergebnisse der Preview-Version des Benchmarks Geekbench 6.4 fĂĽr RISC-V. Demnach schafft einer der RISC-V-Kerne 119 Punkte, alle acht zusammen aber nur 552 Punkte. Damit liegt der SpacemiT K1 noch deutlich hinter dem sechs Jahre alten Broadcom BCM2711 des Raspberry Pi 4 (256/625 Punkte, 4 Ă— ARM Cortex-A72) und liefert nur einen Bruchteil der Rechenleistung eines Raspberry Pi 5 (896/2175 Punkte, BCM712 mit 4 Ă— ARM Cortex-A76).
FĂĽr ein Gigabit-Ethernet-Netzwerkfilter sollte die Performance des SpacemiT K1 zwar locker reichen, aber ausgerechnet fĂĽr diese Aufgabe ist ein chinesischer Prozessor mit chinesischer Firmware wohl nicht die optimale Wahl.
(Bild:Â Shenzhen Xunlong Software/Orange Pi)
Viele AnschlĂĽsse
Die beiden Gigabit-Ethernet-Ports sind über PHY-Chips vom Typ Motorcomm YT8531C-CA angebunden. Die HDMI-Buchse soll maximal 1920 × 1440 Pixel ausgeben. Einige der drei USB-3.0-Ports hängen am Hub-Chip Genesys Logic GL3523. Es ist nicht ganz klar, mit wie vielen PCIe-2.0-Lanes die beiden M.2-Fassungen angeschlossen sind, jedenfalls passt oben eine 2230-SSD aufs Board und unten eine in der Bauform M.2 2280. Als Soundchip dient ein Everest ES8388 mit I2C/SPI und I2S. Um WLAN und Bluetooth kümmert sich ein Ampak AP6256 (SDIO). Für Massenspeicher gibt es einen MicroSD-Leser (SDIO 3.0) sowie einen eMMC-Anschluss.
Update: Linux-Support
Orange Pi verkauft den RV2 zwar schon, hat aber die Support-Website mit den Links zum Manual und zu den angepassten Linux-Images noch nicht befĂĽllt.
SpacemiT pflegt "Bianbu Linux" als Board Support Package (BSP) fĂĽr seine Chips; der Linux-Kernel soll den SpacemiT K1 ab Version 6.14 unterstĂĽtzen.
Das Armbian-Projekt stellt Linux-Images unter anderem fĂĽr das Banana Pi BPI-F3 ebenfalls mit SpacemiT K1 bereit.
(ciw)