Canons Doppel-V und Sonys halbe Kamera – die Fotonews der Woche 13/2025

Zwei Kameras unter 1000 Euro sollen mehr als Vlogging können, ein neues Profi-Objektiv gibt es auch von Canon, und Sony halbiert eine Cine-Kamera.

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Canons neues 20 mm – besser mit zwei Fangriemen zu benutzen.

(Bild: Canon)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Da sind die Dinger – Canons PowerShot V1 und EOS R50 V wurden in dieser Woche endlich vorgestellt. Schon Monate zuvor pfiffen das Lied dieser Kameras alle Internet-Spatzen von den virtuellen Dächern, sodass sich die Überraschung eigentlich in Grenzen halten könnte. Was Canon aber an semiprofessionellen Features und – laut Datenblatt – neuen Bedienkonzepten eingebaut hat, ist dann doch bemerkenswert.

Noch vor wenigen Jahren waren Log-Formate für 4K-Kameras, die weniger als 1000 Euro kosten, nur ein Traum. Sie ermöglichen umfangreiche Farbbearbeitung, was heute "Looks" genannt wird. Das bekommt man auch ohne große Kenntnisse mit aktuellen Schnittprogrammen locker hin. Dass die Canons nicht nur für das schnelle Vlog-Video gedacht sind, sondern für die immer professionelleren Ansprüche von Webvideo-Produzenten auf YouTube, TikTok und Co. zeigen indes andere Möglichkeiten.

Über die Log-Einstellungen lassen sich auch mehrere Kameras abgleichen, und sollten die Sensoren doch voneinander abweichen, kann das Bild leicht korrigiert werden. Das ist unter anderem für Multi-Kamera-Setups im Heimstudio wichtig, wo der Host in mehreren Einstellungen gezeigt und möglicherweise noch ein Produkt in Detailaufnahmen präsentiert werden soll. Und für Live-Übertragungen könnte man vielleicht bald ohne HDMI-Mischpulte wie die von Blackmagic und das Programm OBS auskommen.

Das würde, spekulativ gesprochen, voraussetzen, dass Canons App auch mehrere Kameras steuern kann. Dann noch stabile WLAN-Verbindungen, das neue Kit-Powerzoom – fertig ist das Live-Setup mit deutlich weniger Kabeln als bisher. Das wäre, Kamera-Preis außen vor, nicht nur billiger, sondern auch viel einfacher und schneller aufzubauen als bisherige Lösungen mit Strom- und HDMI-Verkabelungen, HDMI-Mixer und Notebook zur Steuerung des Ganzen.

Bei solchen Lösungen musste man auch immer noch zur Kamera laufen, um Einstellungen zu ändern. Per App oder USB-C sollte das einfacher gehen. Falls Canon solche Wünsche noch nicht bedacht haben sollte: Software-Updates könnten sie nachliefern. Was die Kameras laut Aktenlage wirklich schon können, verrät unsere ausführliche Meldung zu den beiden Neuvorstellungen. Dazu noch eine Anmerkung: Canons R50 V ist nicht nur ein kleines Update zur bisherigen R50, sondern eine komplett neue Kamera ohne Sucher. Von oben sieht sie fast aus wie Nikons sehr kompakte Z30, für die nun wirklich dringend ein Nachfolger ansteht. Vielleicht hat Nikon ja wegen Canons Konkurrent so lange gewartet.

Bevor wir gleich noch einen Ausflug in die ganz großen Profi-Gefilde des Filmemachens wagen, hier noch die wichtigste Neuvorstellung, über die sich auch Fotografen in dieser Woche freuen dürfen: Canon hat für den RF-Mount einen gewichtigen Glasbrocken vorgestellt. Über ein Pfund schwer und eine UVP von 2.000 Euro ergeben fast vier Euro pro Gramm Objektiv. Damit sollte klar sein: Das Canon RF 20mm f/1.4 L VCM, natürlich mit rotem Ring, ist eine dieser Festbrennweiten für höchste Bildqualität. Und das vierte und teuerste Objektiv der Serie, die schon Brennweiten von 24, 35 und 50 Millimetern bietet.

