Mobile Browser: Untersuchungsbericht belastet Apple und Google
Apple und Google droht in Großbritannien Ärger wegen ihrer mobilen Browser. Eine Untersuchungskommission kommt zum Ergebnis, dass sie den Wettbewerb behindern.
(Bild: Primakov/Shutterstock.com)
Apple und Google droht in Großbritannien Ärger wegen ihres Wettbewerbsverhaltens bei mobilen Browsern. Besonders Apple kommt in dem jetzt vorgelegten Untersuchungsbericht der britischen Competition and Markets Authority, CMA, schlecht weg. Parallel dazu laufen weitere Untersuchungen zur Marktstellung der beiden Tech-Konzerne. Dem iPhone-Hersteller drohen empfindliche, an den Jahresumsatz angelehnte Strafen, die in ihrem Ausmaß an den Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union erinnern.
Konkret kritisiert die unabhängige Untersuchungsgruppe bei Apple die Exklusivität von Apples Browser-Engine WebKit auf iOS-Geräten. Apple bevorzuge zudem im Betriebssystem seinen eigenen Browser, zwinge seine Browser-Engine auch Dritt-Apps auf und räume sich selbst durch Vorinstallation seines eigenen Browsers eine Vormachtstellung ein. Bereits im November 2024 war eine Marktstudie der CMA zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Der Bericht hat die Vorwürfe jetzt erhärtet.
Hohe Marktanteile bei Browsern
Die unterstellte Vormachtstellung belegt der Bericht mit Zahlen. Denen zufolge liege die Marktanteile von Safari unter iOS bei 88 Prozent, der von Google Chrome unter Android bei 77 Prozent.
Die Vorinstallation wird in dem Bericht auch im Falle Googles kritisiert. Insgesamt werden die Probleme bei dem Suchmaschinenanbieter aber als weniger schwerwiegend gewertet. Problematisch sei allerdings, dass Google an Apple hohe Summen zahlt, damit auf dem iPhone Google als Standardsuchmaschine eingestellt ist. Dieser Punkt ist auch in den USA Gegenstand eines Kartellrechtsverfahrens gegen Google.
Auch Web-Apps betroffen
Im Bericht wird außerdem eine Behinderung von Progressive Web Apps (PWAs) festgestellt. Diese seien kostengünstiger und einfacher zu entwickeln, da sie auf jedem Betriebsssystem laufen können, würden aber laut britischen App-Entwicklern durch Einschränkungen behindert.
Die Vorsitzende der unabhängigen Untersuchungsgruppe, Margot Daly, kommt zu dem Ergebnis, dass “der Wettbewerb zwischen verschiedenen mobilen Browsern nicht gut funktioniert und dies die Innovation im Vereinigten Königreich behindert”.
Wie Apple reagiert
Apple betonte in einer Stellungnahme gegenüber dem US-Portal The Verge, dass es sich für “florierende und dynamische Märkte” einsetze, “in denen Innovation gedeihen kann”. Der iPhone-Hersteller kündigte an, mit der CMA “konstruktiv” zusammenzuarbeiten. Gleichwohl bemüht der iPhone-Hersteller die bereits aus Auseinandersetzungen mit der EU-Kommission Argumente, dass Datenschutz, Sicherheit und Nutzererlebnis leiden könnten, wenn der CMA-Bericht zu Zwangsmaßnahmen führen sollte.
Videos by heise
Apple und Google haben in Großbritannien bereits den Wechsel zu alternativen Browsern erleichtert. So führte Apple mit iOS 18.2 die Möglichkeit ein, den Standard-Browser zu wechseln. Der Bericht fordert jedoch weitergehende Veränderungen, darunter die Zulassung alternativer Browser-Engines unter iOS, wie sie in der EU praktiziert wird, die Anzeige eines Browser-Auswahlbildschirms bei der Geräteeinrichtung und ein Verbot von Umsatzbeteiligungen zwischen Apple und Google.
Weitere Untersuchungen im Gange
In den parallel stattfindenden Untersuchungen wird zudem geprüft, ob Apple und Google einen “Strategic Market Status” innehaben. Dies entspricht der Klassifizierung als “Very Large Platform” in der EU, was hier dazu führt, dass Regulierern weitergehende Instrumente zur Verfügung stehen, um den Firmen Maßnahmen vorzuschreiben. Mit einer Einstufung nach dem britischen Digital Markets, Competition and Consumers Act (DMCC) könnten Apple Strafen von bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes auferlegt werden.
(mki)