Lithografie-Systeme: China baut vermeintlich EUV-Maschine

Schon 2026 soll China komplexe EUV-Systeme in Serie produzieren. Sonderlich realistisch erscheint das allerdings nicht.

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Gerendertes Lithografie-System von innen in Negativfarben

(Bild: Macro photo/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Ausgehend von Tiktok und X kursiert ein Bild einer chinesischen Maschine mit der dicken Aufschrift "EUV". Viele schlussfolgern daraus, dass China bald Chips mit hochkomplexer extrem-ultravioletter (EUV-)Lithografie-Technik herstellen könnte.

Das wäre ein riesiger Erfolg für das Land, denn bisher stellt ausschließlich ASML aus den Niederlanden EUV-Lithografie-Systeme in Serie her. Aufgrund von Exporteinschränkungen darf ASML solche aber nicht an chinesische Chipfertiger wie SMIC verkaufen. Bisherige EUV-Lithografie-Systeme belichten Chipstrukturen mit einer Wellenlänge von 13,5 Nanometer. Sie sind für die modernsten Fertigungsprozesse notwendig.

Chinas größter Chipauftragsfertiger SMIC stellt bisher Chips mit 7-nm-Strukturen her, vornehmlich für Huawei. Ohne EUV-Lithografie-Systeme muss der Hersteller auf Mehrfachbelichtungen (Multi-Patterning) mit tief-ultravioletter Wellenlänge (Deep Ultraviolet, DUV, 193 nm Wellenlänge) setzen. Je feiner die Strukturen werden, desto mehr Belichtungsdurchgänge sind notwendig, was die Fehlerquote erhöht. Schon der 7-nm-Prozess soll nur dank Subventionen wirtschaftlich sinnvoll laufen.

Auf der Maschine aus China stehen derweil weitere Schriftzeichen, die Google mit "EUV-Lithografie Objektivausrichtung [und] Interferometer" übersetzt. Demnach handelt es sich um ein Gerät zur Ausrichtung und eventuell zum Testen moderner Silizium-Wafer. Das hat aber nichts mit einem Lithografie-System zum Belichten von Chips zu tun, sondern stellt eine Begleitmaschine für die Fertigung dar. Das erklärt auch, warum der Kasten nur etwa halb so groß aussieht wie die EUV-Lithografie-Systeme von ASML.

Der Begriff EUV ist nicht scharf abgegrenzt. Auch andere Wellenlängen fallen in diesen Bereich des Spektrums, etwa Argon-Plasma-Laserquellen, die Strahlung mit 46,9 nm emittieren. Das FZ Jülich forscht daran, wie sich diese Strahlung zur EUV-Interferenzlithographie nutzen lässt.

ASMLs EUV-Belichter Twinscan NXE:3400 von innen. Ein Laser beschießt Plasmatropfen, um Licht mit einer Wellenlänge von 13,5 Nanometer zu erzeugen.

(Bild: ASML)

Angeblich will China im Sommer 2025 die Vorserien- und 2026 die Serienproduktion von EUV-Maschinen beginnen. Allerdings gibt es bisher keine seriösen Quellen, laut denen SMIC oder andere Firmen tatsächlich zeitnah Chips mit EUV-Technik herstellen können.

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Die Falschinformationen zur chinesischen Halbleiterindustrie häufen sich derweil schon seit 2024. Im vergangenen Herbst kursierten etwa Mutmaßungen, China hätte selbst entwickelte DUV-Systeme für Fertigungsprozesse bis 8 nm. Die Quelle dafür waren chinesische Staatsdokumente, die vermutlich falsch übersetzt wurden.

In ihnen steht, dass heimische Firmen Systeme mit DUV-Lithografie für 65-nm-Prozesse mit einem "Overlay" von 8 nm herstellen können. Mit Overlay ist typischerweise die Ausrichtungsgenauigkeit von Wafern gemeint.

(mma)