NT plus: geplatzte Träume
Als der ehemalige Actebis-Manager Volker Schwellenberg vor zwei Jahren den Chefposten bei NT plus ĂĽbernahm, hatte er den Traum, das Unternehmen zum MarktfĂĽhrer bei den TK-Distributoren zu machen. Daraus wird wohl nichts.
NT-plus-Chef Volker Schwellenberg
(Bild:Â NT plus)
Lieber NT-plus-Geschäftsführer Volker Schwellenberg,
als Sie im Frühjahr 2008 in das Chefbüro des TK-Distributors NT plus in Osnabrück einzogen, hatten Sie einen Traum. Sie träumten davon, NT plus zum größten Telekommunikationsdistributor in Deutschland zu machen und den langjährigen Marktführer Komsa vom Thron zu stoßen. Und dieses Ziel sollte bereits in diesem Jahr erreicht werden. Profitieren wollten Sie unter anderem von der von Ihnen erwarteten Konsolidierung im Bereich der TK-Distributoren in Folge der schwierigen Marktsituation mit Umsatzeinbrüchen von bis zu 30 Prozent im Jahr. Ihr Chef aus Soest, der Actebis-Holding-Vormann Klaus Hellmich, sprach einigen TK-Distributoren sogar ihre Existenzberechtigung ab. Sie ergänzten diese Aussage dadurch, dass einige der NT-plus-Konkurrenten "kein nachhaltig funktionierendes Geschäftsmodell" hätten.
Lieber Herr Schwellenberg, heute zeigt sich, dass Ihr Traum nicht in Erfüllung gehen wird. Nicht nur ist Komsa nach wie vor Marktführer im Bereich der TK-Distribution. Sondern auch die kleineren Distributoren leben noch und spielen sogar Golf. Dunkle Wolken hängen dagegen über Osnabrück. Nachdem es bereits im März dieses Jahres hieß, dass bei NT plus 70 Mitarbeiter entlassen würden, sorgte in der vergangenen Woche die Meldung für Schlagzeilen, dass Sie weitere 100 Stellen abbauen werden.
Lieber Herr Schwellenberg, Seien Sie ehrlich: Das hatten Sie sich anders vorgestellt. Dass die Konvergenz (also das Zusammenwachsen von TK und IT), von der Sie sich am Anfang Ihrer Amtszeit für NT plus so viel versprochen hatten, auf diese Weise Wirklichkeit wird, nämlich in einer schrittweisen Verschmelzung des TK-Distis NT plus mit der IT-Schwester Actebis, war sicher nicht Bestandteil Ihres Traums. Nun kann man natürlich sagen, dass ein Manager nicht dafür bezahlt wird, zu träumen oder seine Träume zu verwirklichen. Klar, so gesehen stimmt das schon, aber andererseits ist "Traum" doch nur ein anderes Wort für "Vision". Und dass ein Manager oder ein Unternehmer eine Vision haben muss – nämlich eine Vision von der Zukunft des Unternehmens –, das wird ja von den Experten landauf, landab gefordert, vermutlich zurecht.
Lieber Herr Schwellenberg, Sie sind jetzt seit gut zwei Jahren Chef bei NT plus in Osnabrück. In einem Interview mit heise resale vor wenigen Wochen hatten Sie zwar versucht, einen optimistischen und zufriedenen Eindruck zu vermitteln, aber ich glaube, das war nur Show für´s Theaterpublikum. Wenn Sie ehrlich sind, waren die vergangenen zwei Jahre für Sie so richtig bescheiden. Als Sie damals von Actebis zu NT plus wechselten, befand sich das Unternehmen in einer sehr schwierigen Lage, Lieferanten und vor allem die Mitarbeiter waren verunsichert, einige kehrten der Firma auch den Rücken. Sie mussten die Company also erst einmal wieder aufbauen und neu ausrichten. Dann verhagelte Ihnen die bereits erwähnte schwierige Marktentwicklung im Telekommunikationssegment Ihre Laune. Und dass Sie nun als Folge des gestiegenen Kostendrucks die Firma verkleinern müssen, kann Ihnen auch nicht gefallen. Verständlich, wenn Ihnen unter diesen Umständen der Spaß an der Arbeit vergeht. Aber andererseits: Wer behauptet, dass Manager dafür bezahlt werden, Spaß an Ihrer Arbeit zu haben?
Beste GrĂĽĂźe
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