Dass Canon auch bei diesen Profi-Linsen um ein paar Funktionen fürs Filmen nicht herumkommt, ist angesichts der Preise klar. Besonders bemerkenswert: Alle vier genannten Objektive sollen laut Hersteller einen so ähnlichen Schwerpunkt haben, dass ein Gimbal nicht groß nachjustiert werden muss. Das ist in der Praxis beim Dreh ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn schnell eine andere Brennweite erforderlich ist. Und den leisen, und schnellen Linearmotor – dafür steht das "VCM" – haben auch alle der vier Festbrennweiten. Ende April 2025 soll das 20-Millimeter auf den Markt kommen.

Dass die Anforderungen beim Filmen oft speziell sind, zeigt auch Sonys neuestes Produkt namens "Venice 2 Extension System Mini". Das ist eine Erweiterung für die Kino-Kameras der Serie Venice, und auch ohne diese nicht funktionsfähig, kurz: Man braucht eine Venice, um das nutzen zu können. Denn die Extension ist nur ein Gehäuse mit E-Mount (PL-Adapter gibt es), dem Sensor, der Elektronik und einem Gewicht von nur 540 Gramm ohne Adapter und Objektiv. Die gesamte Datenbearbeitung und die zahlreichen Anschlüsse – darauf kommt es bei Cine-Kameras besonders an – bleiben in der großen Venice-Kamera.

Das heißt zwar, dass ein Kollege mit der kompletten und per Kabel angebundenen Kamera immer hinterherlaufen muss – was Sony in seinem Vorstellungsvideo auch klar zeigt –, aber: Die Beweglichkeit des eigentlichen Kameramanns erhöht sich durch die Extension drastisch. Eine ganze Venice samt Akku und Objektiv trägt man mindestens auf der Schulter, oder schraubt sie auf Stativ beziehungsweise Kran. Schnelle Bewegungen, dynamische Perspektivwechsel sind so kaum möglich. Und die heute angesagte Bildsprache ist eben oft eine, die nach "aus der Hand gefilmt" aussieht.

Kleine, leichte Systemkameras haben sie ermöglicht, meistens auf einem Gimbal. Genau das kann man nun mit Cine-Kameras in 8K erreichen. Das Kabel für die Extension ist 4,5 Meter lang, wohl für feste Positionen gibt es auch eines mit 12 Metern. Das ermöglicht schon recht komplexe Setups, wie sie im weniger professionellen Bereich oft mit mehreren Action-Cams á la GoPro üblich sind.

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Dass Hollywood solch kleine Cine-Kameras möchte, zeigt sich am Film "Top Gun: Maverick". Da kam eine frühe Version der Extension laut Sony nämlich schon zum Einsatz, also vor über zwei Jahren. Bei solchen über hundert Millionen Dollar teuren Blockbustern spielen die Kosten für Kameras nur eine untergeordnete Rolle, sie werden in diesem Bereich ohnehin meist von Spezialfirmen gemietet. Dennoch hier die Preise: Eine komplette Venice 2 kostet ab 60.000 US-Dollar, die Extension um 25.000 Dollar. Und bei "Maverick" kamen laut Regisseur Joseph Kosinski vier Kameras im Cockpit der Kampfflieger zum Einsatz, wie viele davon die Extensions waren, ist jedoch nicht überliefert.

Zurück auf der Erde bleiben wir beim großen Bild: In der Fotografie heißt das heute jedoch Mittelformat. Der Kollege Peter Nonhoff-Arps hat GFX100RF von Fujifilm in Prag ausprobiert. Die 100 Megapixel nutzte er unter anderem für Panoramen, digitales Zoomen und andere Spezialitäten, und natürlich ist sein Praxisartikel unsere Empfehlung für einen Long Read oder Long Click zum Wochenende. Dass diese Ausgabe unserer Kolumne übrigens so videolastig geworden ist, haben wir uns nicht selbst ausgesucht, denn: In der kommenden Woche startet mit der NAB in Las Vegas das größte Branchentreffen der Filmemacher, was Technik betrifft. Und um die dort vorgestellten Neuerungen werden wir wohl auch in den nächsten Fotonews kaum herumkommen.

(nie)