KI-Update Deep-Dive: KI-Brillen helfen in der Industrie
Vivek Chavan forscht im Bereich KI-Brillen. Sie sollen Einsatz in der Industrie finden, Mitarbeitern helfen und sie schulen.
Von der Datenerfassung zum digitalen Assistenten
KI-Brillen könnten schon bald die Art und Weise revolutionieren, wie wir arbeiten und lernen. Möglich ist auch, mit ihnen dem Fachkräftemangel zu begegnen. "KI-Brillen sind eine große Möglichkeit, die viele Vorteile für uns bringen kann", sagt Vivek Chavan, KI-Forscher im Bereich Bildverarbeitung und industrielle Automatisierung im Deep-Dive des KI-Updates. Chavan arbeitet am Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) und ist Teil der Initiative AI Grid. Diese soll den Austausch zwischen jungen Talenten, KI-Experten und Unternehmen stärken. Es handelt sich um eine Art Mentorenprogramm.
Anders als KI-Anwendungen wie ChatGPT, die ohne Kontext auskommen, können KI-Brillen durch integrierte Sensoren wie Eye-Tracking-Kameras, Audio- und Bewegungssensoren den Arbeitskontext direkt erfassen. "Der Vorteil von solchen KI-Brillen oder Smart Wearables ist, dass sie nahtlos mit unserem Alltag und Beruf verknüpft sein könnten und unseren Kontext und unsere Erfahrungen verstehen und speichern können", sagt der Experte.
Zwei-Phasen-Ansatz für die Implementierung
Die Implementierung erfolgt nach einem Zwei-Phasen-Modell. In der ersten Phase werden Daten von Fachkräften gesammelt. "Wir gehen zu Fachexperten, Leuten, die ihre Arbeit gut verstehen und können, aber keine Ahnung von künstlicher Intelligenz oder IT-Sachen haben", erklärt Chavan. Die Experten tragen die Brille bei ihrer täglichen Arbeit und erklären dabei in natürlicher Sprache ihre Handlungen und Überlegungen.
(Bild: Vivek Chavan/Fraunhofer IPK)
In der zweiten Phase werden diese Daten genutzt, um KI-Modelle zu trainieren. Diese sollen dann Nicht-Fachexperten bei ihrer Arbeit unterstützen können. "Die trainierten Modelle werden wir dann zur Verfügung stellen, damit die Nicht-Fachexperten die Brille oder die Modelle fragen können."
Datenschutz durch Drei-Stufen-Modell
Ein zentraler Aspekt bei der Implementierung ist der Datenschutz. Der Forscher beschreibt ein dreistufiges Modell: "Die erste Ebene ist die persönliche Ebene. Das heißt, die Brille gehört mir und die Daten werden auf meinen Systemen gespeichert." Die zweite Ebene betreffe die Unternehmensebene, wo nur relevante, gefilterte Daten gespeichert werden. Auf der dritten Ebene werden anonymisierte Daten für das Training größerer KI-Modelle verwendet.
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Zeitlicher Ausblick
Für den privaten Bereich erwartet der Experte eine schnellere Adoption der Technologie – smarte Brillen sind hier schon längst auf dem Markt angekommen. "Im Privatleben ist es ein bisschen einfacher", sagt Chavan und verweist auf Entwicklungen von Meta und anderen Tech-Unternehmen. Für den industriellen Einsatz werden noch einige Jahre vergehen, da hier oft spezialisierte Sensoren und robustere Hardware benötigt werden. Es gibt auch noch zu viele Fehler, die ganz simpel, aber entscheidend sind. Wenn die Brille nicht registriert, dass eine Person keine Handschuhe trägt, obwohl das für eine Aufgabe vorgeschrieben ist, stellt das ein Problem dar.
Die Forschung nutzt derzeit sowohl Open-Source- als auch proprietäre Modelle, um zu schauen, was möglich ist. "Open-Source-Modelle sind nicht so weit entfernt. Man kann sagen, sie sind drei bis sechs Monate zurück in der Entwicklung im Vergleich zu den geschlossenen Systemen", erklärt der Forscher. Für Unternehmen bieten Open-Source-Lösungen den Vorteil größerer Transparenz bei der Datenverarbeitung. Und auch die Möglichkeiten sind weniger beschränkt, Abhängigkeiten geringer, etwa von US-amerikanischen Anbietern. Was sich aber genau durchsetzen wird, ist noch lange offen.
(emw)