Kyocera baut China-Produktion aus

Kyocera ist ein Beispiel für japanische Unternehmen, die ihre Aktivitäten in China ausbauen, das Nachbarland aber nicht mehr länger nur als ihre verlängerte Werkbank ansehen, sondern zunehmend auch als Markt.

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Von
  • Lars Nicolaysen
  • dpa

Die jungen Chinesen arbeiten auf Hochtouren. Mit ernster Miene und konzentriertem Blick montieren sie in Windeseile Druckerbauteile, jeder Handgriff sitzt, dann rotiert das Fließband weiter. "Das Durchschnittsalter liegt bei 21 Jahren", erläutert Takashi Kadomori. Der Japaner leitet ein Produktionswerk im südchinesischen Shilong. Es gehört zum japanischen Elektronikkonzern Kyocera Mita, einem der führenden Unternehmen im Bereich Dokumentenmanagement. Rund 3700 Chinesen fertigen hier für den japanischen Konzern monatlich mehr als 140.000 Drucker, Kopierer und Multifunktionsgeräte, die nach Europa und in andere Länder exportiert, zunehmend aber auch in China vertrieben werden.

"Von August an stocken wir die Fertigung auf 200 000 Einheiten auf", kündigt Produktionsmanager Susumu Komaki an. Das 85 Kilometer von Hongkong entfernt in der Provinz Guangdong liegende Werk wird damit zum weltweit wichtigsten Produktionsstandort für Kyocera Mita. Fast die gesamte Produktpalette wird künftig in Shilong gefertigt. "Die Chinesen sind gewissenhafte und fleißige Arbeiter", sagt Kadomori. Der Japaner muss es wissen, schließlich gelten gerade seine Landsleute weltweit als Maßstab für unermüdlichen Arbeitseinsatz. Plötzlich ertönt ein Signal, sofort treten die endlosen Reihen der chinesischen Arbeiter mit hinter dem Rücken verschränkten Händen zurück. Als die Störung einen Moment später beseitigt ist, treten sie auf ein erneutes Signal hin im Gleichschritt ans Fließband zurück.

Kyocera Mita ist eine Tochter des japanischen Mischkonzerns Kyocera Corporation mit Sitz in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto. 163 Gruppenfirmen zählen zu dem Konzern. Während mit dem Namen Kyocera oft nur Drucker und Kopierer verbunden werden, ist der Konzern darüber hinaus ein führender Hersteller auch von Hightech-Keramik, elektronischen Komponenten, Solarzellen und Mobiltelefonen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Kyocera Corp. den Gruppengewinn rasant um 65 Prozent auf 68 Milliarden Yen (656 Millionen Euro) steigern. Für das bis 31. März 2005 laufende Jahr rechnet Kyocera mit einem weiteren Gewinnanstieg um 25 Prozent auf 85 Milliarden Yen.

Kyocera ist zugleich ein Beispiel für erfolgreiche japanische Unternehmen, die ihre Aktivitäten in China ausbauen, das Nachbarland aber nicht mehr länger nur als ihre verlängerte Werkbank ansehen, sondern zunehmend auch als Markt. Die Exporte nach China sind ein wichtiger Faktor für Japans derzeitigen Wirtschaftsaufschwung. Nach der jüngsten Erhebung der Regierung planen 86,8 Prozent der 413 befragten Firmen eine Ausweitung ihrer Geschäfte in China. 68 Prozent sehen in China dabei entweder einen Markt oder zugleich einen Markt und Produktionsstandort. Schon 1987 war Kyocera ein Joint Venture mit dem chinesischen Partner Yoe Long Universal Optical Industry eingegangen, mit dem unter anderem Yashica-Kameras gebaut wurden.

"China ist einer der Zukunftsmärkte", erläutert Reinhold Schlierkamp, Geschäftsführer der Kyocera Mita Deutschland GmbH. Der Kyocera-Konzern habe bereits mehr als 100 Millionen US-Dollar in die sechs Produktionsstätten in der Provinz Guangdong investiert. Von der Verschmelzung bisher getrennter Produktionsanlagen erwartet Schlierkamp Synergien: "Die hier hergestellten Geräte der neuen Produktreihe werden mit modernsten Produktionsmethoden gefertigt", sagt der deutsche Spitzenmanager. Die im Oktober 2001 errichtete Anlage mit einer Fläche von 148.000 Quadratmetern liegt in einer der größten Boomregionen Chinas.

"Unsere Hauptindustrien konzentrieren sich auf die Informationstechnologie und die Pharma-Produktion", erläutert der Bürgermeister von Shilong, Xian Zhouen. Mehr als 100 Unternehmen mit ausländischer Beteiligung haben sich bereits in der rasant wachsenden Stadt am Perlfluss-Delta angesiedelt. Die Vorteile lägen nicht nur in den hervorragenden Produktionsbedingungen, sagt Schlierkamp. "Wir haben hier gemeinsam mit unseren chinesischen Kollegen eine Kultur etabliert, die auf Interesse, hoher Motivation und großer Leistungsfähigkeit beruht", erklärt der deutsche Spitzenmanager. (Lars Nicolaysen, dpa) / (jk)